Die 90min-Awards zur EM 2024
- Die EM 2024 ist Geschichte
- Spanien holt den Titel
- Die 90min-EM-Awards
Von Hendrik Gag
Die EM 2024 ist mit dem Finale zwischen Spanien und England zu Ende gegangen. Am konnte sich La Furia Roja durchsetzen und den Pokal in den Berliner Nachthimmel stemmen. Das Turnier hatte fulminant angefangen, ein torreicher erster Spieltag hatte Freude auf mehr gemacht, im Verlauf nahm die Lust der Teams auf Angriffsfußball jedoch merklich ab.
Dennoch lieferte das Turnier einige Momente, an die wir uns gerne zurückerinnern werden. Besonders die Fans machten die EM zu einem unvergesslichen Erlebnis und erinnerten uns daran, wie viel Spaß ein Turnier in einem Fußball-Traditionsland macht.
Mit dem Zurückschauen wollen wir jetzt schon anfangen und versuchen, die Geschehnisse dieser Euro in Form von Awards einzufangen.
Bester Torwart
Sieger: Giorgi Mamardashvili
Am Ende des Turniers hat Giorgi Mamardashvili acht Gegentore in vier EM-Spielen kassiert. Auf den ersten Blick keine Zahlen, die dafür sprechen würden, dass der 23-Jährige der beste Keeper des Turniers war. Bei genauerem Hinschauen fällt jedoch auf, dass Georgien ohne Mamardashvili noch deutlich mehr Gegentreffer hätte hinnehmen müssen. Laut FotMob ließ die georgische Hintermannschaft 11,5 expected Goals zu. Dass es über drei Gegentreffer weniger wurden und das Team sensationell ins Achtelfinale einziehen konnte, liegt vor allem an Mamardashvili.
Honorable Mention: Diogo Costa, Gianluigi Donnarumma
Beste Parade
Sieger: Mert Günok gegen Österreich
Die Parade des Turniers lieferte hingegen der türkische Keeper. Kurz vor Ende des Achtelfinales gegen Österreich köpfte Christoph Baumgartner den Ball völlig freistehend aus kurzer Distanz auf das Tor von Mert Günok. Eigentlich ein sicherers Treffer, der xG-Wert lag bei sage und schreibe 0,94.
Günok packte jedoch einen sensationellen Reflex aus und sicherte seiner Mannschaft den Viertelfinal-Einzug. Eine überragende Parade, anschließend wurden Vergleiche zu Gordon Banks Save gegen Pelé bei der WM 1970 gezogen, der gemeinhin als eine der besten Torhüter-Aktionen aller Zeiten gilt.
Honorable Mention: Diogo Costa gegen Benjamin Sesko, Jan Oblak gegen Cristiano Ronaldos Elfmeter
Größte Überraschung
Sieger: Georgien
Zu Beginn schien die EM 2024 das Turnier der Außenseiter zu werden. Einige Underdogs überzeugten mit attraktivem Fußball, an erster Stelle ist Georgien zu nennen. Wo die Mannschaft von Willy Sagnol war, war das Spektakel nicht weit entfernt.
Das Team hatte sich nur über die Nations League qualifiziert und stürmte dennoch sensationell ins Achtelfinale. Dort war dann gegen Spanien Schluss (1:4), die Mannschaft lieferte der Furia Roja jedoch einen aufopferungsvollen Kampf und wusste trotz der am Ende deutlichen Niederlage zu überzeugen.
Honorable Mention: Türkei, Rumänien
Größte Enttäuschung
"Sieger": Italien
Keine Mannschaft blieb so sehr hinter den Erwartungen zurück wie der Titelverteidiger. Nach einem ordentlichen Auftakt gegen Albanien (2:1) folgte eine 0:1-Niederlage gegen Spanien, bei der das Ergebnis noch das Beste für die Squadra Azzurra war. Im dritten Gruppenspiel gegen Kroatien konnte die Mannschaft erst in der Nachspielzeit ausgleichen und das Weiterkommen sichern.
Im Achtelfinale enttäuschte das Team schließlich auf ganzer Linie. Gegen die Schweiz waren die Italiener von Anfang an chancenlos und schieden sang- und klanglos aus (0:2).
Dishonorable Mention: Belgien, Kroatien
MVP
Sieger: Giorgi Mamardashvili
Auch dieser Awards geht an Mamardashvili. Im Gegensatz zum Besten Spieler geht es nicht nur um die reine Leistung des Spielers, sondern um den Wert eines Akteurs für den Mannschaftserfolg. Ergo: ein starker Spieler, der einer ansonsten schwachen Mannschaft zum Erfolg verhilft, hat besseren Chancen, als ein Star bei einem Top-Favoriten.
Wie bereits beschrieben, lässt sich der Überraschungs-Erfolg von Georgien sehr direkt auf die Leistungen des Torhüters zurückführen. Das Team brachte noch einige andere Qualitäten mit, dennoch gab es keinen Spieler bei diesem Turnier, der so wichtige für den Erfolg seines Teams war wie Mamardashvili.
Honorable Mention: Cody Gakpo, Granit Xhaka
Größter (sportlicher) Aufreger
Sieger: Der Nicht-Pfiff bei Deutschland - Spanien
Es gab kaum eine eindeutigere Kategorie. Der nicht gegebene Elfmeter beim Spiel Deutschland gegen Spanien wird als der (sportliche) Aufreger dieser EM in die Geschichte eingehen. Wie beim Halbfinale zu hören war, haben die deutschen Fans ihren Frust immer noch nicht verarbeitet.
Honorable Mention: Der Elfmeter bei England-Niederlande, die Schiedsrichterleistung bei Türkei - Tschechien
Bester Youngster
Sieger: Lamine Yamal
Normalerweise wäre es sinnvoll, für diesen Award zu definieren, wie alt ein Youngster höchstens sein darf. Bei diesem Turnier ist das jedoch nicht nötig: Der mittlerweile 17-jährige Lamine Yamal hat bei dieser EM nicht nur den Rekord für den jüngsten Spieler bei einer Euro jemals gebrochen, er spielte auch eine Schlüsselrolle beim EM-Titel Spaniens, nicht zuletzt wegen seines Tors zum 1:1 im Halbfinale gegen Frankreich.
Honorable Mention: Jamal Musiala, Nico Williams
Tor des Turniers
Sieger: Jude Bellinghams 1:1 gegen die Slowakei
Auch hier könnte man Lamine Yamal den Preis geben, sein Treffer gegen Frankreich beeindruckte dadurch, wie er ihn erzielte - also auch dadurch, in was für einem Moment, Yamal den Schuss auspackte.
Der Award geht jedoch an den Engländer Jude Bellingham, der sein Team im Achtelfinale gegen die Slowakei mit einem sensationellen Fallrückzieher in die Verlängerung rettete. Die Three Lions gewannen anschließend mit 2:1 und starteten einen Lauf bis ins Endspiel.
Honorable Mention: Lamine Yamals 1:1 gegen Frankreich, Arda Gülers 2:1 gegen Georgien
Beste Fans
Sieger: die Niederlande
Kaum eine Kategorie brachte so viele würdige Gewinner hervor, wie die der besten Fans. Am Ende geht der Award an Oranje. "Van links naar rechts" schwappte dieser Tage unzählige Male durch unsere Feeds und wird uns sicher auch noch lange Zeit nach dem Turnier im Ohr bleiben.
Honorable Mention: Schottland, Rumänien
Bestes Spiel
Sieger: Spanien - Deutschland 2:1 n.V.
Die meisten Leser werden sich nicht gerne an das Spiel zurückerinnern, wenn man sich jedoch von den Emotionen frei macht, muss man feststellen: Spanien gegen Deutschland war das beste Spiel der EM 2024. Die Viertelfinal-Partie hatte alles: zwei Mannschaften, die nach vorne spielen wollen, ein spielerisch hohes Niveau, viele Torchancen auf beiden Seiten, strittige Szenen, ein später Ausgleich und - leider - ein dramatisches Ende mit dem späten spanischen Siegtor.
Honorable Mention: Türkei - Georgien 3:1, Niederlande - Türkei 2:1
Bester Trainer
Sieger: Luis de la Fuente
Den Award bekommt de la Fuente vor allem für seine Arbeit in Vorbereitung auf die EM. Er schaffte es, dem Kurzpassspiel, das die Spanier seit den dominanten Tage Ender der 2000er und Anfang der 2010er pflegen, eine neue Geradlinigkeit hinzuzufügen. Eine Symbiose, die bei dem Turnier ihre Früchte trägt und sogar mit dem Titel belohnt wurde.
Honorable Mention: Julian Nagelsmann, Murat Yakin
Bester Spieler
Sieger: Lamine Yamal
An dieser Stelle hätte man zweifelsfrei auch Rodri oder Fabian Ruiz nehmen können - doch für uns ist Lamine Yamal nicht nur der bester Youngster des Turniers, sondern sogar der beste Spieler. Beim EM-Sieger eine derart prägende Rolle einzunehmen, und das mit frischgebackenen 17 Jahren, verdient allerhöchsten Respekt.
Honorable Mention: Rodri, Fabian Ruiz
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