Pro und Kontra der Auswärtstor-Regelung: Hat die UEFA richtig entschieden?

In der abgelaufenen Saison scheiterten die Bayern am Paris. Trotz eines Gesamtstandes von 3:3.
In der abgelaufenen Saison scheiterten die Bayern am Paris. Trotz eines Gesamtstandes von 3:3. / Anadolu Agency/Getty Images
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Für einige Fußball-Fans wird der 24. Juni 2021 sicherlich als großer Tag in Erinnerung bleiben. Die von vielen gehasste Auswärtstor-Regel ist, wie die UEFA bekannt gab, ab der Saison 2021/22 Geschichte. Dies bringt einige Vor-, aber auch Nachteile mit sich. Wir möchten die wichtigsten Pro- und Kontrapunkte näher erläutern.


1. Pro: Der Gewinner kommt weiter, der Verlierer fliegt raus

Das Schöne am Fußball ist ja eigentlich, dass er ganz simpel ist. Prinzipiell gibt es eigentlich nur drei mögliche Ergebnisse: Sieg, Unentschieden oder Niederlage. Für Pokal-Wettbewerbe heißt dies im Umkehrschluss, dass der Sieger weiter kommt, der Verlierer ausscheidet und ein Unentschieden keine Entscheidung bringt.

Zumindest sollte dies so sein. Aufgrund des Auswärtstor-Regelung kam es regelmäßig dazu, dass ein Team ausschied, obwohl es genau so viele Tore wie der Gegner erzielt hat. Doch warum sollte ein Tor in der Fremde jetzt mehr bringen als ein Treffer zu Hause? Eigentlich sollte doch das Prinzip "Tor ist Tor" zählen und fertig.

Es ist absolut positiv zu sehen, dass ein Team, das weiterkommen will, nun auch zumindest ein Tor mehr erzielen muss als der Gegner. Dies entspricht einfach viel mehr dem Prinzip Fußball und ist deutlich fairer als die alte Regelung. Nach dem unglücklichen Aus gegen Paris Saint-Germain werden das vor allem die Bayern-Anhänger genauso sehen.

2. Kontra: Rückspiel daheim wird zum Vorteil

Es ist allseits bekannt, dass die große Mehrheit der Teams in der Heimat stärker spielen als auswärts. Allerdings wird es von nun an zu einer größeren Anzahl an Verlängerungen kommen, was letzte Saison ja noch nicht der Fall war.

90 Minuten auswärts und 120 Minuten + evtl. Elfmeterschießen daheim wären jedoch immer ein kleiner Vorteil für das Team, das seine Heimpartie im Rückspiel bestreitet. Früher gab es diesen Vorteil nicht, zumal die Auswärtstor-Regel dafür sorgte, dass das Heimteam zwei Tore benötigt, wenn der Gast trifft. Andersrum benötigte die Auswärtsmannschaft jedoch nur ein Tor, falls die Gastgeber treffen.

3. Pro: Auswärtstor-Regelung in Verlängerung fällt weg

Auf der anderen Seite ist es aber auch wieder positiv zu sehen, dass es keine Auswärtstor-Regel in der Verlängerung mehr gibt. Diese sorgte dafür, dass sich die Heim-Mannschaft keinen Fehler erlauben durfte, weshalb sie quasi dazu gezwungen war, passiv zu agieren. Fair war dies nicht unbedingt.

In den 30 Minuten Extra-Spielzeit hatte das Gäste-Team einen klaren Vorteil. Dieser konnte auch dadurch nicht egalisiert werden, dass die Gastgeber zumindest das Publikum im Rücken hatten.

4. Pro: Mehr Verlängerung, mehr Elfmeterschießen

Zu einer richtigen Pokal-Schlacht gehört eine Verlängerung und im besten Fall ein Elfmeterschießen fast schon mit dazu. Es sind die Abende, die den Fußball so richtig ausmachen und für die wir gerne auch bis halb zwölf am Abend wach bleiben. Durch die Abschaffung der Auswärtstor-Regelung wird es definitiv zu mehr Verlängerungen und folglich auch Elfmeterschießen kommen. Auf diesen Nervenkitzel freuen wir uns schon jetzt ganz besonders.

5. Kontra: Es drohen passive Gästeteams

Im Fußball ist es häufig so, dass sich das Gästeteam zurückzieht und den Gegner kommen lässt. Mit einer passiven und defensiven Spielweise versucht die Auswärtsmannschaft zumindest ein Unentschieden abzustauben.

In den europäischen Wettbewerben war dieses Prinzip jedoch nicht ganz so erfolgsversprechend. Ein 0:0 wurde auswärts zwar häufig als gutes Ergebnis gewertet, stellte sich allerdings immer wieder als trügerisch heraus. Das fehlende Auswärtstor sorgte eigentlich immer dafür, dass die Ausgangsposition nicht sonderlich positiv ist. Zukünftig gewinnt das 0:0 aber an Bedeutung für die Gäste. Das am meisten gehasste Ergebnis könnte in Zukunft also noch häufiger eintreten, wenn die Auswärtsmannschaft extrem mauert.

6. Pro: Uns erwarten offensive Heimteams

Allerdings gibt es auch hier wieder eine Kehrseite der Medaille. Von nun an können die Heimteams noch offensiver agieren, zumal ein Gegentor nicht mehr so schwer ins Gewicht fällt, wie bisher.

Wir sehen ab jetzt wieder zwei Fußball-Teams, die einfach versuchen, mehr Tore als der Gegner zu erzielen, ohne Angst haben zu müssen, dass ein Gegentor quasi doppelt zählt. Somit können auch die Spieler mit einem etwas freieren Kopf nach vorne agieren.

Fazit:
Insgesamt gibt es viele Argumente, die sich im Endeffekt allesamt fast egalisieren. Dies spricht dafür, dass die Abschaffung der Auswärtstor-Regelung, was die Punkte Spannung, Spektakel und Fairness angeht, sowohl positive als auch negative Auswirkungen hat. Einen perfekten Weg dazwischen kann es eigentlich gar nicht geben.

Letztendlich ist aber der erste Punkt der entscheidende Faktor. Endlich kommt das Team weiter, das mehr Tore erzielt hat und niemand scheidet mehr nach einem Unentschieden unglücklich aus. Im Fußball sollte jedes Tor gleich zählen und dann das Team mit mehr Toren weiterkommen. Ganz einfach und ganz simpel, so wie wir den Fußball eben lieben.