Australischer Titeltraum geplatzt! England folgt Spanien ins WM-Finale

  • England steht erneut in einem Finale
  • Matildas-Titeltraum geplatzt
  • Russo und Hemp glänzen
Grund zum Jubeln - England steht zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren in einem Finale
Grund zum Jubeln - England steht zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren in einem Finale / Brendon Thorne/GettyImages
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England folgt Spanien in das WM-Finale! Zum zweiten Mal in zwei Jahren geht es für die Lionesses im direkten Duell um den Titel. Mit einer überzeugenden Leistung setzte sich die Mannschaft von Sarina Wiegman durch Treffer von Ella Toone, Lauren Hemp und Alessia Russo mit 3:1 gegen Gastgeber Australien durch. Auch der Treffer von Star-Stürmerin Sam Kerr half den Matildas schlussendlich nicht für die große Sensation auf heimischem Boden.

Im Vergleich zu den vorherigen Auftritten legte das englische Team eine deutliche Steigerung hin und behielt über weite Teile der ersten Halbzeit die Überhand. Sie belohnten sich dafür mit dem Führungstreffer durch Toone (36.), während die Australierinnen im Angriff nur wenige Akzente setzen konnten. Kerr brachte das Stadion mit ihrem Ausgleichstreffer für kurze Zeit zum Beben (63.), doch Hemp stellte kurz darauf wieder die ursprünglichen Verhältnisse her (71.). Den Schlusspunkt setzte schließlich Russo und besiegelte somit das Aus der Australierinnen.

Es war ein Spiel der Bekannten: Gleich 13 Spielerinnen aus der Startelf beider Mannschaften waren in der vergangenen Saison in der englischen Women's Super League aktiv. Besonderes Augenmerk galt dem Duell zwischen der australischen Stürmerin Sam Kerr vom FC Chelsea und England-Torhüterin Mary Earps. Erst vor einigen Monaten waren sich die beiden noch im Finale des FA-Cups im Wembley-Stadion gegenüber gestanden. Damals konnte die Australierin den entscheidenden Treffer gegen die englische Schlussfrau erzielen - zwar gelang es Kerr ein weiteres Mal, die Schlussfrau von Manchester United zu überwinden, doch am Ende war das trotzdem zu wenig für einen Sieg.

Australia v England: Semi Final - FIFA Women's World Cup Australia & New Zealand 2023
Zusammen wollen sie Großes bewegen - die australische Nationalmannschaft kurz vor Beginn der Halbfinal-Partie gegen England / Brendon Thorne/GettyImages

Die Zeichen standen zwiespältig für Australien vor Beginn des Halbfinals. Auf der einen Seite stand Kerr nach einer Wadenverletzung zum ersten Mal bei diesem Turnier in der Startelf, auf der anderen musste das Team von Tony Gustavsson krankheitsbedingt auf Innenverteidigerin Alanna Kennedy verzichten, die bisher eine tragende Rolle im Team eingenommen hatte. Für sie rückte die erfahrene Clare Polkinghorne an die Seite von Clare Hunt.

Hingegen nahm Sarina Wiegman keine Veränderungen in der englischen Startformation vor. Die Lionesses mussten zudem weiterhin ohne die gesperrte Lauren James auskommen.

Die Partie begann zunächst mit einem langsamen Abtasten beider Mannschaften: Während die australischen Fans schon ordentlich Stimmung machten, setzte Englands Mittelfeld-Zentrale Keira Walsh das erste Zeichen, indem sie Kerr gleich mal zu Fall brachte. Das erste Mal richtig laut wurde es, als die australische Stürmerin nach langem Pass in die Tiefe zu ihrem ersten Abschluss kam, allerdings war sie vorher im Abseits gestanden (8.).

Auch auf der anderen Seite kamen die Lionesses zu einer vielversprechenden ersten Großchance durch Georgia Stanway. Nach einem starken hohen Pass in den Strafraum von Alex Greenwood musste Torhüterin Mackenzie schon früh im Spiel ihre ganze Klasse zeigen, um das Leder zur Ecke abzuwehren.

Georgia Stanway, Clare Hunt
Erste Großchance für England - Georgia Stanway kommt ungehindert zum Abschluss / Cameron Spencer/GettyImages

England wirkte in der Anfangsviertelstunde etwas frischer. Es gelang ihnen schon früh, einige Male erfolgreich hinter die australische Abwehrkette zu kommen. Dabei landete ein Versuch von Alessia Russo nach guter Vorarbeit von Lauren Hemp und Ella Toone nur am Außennetz. Sehr auffällig war auch die sehr physische Herangehensweise der Engländerinnen, die mit vielen kleinen Fouls arbeiteten, um die Australierinnen schon früh zu stoppen. Die Matildas überließen den Lionesses das Aufbauspiel und verließen sich unterdessen auf ihre Schnelligkeit im Umschaltspiel.

Allerdings fanden die Australierinnen mit der Zeit immer besser ins Spiel und kamen unter anderem bei Standards gefährlicher vor das englische Tor. So wie in der 30. Minute, als eine Ecke von Steph Catley die völlig freie Hayley Raso am langen Pfosten fand. Ihr Schuss aus kurzer Distanz wurde jedoch zu einem erneuten Eckstoß abgewehrt. Auch über die Außen gab es immer mehr Möglichkeiten, gerade das Zusammenspiel aus Raso und Ellie Carpenter resultierte fast in der nächsten Großchancen, doch die Hereingabe der Außenverteidigerin fiel dann doch etwas zu hoch aus (32.).

Es waren dann doch die Lionesses, die zum ersten Mal jubeln durften. Nach einem Einwurf von Rachel Daly tief in der gegnerischen Hälfte herrschte Unordnung im australischen Strafraum. Toone nutzte dies eiskalt aus, als sie den Ball unhaltbar in das rechte obere Toreck feuerte (36.).

Ella Toone
Der Schuss zum englischen Glück - Ella Toone bringt die Lionesses in Führung / Brendon Thorne/GettyImages

Welche Reaktion zeigten die Matildas auf das Gegentor? Fürs Erste änderte sich nicht viel. Zwar probierten die Australierinnen es vor allem weiter über die schnellen Außen, scheitertern aber ein ums andere Mal an der starken englischen Abwehr.

Australien kam mit deutlich mehr Schwung aus der Halbzeitpause. Häufiger konnten die Matildas nun das Spiel von hinten aufbauen, da sich England etwas defensiver ausrichtete. Caitlin Foord, die bisher noch nicht richtig in die Partie gefunden hatte, setzte das erste Zeichen mit einem Kopfball aus drei Meter Entfernung zum Tor, der Schlussfrau Earps jedoch keine Probleme bereitete (49.).

Und wer anderes als Sam Kerr sollte es werden, die den so wichtigen Ausgleichstreffer für die Matildas in der 63. Spielminute erzielte? Der große Auftritt der Australierin startete mit einem gut getimten Steilpass zur Chelsea-Stürmerin, die mutig ins Eins-gegen-eins gegen England-Kapitänin Millie Bright ging. Ihr Schuss aus rund 25 Metern passte genau in das linke obere Eck, um das Stadion zur Ekstase zu bringen.

Sam Kerr
Der so wichtige Ausgleichstreffer für Australien - Sam Kerr bringt mit ihrem Tor das ganze Stadion zum Beben / Brendon Thorne/GettyImages

Als Reaktion auf den Treffer wurden nicht nur die australischen Fans zurückgeholt, auch von England musste ab sofort wieder mehr kommen. Zunächst waren die Lionesses noch etwas unglücklich bei Russos Kopfballversuch, der nur knapp am rechten Pfosten vorbeistrich (70.). Doch dann war es Hemp, welche die Engländerinnen erneut in Führung brachte. Carpenter erlaubte sich einen groben Schnitzer und erlaubte der Angreiferin den Abschluss aus kurzer Distanz (71.).

Für die Schlussphase brachte Gustavsson Stürmerin Emily van Egmond für Verteidigerin Polkinghorne, um volles Risiko in der Offensive zu gehen. Es ergaben sich gleich mehrere Großchancen für die Matildas. Zunächst kam Kerr nach gutem hohen Zuspiel im Sechzehner zum Kopfball, setzte das Leder jedoch über das Tor (82.). Den Versuch der eingewechselten Courtney Vine konnte Earps erst beim zweiten Versuch sichern. Und dann war es wieder Kerr, welche die Großchance zum Ausgleich verpasste, als ihr Schuss nach einer Ecke wieder über das Tor ging (85.).

Das Auslassen so vieler Chancen sollte sich anschließend rächen, als die Engländerinnen mit Russo und Hemp in den Konter übergingen. Dieses Mal war es Russo, die den Gegenstoß gekonnt im Tor unterbrachte und damit bereits einige Minuten vor dem Abpfiff die Herzen der Australierinnen entzweibrach (86.).

Alex Greenwood, Lauren Hemp
Kongeniales Duo im Halbfinale - Alessia Russo und Lauren Hemp sorgten zusammen für zwei Treffer für die Lionesses / Justin Setterfield/GettyImages

Mit letzter Kraft starteten die Matildas im Anschluss die verzweifelte letzte Offensive und drängten bis zum Schluss auf einen weiteren Treffer. Die Mühen zahlten sich jedoch nicht mehr aus, was zum 3:1-Endergebnis für England führte.


Damit ist der australische Titeltraum auf heimischem Boden ausgeträumt. Die Matildas, die trotz der Niederlage sehr stolz auf die Turnierleistung sein können, dürfen im Spiel um Platz drei gegen Schweden am Samstag noch einmal ran. Für England geht es hingegen schon wieder um den Titel, wenn die Mannschaft von Wiegman einen Tag später im WM-Finale auf Spanien trifft.