Ausgliederung auf Schalke? Wie das heikle Thema angegangen werden sollte
Von Yannik Möller

Auf Schalke gerät das Thema einer Ausgliederung erneut in den Fokus. Die Vorstände Jochen Schneider und Alexander Jobst erklärten gegenüber dem kicker, bereits Konzepte dazu auszuarbeiten, die den Fans bald vorgestellt werden sollen. Das Wichtigste rund um dieses mit Emotionen und auch Sorgen befüllte Thema: Es muss eine vernünftige Diskussion stattfinden, im ganzen Verein.
Wenig Geld, das sportliche Abrutschen und die große Sehnsucht nach dem Kampf um Europa. Es sind viele Gefühle, die sich in den letzten Jahren bei Schalke 04 zusammentragen lassen und die Fans wehmütig in die Vergangenheit blicken lassen. Der Weg, so haben es sich die Vereinschefs inzwischen öffentlich auf die Fahnen geschrieben, soll aber in die Zukunft gehen.
Dieser Weg, das erklärten Marketingvorstand Alexander Jobst und Sportvorstand Jochen Schneider dem kicker, hat allerdings keineswegs nur eine Richtung. "Langfristig gesehen stehen wir derzeit an einer Gabelung", so Jobst bildlich passend. Gemeint ist damit eine sehr wichtige, wenn nicht gar die wichtigste Entscheidung, die der Verein jemals hat treffen müssen: Ausgliederung, ja oder nein? Wenn ja, in welchem Rahmen, unter wem, wofür und mit welchen Zielen?
Schalke vor "einer Gabelung"
"Entweder wir verabschieden uns von unseren langfristigen sportlichen Zielen - dann können wir weitermachen wie bisher. Oder aber wir wollen auch in Zukunft ein ambitionierter Verein sein, dann müssen wir uns mit einer Strukturveränderung beschäftigen", so die Worte. Zunächst sei festgehalten: Jeder S04-Anhänger wünscht sich, dass sein Klub wieder erfolgreich wird - völlig unabhängig von e.V.-Diskussionen, fernab von Personalien oder eigenen Präferenzen, wie sich an der Gabelung entschieden wird: Dem Klub wird nur das Beste gewünscht.
Aber gerade weil jeder nur das Beste für Schalke will und das auf so verschiedenen Wegen, gibt es emotionale Debatten, wie sich der riesige Klub in Zukunft aufstellen soll. Befürworter einer Ausgliederung sehen - wenn richtig gehandhabt - den sportlichen Erfolg zurückkehren, Schritt für Schritt und das (sich nicht beißende) Bild eines modernen Traditionsvereins. Kritiker dieser monumentalen Veränderungen haben vor allem die Misswirtschaft der letzten Jahre vor Augen, wenig bis kein Vertrauen in die Führungsetage und fürchten zum Teil einen Ausverkauf der Werte.
Natürlich gibt es diejenigen Mitglieder und Fans, die noch unentschlossen oder eine Mischung aus diesen beiden "Extremen" sind. Sie werden in der Mehrheit sein, schlussendlich werden vor allem sie die Frage, ob bei der entscheidenden Abstimmung in (ferner) Zukunft die notwendigen 75 Prozent erreicht werden, um diesen von Jobst als "Strukturveränderung" bezeichneten Schritt angehen zu können, beantworten.
Aus all diesen Aspekten, den Hoffnungen und Sorgen, den unterschiedlichen Sichtweisen und der - ohnehin - ungewissen Zukunft des Vereins geht ein Grundsatz einher: Die Diskussionen zu diesem Thema müssen transparent, ausgiebig, sorgfältig geführt und alle etwaigen Fragen grundlegend beantwortet werden. Zum aktuellen Zeitpunkt ist eine Ausgliederung, sei es nun zu einer Genossenschaft oder sonstigen Modellen, sowieso kein Thema. Man würde sich nicht nur als viel zu klein verkaufen, auch eine solche Abstimmung auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ist in den nächsten Monaten nicht zu realisieren.
Umso mehr Zeit und Gelegenheiten für den Verein und die handelnden Personen, für mögliche Konzepte, ihre Ideen und die ausgemalten Chancen zu werben. Offen über die diversen Kanäle des S04, in regelmäßigen kleineren Treffen, in Konferenzen, mit insgesamt möglichst vielen Anhängern von Königsblau. Es gilt immerhin, einen enorm wichtigen sowie grundlegenden Schritt zu beraten. Dafür sollte keiner ausgeschlossen, kritisiert oder diffamiert werden - solche Diskussionen sind dringend notwendig, um derartige Maßnahmen zu beraten und Schalke 04 auf richtige Pfade zu lenken.
Mehr Kommunikation wagen - Vereinsmedien für offene Erklärungen nutzen
An dieser Stelle direkt eine Bitte an den Vorstand, der derzeit dabei ist, "Vorarbeiten" zu den Konzepten oder dem Konzept selbst anzutreiben: Wenn ein solcher Schritt angegangen wird, kommuniziert das doch bitte zuerst als Verein selbst, über die Homepage, über YouTube, über Twitter und so weiter. Schon vor Wochen und Monaten hat man bereits erklärt, bei diesem Thema "unsere Fans und Mitglieder einbinden" zu wollen, und das so früh und offen wie möglich. Dann dürfte auch das Verständnis für solche Gedanken wachsen und nicht so viel Misstrauen entstehen.