Aus Sicht eines Schalke-Fans: Tedesco als neuer Leipzig-Coach

Domenico Tedesco trainiert ab sofort Leipzig
Domenico Tedesco trainiert ab sofort Leipzig / Robbie Jay Barratt - AMA/GettyImages
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Domenico Tedesco hat bei RB Leipzig als neuer Trainer angeheuert. Den allermeisten ist seine Zeit auf Schalke im Gedächtnis geblieben. Dort hatte er zwar ein unrühmliches Ende, aber eine große emotionale Verbindung zu Klub und Fans. Bei aller Freude bleibt dieser Wechsel ein Wermutstropfen - aber nur ein kleiner. Ein Kommentar.


Es ist nicht der erste und gewiss auch nicht der erste Trainerwechsel dieser laufenden Bundesliga-Saison. Und trotzdem ist die Anstellung von Domenico Tedesco als neuer Coach bei RB Leipzig ein besonderer Vorgang für viele Fans. Und längst nicht nur für die Anhänger der Sachsen, sondern allen voran auch für die Fans von Schalke 04.

Schließlich kann zweifelsfrei behauptet werden, dass Tedesco der Trainer war, mit dem die Anhänger in den letzten Jahren die mit Abstand größte emotionale Verbundenheit aufgebaut haben. Das lag zwar auch an der Vizemeisterschaft, dem legendären 4:4- oder auch dem 2:0-Derby in eben jener Saison. Aber gewiss nicht nur.

Seine grundsätzliche Art und Weise, seine Verbundenheit zum Klub haben ihn zu einem der beliebtesten Trainer bei S04 gemacht. Auch wenn sein Ende unrühmlich und sportlich ausweglos war.

Tedesco in Leipzig: Mulmiges Gefühl aus S04-Sicht, aber mit viel Verständnis

Nun ist er also in Leipzig hauptverantwortlich. Ein ordentlicher Schritt nach der Pause in den letzten Monaten. Zuvor in Moskau war er sehr erfolgreich, auch Spartak führte er zur Vizemeisterschaft und gewann dabei viele Fan-Herzen.

Als S04-Fan blickt man mit ein wenig gemischten Gefühlen auf diesen Wechsel. Natürlich, es gibt sympathischere Vereine in Deutschland als RBL. Auch wenn der Klub erfolgreich und insgesamt gut geführt ist, so sorgt der finanzielle Hintergrund und die Geschichte doch für ein wenig Bauchschmerzen.

Zumal Tedesco bislang ein Trainer war, für den die Emotionalität eines Vereins und dessen Fan-Umfeld ein wichtiger Aspekt gewesen ist. Das war schon in Aue so, bei Königsblau erst recht und auch in Moskau gab es diese Verbundenheit. Der Satz "Schalke ist für mich kein gewöhnlicher Klub" bei seiner Vorstellung sollte seine Amtszeit prägen.

Domenico Tedesco
Tedesco nach dem 2:0-Derbysieg in der Nordkurve / PATRIK STOLLARZ/GettyImages

Dieser Faktor ist in Leipzig, trotz regelmäßig vollem Stadion, noch mal ein ganz anderer. Für die meisten Anhänger der Knappen wäre es wohl schöner gewesen, er hätte eine neue Trainerstation in seiner bevorzugten Serie A gefunden. Nun kam es aber nun einmal anders.

Das ist aber gewiss kein Grund, Tedesco dafür zu kritisieren. Ihn nun als Heuchler zu betiteln, seinen damaligen Nordkurven-Auftritt anders zu sehen oder völlig die Sympathie zu verlieren, wäre sinnloser Quatsch. Für ihn als Trainer ist es eine reizvolle, spannende und interessante Herausforderung. Er konnte bei einem der besten deutschen Vereine anheuern, diese Möglichkeit lässt er natürlich nicht aus.

Als Schalker freue ich mich einfach für ihn, dass er diese Aufgabe anvertraut bekommen hat. Das überwiegt jedes etwas negative Gefühl über seinen neuen Verein, schließlich galt die Sympathie auch ihm persönlich und nicht dem S04-Logo auf seiner Jacke.

Und selbstredend steht somit auch die Hoffnung im Vordergrund, dass er bei dieser Station so erfolgreich sein wird, wie es in Moskau der Fall war. Denn eines ist wohl klar: Schafft er mit RBL den Turnaround, zeigt einen passenden Fußball (schon bei Spartak viel mehr Tore) und sich selbst von seiner guten Seite, dann kann das ein Durchbruch für ihn sein. Eine Art Meilenstein. Und so einen Erfolg wünscht man einem so beliebten Ex-Coach doch.


Fan-Video zum damaligen Aus auf Schalke.