Aus 3 mach 1 - wer geht beim HSV als Stammtorwart in die neue Saison?
Von Guido Müller
So richtig ist in die Diskussion bezüglich der Torwartfrage beim Hamburger SV in den letzten zwei Jahren keine Ruhe reingekommen. Wurde mit Julian Pollersbek nach der Spielzeit 2018/19 einer der Verantwortlichen für den nicht gelungenen sofortigen Wiederaufstieg ausgemacht, ereilte seinen Nachfolger Daniel Heuer Fernandes zum Ende der Folgesaison ein ähnliches Schicksal. Seine Degradierung nach dem 28. Spieltag spülte dann erneut Pollersbeck als Nummer eins ins Tor der Hanseaten. Doch wer künftig als Stammkeeper in die neue Serie startet, lässt Daniel Thioune weiterhin offen.
Thioune noch ohne Entscheidung
"Ich muss das für mich noch ein wenig sortieren", gab der Übungsleiter am Wochenende gegenüber der Mopo zu verstehen. Thioune, der in der T-Frage einen engen Austausch mit dem spezifischen Torwarttrainer der Rothosen, Kai Rabe, pflegt, hat seinen drei Schlussmännern (Julian Pollersbeck, Daniel Heuer Fernandes und Tom Mickel) während der Tage im Trainingslager im österreichischen Bad Häring jeweils 60 Minuten Spielzeit eingeräumt. Auch in den vorherigen drei Tests gegen Hansa Rostock, FC Midtjylland und FC Randers kam das Trio auf annähernd pari verteilte Einsätze.
Hat Thioune also nur noch nicht genug von allen Kandidaten gesehen - oder behält er seine Entscheidung aus strategischen Gründen (um die Spannung aufrechtzuerhalten) noch für sich? Bezüglich von Torhütern sind solche Geplänkel eigentlich eher kontraproduktiv. Klarheit und die damit einhergehende Planungssicherheit sind auf dieser Position wichtig, auch um das Gesamtgebilde sich einspielen zu lassen. Da aber die endgültige Formation für die vor dem Keeper operierende Innenverteidigung auch noch nicht gefunden ist, ist das Ganze in diesem Fall nicht so tragisch.
Verkauf von Pollersbeck immer noch möglich
Oder spukt womöglich, und das wäre noch ein anderer Ansatz, im Hinterkopf von Thioune das durchaus denkbare Szenario, dass Pollersbeck den Klub doch noch in diesem Sommer verlässt? In diesem Fall, so hörte man aus dem Umfeld, soll es keineswegs so sein, dass Heuer Fernandes dann automatisch übernehmen würde.
Klar ist, dass Pollersbeck momentan in sein letztes Vertragsjahr geht. Eine unbefriedigende Situation - vor allem für den Klub. Der deshalb das Preisschild für den Keeper auch schon erheblich runtergesetzt hat. Mit einem geringen siebenstelligen Betrag wäre man am Volkspark wohl schon zufrieden. Allein - konkrete Angebote für den U21-Europameister von 2017 stehen weiterhin aus.
Klärung der T-Frage erst Anfang Oktober?
Unter diesen Aspekten ist es nicht unwahrscheinlich, dass die aktuelle Dreierkonstellation auf der Torwartposition noch gesprengt wird. Gut möglich, dass sowohl Pollersbecks Abgang als auch die dann notwendige Beschaffung eines neuen Keepers erst Anfang Oktober, gegen Ende der Transferperiode, realisiert werden kann.
Wäre heute Pflichtspielstart, würde wohl Pollersbeck als Nummer eins auflaufen. Zwar agierte er zuletzt gegen Feyenoord Rotterdam ein-, zweimal unsicher im Spiel mit dem Ball, vereitelte aber auch im Gegenzug einige klare Torchancen der Holländer auf glänzende Weise.