Auf Teufel komm raus: FIFA und UEFA mit fehlender Rücksicht in Pandemie-Zeiten
Von Yannik Möller

Vereinfacht gesagt: Früher, so zumindest das häufige und selbstredend subjektive Empfinden, war der Fußball als Wettbewerb noch einfacher. Es gab die nationalen Ligen, die beiden großen europäischen Rennen um Ruhm und Ehre, zwischendurch noch die großen Welt- und Europameisterschaften und die dazugehörigen Qualifikationsrunden.
Heute, ganz aktuell, treffen aber auch noch die Nations League, zahlreiche internationale Testspiele, eine Klub-WM, eine bereits in den nächsten Sommer verschobene EM und ein ohnehin schon sehr enger Terminkalender auf ein großes Problem: Eine weltweite Pandemie, die speziell in den nächsten Monaten weiter für volle Krankenhäuser, Schmerz und Leid, Debatten und Frustration sorgen wird. Mittendrin also immer mehr Wettbewerbe im Fußball, die - weil von UEFA und FIFA angetrieben - rund um den Globus stattfinden sollen und offenbar auch müssen.
FIFA und UEFA sorgen für zusätzliche Probleme - Beispiele offensichtlich: Zwischen Ukraine-Quarantäne und Klub-WM
Die Probleme liegen dabei nicht nur auf der Hand, sie sind sichtbar und beispielhaft: Das geplante Spiel zwischen der Schweiz und der Ukraine wurde abgesagt, weil der ukrainischen Mannschaft eine Quarantäne angeordnet wurde - nachdem man das Spiel gegen Deutschland noch im Eilverfahren vermeintlich sicher-getestet hat, ehe im Nachhinein weitere positiv getestete Spieler, die zuvor auf dem Platz standen, gefunden wurden.
Auch ganz aktuell: Die FIFA muss die Klub-WM in den Februar verschieben, eigentlich sollte sie im Dezember stattfinden. Das betrifft neben dem FC Bayern aus der Bundesliga einige weitere Vereine, deren nationale Ligen - die eigentlich den größten Fokus bekommen sollten - nun umstrukturieren müssen. Alleine beim FCB sind vier Partien direkt betroffen, die allesamt nachgeholt werden müssen. Mehr als unglücklich für die Münchener, aber nicht nur: Schließlich wird an anderer Stelle auch der bereits angezogene Terminkalender für die betroffenen Gegner nochmals enger.
Selbst ohne die Gefahren und Auswirkungen des Coronavirus stehen Wettbewerbe wie die Klub-WM oder die Nations League in der Kritik: Immer mehr, immer höher, immer weiter, so scheint das Motto zu lauten. Gefühlt wird in jedem Jahr mindestens eine neue Qualifikation, ein neues Finale oder ein neuer Titel erfunden, der ausgespielt und vermarktet werden soll.
Zuletzt stellte sich auch Toni Kroos mit seinem Podcast in die Öffentlichkeit und kritisierte dieses Vorgehen: "Wir entscheiden sowas als Spieler ja leider nicht. Wir sind nur die Marionetten von FIFA und UEFA. Wenn es eine Spielergewerkschaft geben würde, dann würden wir auch keine Nations League oder keinen spanischen Supercup in Saudi-Arabien spielen. Bei diesen Wettbewerben geht es darum, alles finanziell herauszusaugen."
Gerade auf die Spieler bezogen wird oftmals vergessen oder auch unterschätzt, wie körperlich aber auch mental anstrengend solche Programme sein können. Hier nach Katar reisen für Pokal X, zwei Tage später wieder Bundesliga, zwei weitere Tage darauf wieder Champions League, darf es zwischendurch noch ein Testspiel mit den Nationalmannschaften sein, mit denen man zusätzlich um die Erde reist?
Natürlich lässt es sich leichter sagen, als tun, dennoch: Welch großes Lob die beiden großen Dachverbände des Fußballs doch ernten würden, wenn sie zumindest in der aktuell ohnehin sehr angespannten Zeit erklären würden, beispielsweise die Klub-WM nicht ausspielen lassen zu müssen? Bei allem Respekt für den Ehrgeiz eines jeden Spielers, der jeden Titel gewinnen will - aber zurzeit dürfte, oder eher müsste der Fokus auf dem Wesentlichen liegen: Zumindest die jeweiligen Ligen halbwegs durchzubekommen, sowie die Champions- und Europa League. Alles andere sollte derzeit offen zur Debatte stehen.