Aue-Präsident fordert: "Wir brauchen bis Ende Dezember einen Fußball-Lockdown"
Von Yannik Möller
Einen zeitlich begrenzten "Fußball-Lockdown", das fordert Helge Leonhardt, der Präsident von Erzgebirge Aue. Er begründet die Forderung mit nun notwendiger Vernunft und Solidarität. Eine Unterbrechung der Saison erscheint jedoch kaum denkbar.
Die steigenden Corona-Zahlen machen sich selbstverständlich auch im Profifußball bemerkbar. Gibt es mehr aktive Fälle in der Bevölkerung, sind auch die Fußballer häufiger von positiven Tests oder zumindest Quarantäne-Anordnungen betroffen. Manch einer fordert deshalb einen ganz drastischen Schritt.
So etwa Helge Leonhardt. Der Präsident von Erzgebirge Aue macht gegenüber der Bild deutlich: "Wir brauchen bis Ende Dezember einen Fußball-Lockdown. Die nächsten vier Wochen werden extrem schwierig für unser Land und stellen uns vor eine Zerreißprobe. Dort wird kluges und geordnetes Handeln gefragt sein, ohne chaotische Aktionen."
Damit holt der 63-Jährige direkt den Holzhammer raus. Seine Begründung: "Die Corona-Situation in einzelnen Bundesländern wird immer dramatischer [...]. In so einer angespannten Lage sollte der Fußball seiner Vorbildrolle gerecht werden und den Spielbetrieb aus Gründen der Vernunft, Solidarität und Vorbildwirkung sofort ruhen lassen." Dies sei sein "Wunsch", den er an die DFL und die Ministerpräsidenten herantragen möchte.
"Fußball-Lockdown" im Dezember, Spiele mit Fans im Januar - Leonhardts Wunsch bleibt ein vages Konzept
Diesem Wunsch nach würde unter 3G-Regeln noch trainiert werden dürfen, aber der Spielbetrieb würde sofort ruhen. Erst im Januar dürften dann wieder Spiele stattfinden, die Spiele in englischen Wochen nachgeholt. "Aber nicht vor leeren Rängen, sondern einheitlich wieder mit Fans. Die Fans gehören zum Fußball dazu", betont Leonhardt zudem.
Eine Forderung, die natürlich auf Probleme in der Gestaltung und vielerorts Unverständnis treffen wird. Der Terminkalender ist auch in dieser Spielzeit eng getaktet, englische Wochen würden alle Mannschaften weiter unter Druck setzen. Außerdem gibt es gültige TV-Verträge, die nicht einfach aus Solidarität abgekanzelt werden können. Kann der Spielbetrieb ohne größere Probleme stattfinden, wie es derzeit der Fall ist, ist er grundsätzlich aufrechtzuerhalten.
Dass diese Idee zudem aus Sachsen kommt, sorgt nebenbei für etwas Beigeschmack. Immerhin hat das Bundesland die mit Abstand höchsten Inzidenzen, die größten Anspannungen in den Krankenhäusern - und dahingehend auch die niedrigste Impfquote. Geisterspiele sind bereits angekündigt.
Während andere Länder zurzeit ganz unterschiedlich intensive Corona-Probleme haben, befürchtet der Aue-Präsident eine Wettbewerbsverzerrung: "In Sachsen dürfen gar keine Fans mehr kommen, das betrifft in den ersten drei Ligen RB Leipzig, Aue, Dresden und Zwickau. [...] Dagegen sind die Stadien in anderen Regionen teilweise ausverkauft. Das ist kein fairer Wettbewerb mehr und sorgt bei den Klubs, die vor leeren Rängen spielen müssen, außerdem für neue wirtschaftliche Schwierigkeiten."
Selbstredend bringen die teils angeordneten Geisterspiele auch finanzielle Probleme mit sich. Allerdings würden andere Klubs im Falle eines von ihm geforderten "Fußball-Lockdowns" in dieser Zeit auch keine Einnahmen generieren, obwohl sie es dürften. Wie so etwas beispielsweise den Aktionären von Borussia Dortmund erklärt werden würde, bliebe eine spannende Frage.
Zumal Leonhardt auch bei den eigenen Fans für Unmut sorgen dürfte. Immer wieder hängen Banner im Erzgebirgsstadion, die die Aufhebung sämtlicher Corona-Einschränkungen fordern. Das ist zwar auch immer mal wieder in anderen Stadien zu sehen.
Allerdings stellten sich vor wenigen Wochen einige Fans auch gegen die von Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer angedachten, weiteren Maßnahmen - die inzwischen umgesetzt oder zumindest angekündigt werden. "Kretschmer, du willst Sachse sein? Verhältst dich wie ein Wessischwein!", war dort kürzlich zu lesen.
So bleibt das von Leonhardt angedachte Konzept wohl vorerst auch nur ein Konzept. Wobei auch gar nicht verlässlich gesagt werden kann, dass es im Januar wieder weitergehen könnte. Womöglich ist die Lage dann noch genauso schlimm - oder gar schlimmer.