Atlético Madrid: Wie ein Viertelfinal-Aus zum Wendepunkt zum Guten wurde

Seit 2011 als Cheftrainer der rojiblancos tätig: Diego Simeone
Seit 2011 als Cheftrainer der rojiblancos tätig: Diego Simeone / Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images
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Die Konkurrenz aus Madrid und Barcelona hat vorgelegt, doch mit einem Sieg über Celta de Vigo könnte Spaniens Tabellenführer Atlético Madrid heute Abend (21.00 Uhr) den Vorsprung auf seine ärgsten Verfolger wieder auf zehn Punkte vergrößern. Und hätte gegenüber dem Duo immer noch ein Nachholspiel (bei der UD Levante am 17. Februar) in der Hinterhand.

Die Zeichen für einen neuerlichen Meistertitel für die colchoneros (es wäre ihr elfter) stehen also gut. Zuletzt konnten die indios 2014 in die Phalanx der beiden Super-Klubs einbrechen und sich als bestes Team Spaniens krönen. Vater des damaligen Erfolges war Diego Simeone.

Der vor allem seit dem letzten Jahr einen bemerkenswerten Entwicklungsprozess hinter sich gebracht hat. Rückblende: Nach dem für viele (vor allem in Madrid) überraschenden Champions-League-K.o. gegen RB Leipzig im Viertelfinale der letztjährigen Ausgabe (1:2), streute RB-Trainer Julian Nagelsmann noch Salz in die Wunden der rojiblancos, als er hinterher von der relativen Einfachheit sprach, mit der man sich auf die "erwartbare Taktik" des Gegners vorbereiten konnte.

Das hat - aus heutiger Perspektive - für ein Umdenken bei Simeone bezüglich seiner Ausrichtung gesorgt. Raus aus dem starren 4-4-2, auf das sich taktisch gewiefte Übungsleiter (wie Nagelsmann) immer besser einstellen konnten, hin zu einem weitaus flexibleren 3-5-2.

Hinten steht wie bisher meistens die Null...

Addiert zu den traditionellen Stärken der Mannschaft, wie Robustheit, Galligkeit, Einsatzwillen, ergibt der daraus entstandene neue Mix eine fast schon unwiderstehliche Kombination aus Ballsicherheit, defensiver Disziplin (nur zehn Gegentore (!) in 19 Liga-Spielen) und Effektivität vor dem gegnerischen Tor.

Macht in Madrid da weiter, wo er in Barcelona aufgehört hat: Luis Suárez trifft auch für Atlético regelmäßig
Macht in Madrid da weiter, wo er in Barcelona aufgehört hat: Luis Suárez trifft auch für Atlético regelmäßig / CRISTINA QUICLER/Getty Images

...und vorne knipst Suárez

Auch dank der Verpflichtung eines Luis Suárez, dem sie in Barcelona immer noch die eine oder andere Träne nachweinen dürften. Zum Null-Tarif nach Madrid gekommen, bewies der Uruguayer, dass er nichts von seiner Torgefährlichkeit eingebüßt hat. 16 Scorerpunkte (14 Treffer, zwei Assists) in gleichvielen Liga-Einsätzen legen beredtes Zeugnis davon ab.

In der Summe also keine Überraschung, dass der lange Zeit als "pupas" (Trottel, Versager) verschriene Klub nunmehr der nationalen Konkurrenz die Hacken zeigt. Zumal sich die beiden Abonnementmeister der letzten Jahre, Real Madrid und FC Barcelona, jeweils in profunden Umbruchsprozessen befinden.

Doch der Weg, vor allem für einen Trottel, ist noch lang. Der lange Schatten des pupas wird die Mannschaft noch ein wenig begleiten. Dennoch: Angesichts der Anzahl von bisher erreichten 50 Punkten nach der Hälfte der zu absolvierenden Spiele, könnte Atlético in diesem Jahr nicht nur Meister-Titel Nummer elf einfahren, sondern dies auch gleich noch mit Rekordwerten, die eher den beiden großen Rivalen vorbehalten schienen.

Hundert Punkte am Ende der Punktspielserie in Spanien können bislang nur der Stadtrivale Real Madrid (Saison 2011/12) und der FC Barcelona (2012/13) vorweisen.

Und dann wäre da ja auch noch die Champions League. Ein aufgrund der Historie für Atlético fast schon traumatischer Wettbewerb. Last-Minute-Gegentore im Finale von 1974 (gegen den FC Bayern) oder 2014 gegen Real Madrid (sowie ein Elfmeterschießen gegen den selben Gegner zwei Jahre später) brachten den Klub bereits dreimal um den Lorbeer höchster sportlicher Weihen - und ihm den wenig schmeichelhaften Rufnamen ein.

Am 23. Februar empfangen die Madrilenen den unter Thomas Tuchel wiedererstarkten FC Chelsea zum Hinspiel in einem der vielversprechendsten Duelle im diesjährigen Achtelfinale.