Anfang vs. Kohfeldt: Werder-Fans wünschen sich Ex-Coach zurück
Von Marc Knieper
Bei Werder Bremen hängt der Haussegen schief. Manche Fans schwelgen in Erinnerungen und wünschen sich trotz der vergangenen Horrorsaison im Oberhaus ihren ehemaligen Cheftrainer zurück. Florian Kohfeldt punktete vor allem mit seiner Offenheit und Empathie – zwei Attribute, die bei Markus Anfang zuletzt flöten gingen. Ein Kommentar.
Sturmflut am Osterdeich. Bei Werder brodelt der Kessel. Wie auch immer man es nennen mag, 1A läuft es in der Hansestadt seit dem Abstieg in die 2. Bundesliga (noch) nicht. Die Optimisten fordern Geduld, die Pessimisten malen den Teufel an die Wand. Fakt ist: Der Teamspirit fehlt und die Konstanz im Spiel lässt mehr als zu wünschen übrig. Ändert sich nichts, so würde man früher oder später durchgereicht in die 3. Liga, so die Skeptiker.
"Es gibt keine Spannungen zwischen dem Trainer und der Mannschaft", sagte Clemens Fritz, Leiter Scouting und Profifußball, nach der desaströsen und unruhestiftenden Niederlage in Darmstadt. Aber: Der Fall Füllkrug beweist das Gegenteil. Markus Anfang machte einzig und allein seine Mannschaft für die Darmstadt-Pleite verantwortlich und schob sich damit quasi im Alleingang auf das Abstellgleis innerhalb der Mannschaft. Denn wie die Deichstube erfahren haben will, ist Werders Neu-Coach nicht nur bei Niclas Füllkrug, sondern bei weiteren Teilen des Profi- und Betreuerteams angeeckt.
Ein konkreter, interner Vorwurf bezieht sich zudem auf das System, welches Anfang partout nicht umstellen möchte. Der 47-Jährige besteht auf sein 4-3-3, obwohl zahlreiche Profis positionsfremd eingesetzt werden und die Gegner Werders Spielstil mit Marvin Ducksch als einzigen Zielspieler längst erkannt haben. Anfang ist stur, öffnet sich nicht gegenüber der Mannschaft und gerät damit schon jetzt ins Kreuzfeuer der Kritik.
Werders-Fans denken an Florian Kohfeldt
Bei einigen Teilen des Bremer Fanlagers klingt ein alter Name durch: Florian Kohfeldt. Werders Ex-Trainer, von dem man in Bremen eigentlich viel hielt, der aber letztlich doch mangels Erfolg (zu spät) gehen musste. Eigentlich hatte man den Mann aus der vereinseigenen U23 auf das Podium gehievt, damit er langfristig eine wettbewerbsfähige Mannschaft formen konnte. Denn Kohfeldt war vor allem für seine gute Arbeit mit den Youngster bekannt. Der bevorstehende – und auch durch Trainerlegende Thomas Schaaf nicht mehr zu verhindernde – Abstieg machte diesem Plan einen Strich durch die Rechnung.
Manche sagen, es sei gut, dass mit Anfang ein Mann an der Seitenlinie steht, der (endlich) nicht aus der Werder-Familie stammt, sondern externe Ideen und Eindrücke in den Klub bringt. Doch gerade für den Wiederaufbau in der 2. Bundesliga hätte Kohfeldt als Kenner des Teams mit all seiner Empathie, Sympathie und mit seinem Kommunikationstalent nicht nur schneller den Umbruch angekurbelt, sondern als bekennende Werder-Seele auch langfristig vorangetrieben.
Ob der direkte Wiederaufstieg geglückt wäre, steht auf einem anderen Blatt. Aber: Kohfeldt liebt und lebt Werder – und genau so einen braucht man in schweren Zeiten.