Andrea Pirlo kann bei Juventus (fast) nur verlieren
Von Stefan Janssen
Andrea Pirlo steht nach der Niederlage von Juventus gegen Inter Mailand heftig in der Kritik. Dass es so kommt, war klar, sofern es in der Liga nicht schnurstracks in Richtung Titel geht. Gewinnen kann Pirlo mit Juventus nur in der Champions League.
Jeder Ex-Profi, der Trainer wird, wünscht sich mit Sicherheit einen kometenhaften Aufstieg wie ihn Zinedine Zidane bei Real Madrid erlebte: Die Mannschaft zu übernehmen und dann drei Mal in Serie die Champions League zu gewinnen, das ist eine große Leistung.
Etwas ähnliches hat sich Andrea Pirlo vielleicht auch erhofft, als er im vergangenen Sommer die erste Mannschaft von Juventus überraschend übernommen hat. Mit einem starken Kader inklusive Cristiano Ronaldo begann er auch mit ähnlichen Voraussetzungen wie Zidane.
Vielleicht wird es ja auch noch was, denn Juve steht im Champions-League-Achtelfinale und hat dort mit dem FC Porto sicher nicht das schwierigste Los erhalten. Allerdings läuft es in der Meisterschaft nicht besonders gut - und das ist durchaus ein Problem. Die Turiner sind seit 2012 jedes Jahr italienischer Meister geworden und natürlich wurde auch von Pirlo von Anfang an nichts anderes als das erwartet.
Heftige Kritik an Pirlo
Nachdem Juve kürzlich erst das Topspiel bei Tabellenführer AC Milan gewinne konnte, sah es so aus, als wäre die Alte Dame wieder mitten drin im Titelkampf. Am Sonntag gab es dann aber die Pleite gegen Inter. Es ist zwar noch lange nichts verloren, aber die Medien droschen trotzdem mit allem, was sie haben, vor allem auf Pirlo ein. Die Corriere della Sera schreib von der schlechtesten Mannschaft der vergangenen zehn Jahre, die Gazzetta dello Sport meinte: "Juves Trainer Pirlo ist bei der entscheidenden Prüfung durchgefallen. Er hat alles falsch gemacht." Die Meisterserie droht ein Ende zu finden.
Von Anfang an konnte der 41-Jährige in dieser Hinsicht nur verlieren. Falls er es am Ende noch schaffen sollte, ist das in den Augen der meisten sicher keine große Tat. Wird Juve erstmals seit neun Jahren nicht Meister, wird sicher sein Kopf gefordert. Dabei ist das durchaus viel verlangt von einem Trainer-Novizen, der noch keine große Erfahrung vorzuweisen hatte, bevor er gleich einen der größten Vereine der Welt übernahm.
Das unterscheidet Pirlo und Zidane deutlich: Der Franzose sammelte einige Jahre Erfahrung im Nachwuchsbereich und als Co-Trainer, um bereit zu sein, wenn es so weit ist. Und er war bereit.
Pirlo kann nur in der Champions League gewinnen
Ist Pirlo das auch? Für ein Fazit ist es natürlich noch zu früh. Doch mit dem Kader, obwohl der an machen Stellen in die Jahre kommt, und einem Ronaldo, der trotz Medienkritik viele Tore schießt, ist sicher noch einiges drin. Ganz wichtig wird das Abschneiden in der Champions League sein: Juve will seit Jahren endlich wieder den Henkelpott gewinnen und scheiterte mehrfach im Finale, unter anderem an Zidanes Real Madrid. Holt Pirlo die Champions League, wird das Abschneiden in der Liga etwas in den Hintergrund rücken. Andernfalls kann er nur verlieren, das hat die harsche Kritik nach Sonntag bewiesen.