USA eine Nummer zu groß: Analyse zum zweiten Gruppenspiel der DFB-Frauen

Die Vorfreude auf das Spiel war groß, doch leider endete die Partie für die DFB-Frauen mit einer hohen Niederlage gegen starke Amerikanerinnen. Die Analyse zum Spiel.
Gestern reichte es nicht für ein Unentschieden oder sogar einen Sieg gegen die USA.
Gestern reichte es nicht für ein Unentschieden oder sogar einen Sieg gegen die USA. / Daniela Porcelli/ISI Photos/GettyImages
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Die Vorfreude bei den Fans war groß: Die deutsche Nationalmannschaft trifft auf die USA - ein echter Klassiker im Frauenfußball. Es wurde ein Debakel. Schon vorher war allen klar gewesen, dass es ein schweres und kräftezehrendes Spiel gegen das Team von Emma Hayes werden würde.

Wieder ein früher Gegentor, trotz gutem Start

Der Anfang machte noch Hoffnung. Deutschland hatte bereits in der vierten Minute die erste Riesenchance, doch Stürmerin Lea Schüller scheiterte an US-Torhüterin Alyssa Naeher. Das sollte sich rächen, denn auf der anderen Seite nutzten die USA in der zehnten Minute ihre erste Chance: Nach einem Doppelpass mit Trinity Rodman kam Sophia Smith zum Abschluss und musste den Ball nur noch im Tor unterbringen. Von nun an dominierten die USA die Partie und erhöhten den Druck immer weiter. Das Team um Klara Bühl verlor oft viel zu leicht und zu schnell den Ball, die Abstände zwischen den Ketten stimmten nicht. Vor allem die Abwehr und hier die Innenverteidigung zeigte Schwächen im Stellungsspiel, was den schnellen Offensivspielerinnen der USA in die Karten spielte.

Immerhin, die deutsche Nationalmannschaft bemühte sich, dem Druck der USA etwas entgegenzusetzen. Und eine ging voran: Rechtsverteidigerin Giulia Gwinn, die ihr Team über die gesamten 90 Minuten nach vorne trieb und immer wieder gute Offensivakzente setzte, zog aus der Distanz ab, der Ball landete im unteren linken Toreck, Naeher streckte sich vergebens.

Doch kurz nach dem Ausgleich schlug Mallory Swanson auf der anderen Seite zu. Wieder hatte die deutsche Abwehr gewackelt. Kathrin Hendrich verschätzte sich bei einem hohen Ball, Smith zog direkt ab, Torhüterin Ann-Katrin Berger wehrte den Ball, den sie nicht fangen konnte, vor die Füße von Swanson ab - die USA führten wieder. 

Giulia Gwinn
Gwinn erzielte den Ausgleich. / Daniela Porcelli/ISI Photos/GettyImages

Auch angesichts des erneuten Rückstandes zeigte das deutsche Team Moral und ließ sich nicht in die eigene Hälfte zurückdrängen, sondern versuchte nach vorne Akzente zu setzen, was aber nur bedingt gelang. Zu leicht verloren die deutschen Spielerinnen den Ball, zu oft misslangen einfache Pässe. So wurden zu wenige klare Torchancen herausgespielt.

So passierte, was man kommen sah: Kurz vor der Pause schlug Sophia Smith ein weiteres Mal zu. Erneut hatte die deutsche Mannschaft den Ball nach einer Ecke nicht klären können, die USA blieben im Ballbesitz und Smiths Abschluss, von Feli Rauch unglücklich abgefälscht, flog in hohem Bogen über die machtlose Berger und sprang vom Innenpfosten ins Tor. 

Deutschland konnte sich in der zweiten Halbzeit nicht steigern

Zur Verwunderung vieler Fans wechselte Horst Hrubesch in der Halbzeitpause nicht, obwohl der Mannschaft ein Wechsel gut getan hätte. Zwar bemühte sich das Team weiter, doch viel sprang nicht mehr heraus. Bei den wenigen Chancen fehlte entweder das Glück oder die Durchsetzungsfähigkeit. Auf der anderen Seite fanden die Spielerinnen der USA viel zu leicht die Lücken, die sie mit ihrem beeindruckenden Kombinationsspiel zu nutzen wussten. 

Sophia Smith, Mallory Swanson, Sam Coffey, Trinity Rodman
Sophia Smith und ihr Team überzeugten gegen Deutschland. / Daniela Porcelli/ISI Photos/GettyImages

Die USA waren jetzt Herrinnen der Lage; ihr Druck ließ zwar ein wenig nach, aber nicht ihre Dominanz. Die Generation nach Megan Rapinoe, Tobin Heath und Christen Press hat sich unter der neuen Trainerin Emma Hayes gefunden. Das bekam Deutschland kurz vor Schluss nochmals zu spüren: In der 89. Minute erhöhte Lynn Williams auf 4:1.

Noch ist alles offen - gegen Sambia sollte sich das Team keine großen Fehler leisten

Horst Hrubesch hatte zuvor eher zögerlich reagiert. Zwar brachte der Interimstrainer kurz vor der 70. Minute Sydney Lohmann und zehn Minuten später Elisa Senß für die angeschlagene Popp, doch auch die beiden konnten dem Spiel keine Wende mehr geben. Womöglich hätten frühere und vor allem weitere Wechsel dem Spiel gut tun können. Vor allem die Defensive macht mit Blick auf die bevorstehenden Aufgaben Sorgen, auch Gegner Sambia, gegen den Deutschland schon am Mittwoch antreten muss, verfügt über schnelle Stürmerinnen.

Bibiane Schulze-Solano, die sich, wenn sie die Chance bekam, zu beweisen wusste, könnte eine Alternative für Hegering oder Hendrich in der Innenverteidigung sein. Es stellt sich auch die Frage, warum Hrubesch Sophia Kleinherne, die bei Eintracht Frankfurt eine gute Saison gespielt hat, in den letzten Lehrgängen nicht berücksichtigt und nicht zu Olympia mitgenommen hat.

Sophia Kleinherne of SG Eintracht Frankfurt seen during the...
Sophia Kleinherne könnte in Zukunft eine wichtige Rolle im Nationalteam einnehmen. / SOPA Images/GettyImages

Auch die Offensive zeigte gegenüber dem Australienspiel eine schwächere Leistung. Jule Brand, Klara Bühl und Lea Schüller blieben blass. Einige Spielerinnen, die aufgrund von Turnieren schon seit Jahren keine echte Sommerpause bekommen haben, wirken müde, die Verletzungen häufen sich. Umso wichtiger wäre es, die Möglichkeiten des kleinen Kader von 18 Spielerinnen möglichst ausgiebig zu nutzen.

Die deutsche Mannschaft liegt in ihrer Vorrundengruppe auf dem zweiten Platz und hat weiterhin gute Chancen auf ein Weiterkommen. Dafür muss gegen Sambia aber einiges besser laufen, vor allem in der Defensive und bei der Chancenverwertung.