Alter Schalke-Mythos: War Adolf Hitler Fan von Königsblau? PR-Chef gibt passende Antwort!

DeFodi Images/Getty Images
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Die große Begeisterung, die der Sport mit sich bringen kann, ist ein oftmals genutztes Werkzeug für Diktatoren und Autokraten um sich volksnah und bürgerlich zu geben. Oftmals gab es Gerüchte und Spekulationen, dass Adolf Hitler eine Schwäche für Schalke gehabt hätte - der vorige PR-Chef des S04 gab der britischen Times nach einem solchen Bericht eine beachtliche Antwort.

Während das NS-Regime über Deutschland herrschte, waren Mannschaftssport, körperliche Ertüchtigung und das Trainieren des eigenen Körpers angesehen und beliebt. Nicht nur in den damaligen politischen Jugendverbänden, sondern auch im halbwegs normalen Ablauf der Fußball-Liga.

In dieser Zeit war der FC Schalke 04 ein besonders erfolgreicher Verein. Zwischen 1933 und 1945 gewann Königsblau ganze sechsmal die deutsche Meisterschaft. Der Erfolg der Schalker war des Öfteren ein Anhaltungspunkt für Gerüchte und Spekulationen, dass ausgerechnet Adolf Hitler ein heimlicher Fan der Knappen gewesen sei. So berichtete auch die britische Times vor etwa zwölf Jahren, dass der Diktator eine Schwachstelle für den Kumpel- und Malocherklub gehabt habe.

Schalkes Ex-PR-Chef antwortete der Times: Leicht wütend, aber süffisant

2008 antwortete Gerd Voss, der damalige PR-Chef des S04, der Times in einem Brief, wieso ihre Behauptung bezüglich des Vereins nicht nur falsch sei, sondern er erklärte auch, wieso Hitler offensichtlich und generell wenig Interesse am Fußball zeigte - zumindest was öffentliche Auftritte anging.

So schrieb Voss, dass Schalke - bis zum Times-Bericht - gar nicht gewusst habe, dass Hitler ein Anhänger des Klubs aus dem Ruhrgebiet gewesen sein soll: "Wir waren neugierig, worauf diese Behauptungen der hoch angesehenen Times fußten. Also haben wir recherchiert und gegenrecherchiert, ob der Verein zwischen 1933 und 1945 eine Tribüne zur "Führer Tribüne" umbenannte, als Beispiel, und wir haben jede Folge der Serie 'allo 'allo gesehen, um etwas herauszufinden. Nichts."

Foto aus dem Buch: "Zwischen Blau und Weiß liegt Grau" - via faz.net
Foto aus dem Buch: "Zwischen Blau und Weiß liegt Grau" - via faz.net /

Zudem, so Voss süffisant weiter, müsse der Diktator ein "Sessel-Fan" gewesen sein, "da er sich nie die Mühe machte, bei unseren Spielen aufzutauchen, nicht einmal beim Meisterschaftsfinale direkt in seiner Nachbarschaft im Olympia Stadion". Vermutlich sei er währenddessen "mit seiner Genozid-Politik beschäftigt gewesen, oder... er war am Ende nicht einmal ein Fan des Fußballs". Leicht passiv-aggressiv, jedoch nicht unhöflich, wehrte sich Voss also gegen die aufgebrachten Vorwürfe.

Dazu führte er auch eine eigens von Schalke initiierte Studie von 2004 an, welche die Rolle des S04 während der NS-Zeit analysierte. Auch sollte darin der Vorwurf untersucht werden, S04 sei lediglich so oft Meister geworden, da der Klub seitens der Nationalsozialisten Unterstützung erhalten habe. "Das Ergebnis war eindeutig", so der PR-Chef: "Diese Theorie ist totaler Müll. Wenn überhaupt, versuchten sich die Nazis höchstens den Erfolg und die Beliebtheit des Teams, was seit 1927 zu den besten des Landes gehörte, zunutze zu machen."

Schalke-Verwicklung zu Hitler schlicht falsch - Fußballer-Aussehen als Gegensatz zur Rassen-Vorstellung

Hitler allerdings habe das nie gemacht, dafür gebe es zwei Gründe: "Zum einen, weil die äußere Erscheinung der Fußballer mit ihren krummen und gebogenen Beinen nicht wirklich zur seiner Idee der überlegenen deutschen Rasse passte. Zum anderen hat er lediglich ein einziges Fußballspiel während der Olympischen Spieler von 1936 besucht, aber Deutschland verlor 0:2 gegen Norwegen. Scheiße!"

So wäre die Verbindung von Hitler zu Schalke, weil sie während dieser Zeit am erfolgreichsten waren, genauso lächerlich wie die Verknüpfung zwischen Margaret Thatcher zum FC Liverpool. Immerhin habe sie es ja auch nicht in die Liste der Times geschafft, in der sie die "50 schlimmsten berühmten Fußball-Fans" vorgestellt hatten. Mit freundlichen Grüßen beendete Gerd Voss den Brief an die Zeitung.

Auch wenn es "viele Mitläufer und Opportunisten" in den Reihen des S04 gegeben habe, die sich "nicht gescheut haben, vom System hofiert zu werden", erklärte der Historiker Heinz-Jürgen Priamus zur Beschlusslage der Studie (via FAZ), habe es keine klaren oder deutlichen Verwicklungen mit dem NS-Regime gegeben - geschweige denn, dass Adolf Hitler Schalke-Fan gewesen sei.