Als Notlösung: Schalke 04-Coach Wagner plant mit Rudy als Rechtsverteidiger
Von Yannik Möller

Die Generalprobe am gestrigen Schalke-Tag gegen den VfL Bochum ist aus S04-Sicht geglückt (3:0). Die noch immer offene Position des Rechtsverteidigers hat erneut Sebastian Rudy gegeben - David Wagner erklärte, dass der 30-Jährige für diese Rolle der beste Kandidat sei.
Seit über einem Jahr ist den Verantwortlichen des FC Schalke 04 bewusst, dass es chronisch an richtigen Rechtsverteidigern im Kader mangelt. Zwar hatten Daniel Caligiuri und Alessandro Schöpf diese Rolle (in einer Viererkette) schon das ein oder andere Mal übernommen, aber souverän und weitsichtig sah es nicht aus - auch die vorige Leihe von Jonjoe Kenny half nur, eine Saison zu überbrücken. Nun, etwas mehr als ein Jahr später, gibt es noch immer keinen rechten Außenverteidiger.
Im Verlauf der aktuellen Saisonvorbereitung hat sich Trainer David Wagner seine Abwehrreihe dementsprechend etwas zusammenbasteln müssen. Die Innenverteidigung ist - qualitativ wie quantitativ - nach wie vor sehr gut besetzt. Die Rolle des Linksverteidigers scheint zumindest auf gewöhnlichem Bundesliga-Niveau mit Bastian Oczipka und Vielleicht-Backup Hamza Mendyl gesichert. Demgegenüber gab es auf der rechten Seite so manches Experiment. Dabei immer wieder im Fokus: Sebastian Rudy, der nach seiner Rückkehr eigentlich umgehend wieder abgegeben werden sollte.
Auch beim Testspiel-Erfolg gegen den VfL Bochum am gestrigen Samstag füllte er diese Position aus. Natürlich ist ein normalerweise im defensiven Mittelfeld auflaufender Routinier nicht die perfekte Wahl für ein ja eigentlich dynamisch geplantes Spiel, in dem die Außenverteidiger heutzutage mit beeindruckender Geschwindigkeit auch sehr viele Offensiv-Aufgaben übernehmen. Im derzeitigen S04-Kader ist Rudy jedoch der einzige, dem diese Position nicht gänzlich fremd ist.
In der letzten Spielzeit lief er für die TSG Hoffenheim in eine handvoll Partien als Rechtsverteidiger auf. Auch in seiner vorigen Zeit bei den Sinsheimern fiel diese Verantwortung ein ums andere Mal auf ihn zurück. Zumindest ein wenig Erfahrung bringt der Rückkehrer dafür also mit.
Wagner plant mit Rudy als Rechtsverteidiger: Rückkehr mit Motivation und "Bock"
Ein ähnliches Fazit zog auch Wagner nach dem Testspiel. Angesprochen auf die noch immer vakante Position berichtete er über eine Unterhaltung mit Rudy diesbezüglich (via WAZ): "Ich habe mit ihm ein ehrliches Gespräch geführt, habe ihm gesagt, dass wir auf der Position nicht viele Optionen haben, er aber der Beste sei. Ich habe den Satz nicht zu Ende gesprochen, da hat er gesagt: 'Trainer, da hab' ich Bock drauf.'"
Somit scheint die Planung für die immer näher kommende Saison wohl klar: Sollte nicht doch noch überraschenderweise ein Rechtsverteidiger verpflichtet oder ausgeliehen werden, so wird Rudy diese Aufgabe und Rolle in der Regel übernehmen. Einerseits tut es sicherlich gut, einen ballsicheren Spieler in der letzten Reihe zu haben, der über eine gute Übersicht verfügt. Andererseits ist es natürlich fraglich, ob er auch die Dynamik, die Zweikampfstärke und den Offensivdrang - sofern er denn gefordert wird - eines guten Außenverteidigers auf den Platz bringen kann.
Schlussendlich ist es ein Szenario, das ein wenig exemplarisch für die anstehende Spielzeit auf Schalke gilt: Vieles ist auf Kante genäht, an einigen Stellen werden Experimente gewagt und ein grundlegendes Fundament, das Sicherheit bringt, ist bislang noch nicht gefunden.
Aus der Not geboren scheint nun die voraussichtliche Besetzung der Rechtsverteidiger-Position durch Sebastian Rudy, der im Sommer vermutlich am liebsten erst gar nicht wiedergekommen wäre und den Königsblau sehr wahrscheinlich gerne direkt verkauft bekommen hätte. Doch nun rauft man sich zusammen.