Wisst ihr noch? Als Alemannia Aachen 2004 im DFB-Pokalfinale stand
Von Simon Hartmann
RW Essen steht im Viertelfinale des DFB-Pokals, letztes Jahr schaffte es der damalige Viertligist Saarbrücken sogar bis ins Halbfinale. Auch in unmittelbarer Vergangenheit gab es also Pokal-Sensationen. Eine der größten der letzten 20 Jahre war wohl die Finalteilnahme von Alemannia Aachen 2004. Mancher Leser war damals vielleicht noch nicht einmal geboren, deshalb macht ein Rückblick auf eine überragende und sensationelle DFB-Pokalsaison für die Alemannia umso mehr Freude.
Aachen war ein schmuckloser Zweitligist, der bis dato noch nie in der Bundesliga unterwegs war und vom Aufstieg träumte. Aus einem eher durchschnittlich besetzten Kader ragten lediglich Bachirou Salou, Erik Meijer und Karlheinz Pflipsen mit großen Namen heraus. Deren beste Tage im Fußballgeschäft waren bereits lange vorbei und trotzdem schafften die Aachener Großes...
1. Runde eins: RW Erfurt - Alemannia Aachen 3:4 i.E.
Gegen den damaligen Regionalligisten startete die Elf vom Tivoli nicht gerade beeindruckend in den Pokal. Bereits nach sieben Minuten lagen die Männer aus NRW zurück. Rene Müller hatte das 1:0 erzielt. Erst in der zweiten Hälfte konnte der ehemalige Nationalspieler Karlheinz Pflipsen den Ausgleich erzielen. Am Ende ging es ins Elfmeterschießen und dort behielt der Zweitligist die Nerven. RWE verschoss zwei Elfer, die Alemannia hingegen nur einen - nächste Runde, eine Tournee begann!
2. Runde zwei: 1860 München - Alemannia Aachen 4:5 i.E.
Wieder ging es ins Elfmeterschießen und wieder setzten sich die Jungs von der belgisch-niederländischen Grenze durch. Und wieder fingen sich die Aachener durch Benjamin Lauth einen frühen Rückstand. Dieses Mal war Erik Meijer der Held, der den Ausgleich erzielte. Im Elfmeterschießen machte sich zum wiederholten Male Stephen Straub unsterblich und parierte den entscheidenden Elfer.
3. Achtelfinale: Eintracht Braunschweig - Alemannia Aachen 0:5
Im Achtelfinale kamen Losglück und absoluter Sahnetag zusammen: Mit 5:0 wurde der Regionalligist aus Braunschweig vom Platz gefegt. Besonders ragte Emmanuel Krontiris mit einem Dreierpack heraus. Die beiden übrigen Treffer erzielten Meijer und der erfahrene Pflipsen - Aachen stand im Viertelfinale!
4. Viertelfinale: Alemannia Aachen 2:1 FC Bayern München
Im Viertelfinale passierte dann das, was diese Aachen-Saison so unfassbar besonders und selten machte: Ein Pokalsieg gegen die Bayern und das als absoluter Underdog - Holstein Kiel wird sich dieses Spiel wohl zum Vorbild genommen haben.
Aachen zeigte den Bayern die Grenzen auf. Die Mannschaft von Trainer Jörg Berger siegte nicht glücklich, sondern fast schon verdient. Chancen gab es bereits vor dem 1:0, aber Oliver Kahn rettete für seine Farben. Beim 1:0 war dann auch der Titan machtlos, ein strammer Schuss von Stefan Blank ließ den Tivoli das erste Mal beben. Kurz vorm Halbzeitpfiff in der Nachspielzeit, nickte Superstar Michael Ballack zum Ausgleich ein.
In der zweiten Hälfte verteidigte Aachen tapfer und Meijer belohnte das Ganze in Minute 81 mit dem 2:1 - das Stadion explodierte. Beim Abpfiff gab es kein Halten mehr, alles schien plötzlich möglich...
5. Halbfinale: Alemannia Aachen - Borussia Mönchengladbach 1:0
Auf dem Tivoli gab es einen weiteren harten Fight, den die Alemannia am Ende siegreich bestritt. Der bosnische Nationalspieler Ivica Grlic zirkelte einen direkten Freistoß ins Netz und nach 90 Minuten stand die Finalteilnahme fest. Parallel siegten die Bremer mit 3:2 in der Verlängerung gegen Lübeck. Ein harter Gegner wartete...
6. Finale: Werder Bremen - Alemannia Aachen 3:2
Ein Spiel, bei dem die Vorzeichen klar waren: Der frisch gekürte Meister traf auf den Sechsten der 2. Bundesliga - was nach Achtelfinale klang, war tatsächlich ein Endspiel. Bremen machte schnell klar, wer die dickeren Muskeln hat: Tim Borowski und Ivan Klasnic schossen eine 2:0-Führung zur Halbzeit heraus.
Unmittelbar nach dem Seitenwechsel verkürzte Blank per Kopfball und die Hoffnung war plötzlich wieder da bei den Aachenern. In der 75. Minute bekam diese einen herben Schlag, als George Mbwando den Bremer Borowski umsäbelte und sich die Rote Karte abholte. Die Bestrafung von Borowski folgte auf dem Fuße, dieser machte in der 84. Minute das 3:1 für die Hansestädter. Spiel gelaufen? Ja!
Erik Meijer konnte in der Nachspielzeit nur noch den Anschlusstreffer erzielen - Bremen wurde Double-Sieger und Aachens Traum endete.
Kleines Trostpflaster: Aachen durfte in der Folgesaison als Vize-Pokalsieger im UEFA-Cup ran. Dort schafften sie es als Zweitligist sogar bis in die Zwischenrunde.