Allofs: Stures Festhalten von Werder an Kohfeldt war ein Fehler
Von Florian Bajus

Werder Bremen steht vor dem ersten Abstieg seit 40 Jahren. Einen Spieltag vor Schluss hat der Traditionsverein nur noch die Chance auf den Relegationsplatz, muss bei einem Sieg über den 1. FC Köln darauf hoffen, dass Fortuna Düsseldorf gegen Union Berlin verliert. Ex-Sportchef Klaus Allofs ist der Überzeugung, dass ein Trainerwechsel das Horror-Szenario verhindert hätte.
Die Bundesliga ohne den SV Werder - eine merkwürdige Vorstellung, die am Samstagnachmittag Realität werden könnte. Seit 40 Jahren sind die Bremer ein fester Bestandteil, doch nach einigen Jahren, in denen der Abstieg so gerade noch verhindert werden konnte, droht ausgerechnet in der Saison, in der sich der Verein erstmals seit 2010 für einen der beiden Europapokalwettbewerbe qualifizieren wollte, der Abstieg in Liga zwei.
Klaus Allofs hielt dieses Szenario vor Saisonbeginn "für unmöglich. Bei Werder ging es darum, sich weiter nach oben zu orientieren. Und das waren ja keine Luftschlösser", sagte der 63-Jährige im Interview mit BILD. Als einer der Hauptgründe nannte Allofs die eklatante Heimschwäche. Nur sechs Punkte hat die Mannschaft von Florian Kohfeldt im Weserstadion geholt, dies sei "eine Folge der nicht ausreichenden Defensiv-Leistungen. Dadurch ging immer mehr Sicherheit verloren und dann auch der Nimbus einer Heim-Macht."
Ärgster Konkurrent des SVW ist ausgerechnet Allofs' Heimatverein Fortuna Düsseldorf. Die Rheinländer haben vor dem letzten Spieltag zwei Punkte Vorsprung, gegen Union Berlin genügt aufgrund der besseren Tordifferenz ein Unentschieden, um den Relegationsplatz zu halten. "Für beide wäre der Abstieg eine Katastrophe", sagt Allofs, der über 200 Profi-Spiele für die Fortuna absolviert hat, "die größere aber für Werder. Nach 40 Jahren als langjähriger Bayern-Konkurrent, Champions-League-Teilnehmer mit Titelgewinnen den Schritt in die 2. Liga zu gehen, das wäre der größere Einschnitt. Da unbelastet ins Spiel reinzugehen, ist fast unmöglich."
Allofs: Kohfeldt zu halten, war ein Fehler
Allerdings habe die Fortuna mit dem Trainerwechsel im Januar die richtige Entscheidung getroffen - anders als Werder. Nach nur einem Sieg aus neun Spielen musste Friedhelm Funkel seinen Hut nehmen, als Nachfolger wurde Uwe Rösler präsentiert. Unter dem 51-Jährigen weist die Mannschaft eine klare Weiterentwicklung auf, einzig die Punkteausbeute lässt bei 9 Remis in 16 Partien zu Wünschen übrig.
"Friedhelm Funkel hat große Erfolge errungen und viel für den Verein getan. Sportlich gesehen war die Trennung aber richtig", so Allofs, der überzeugt ist, dass man diesen verpassten Schritt in Bremen bereut: "In der Nachbetrachtung bin ich sicher, dass auch bei Werder die Verantwortlichen sagen: Ein Trainer-Wechsel wäre angebracht gewesen - auch wenn es keiner zugeben mag." Man habe das Umfeld mit der öffentlichen Rückendeckung für Kohfeldt beruhigen wollen, einen sportlichen Effekt habe es aber nicht gegeben. "Man hat sich einer Option beraubt", urteilt Allofs. "Diesen Spielraum hätte man sich nicht nehmen lassen sollen."
""In der Nachbetrachtung bin ich sicher, dass auch bei Werder die Verantwortlichen sagen: Ein Trainer-Wechsel wäre angebracht gewesen""
- Klaus Allofs
Ob es über die Saison hinaus mit dem 37-Jährigen weitergeht, ist ungeklärt. Gegen einen Verbleib von Kohfeldt spreche die schwache Defensivleistung der Bremer (68 Gegentore), jedoch müsse man Faktoren wie die vielen Verletzungen und die Geisterspiele im Saisonfinale berücksichtigen. Deswegen hält Allofs einen Neustart unter Kohfeldt nicht für ausgeschlossen: "Wenn Kohfeldt immer noch das volle Vertrauen der Verantwortlichen, der Mannschaft und des Umfelds hat, ginge es."