Alle Elfmeter-Entscheidungen bei WM-Endspielen
Von Dominik Hager
Für einen Fußballer kann es unmöglich etwas nervenaufreibenderes geben, als ein Elfmeterschießen in einem WM-Finale. Man möchte meinen, dass die Akteure auf dem Platz eigentlich alles daran setzen müssten, um ein solches Szenario zu verhindern. Wenn sich aber zwei streiten, freut sich der Dritte - und das ist manchmal eben auch das Schreckensgespenst Elfmeterschießen. In der WM-Historie gab es jedoch erst zwei finale Elfmeterschießen.
1. WM-Finale 1994: Brasilien - Italien: 0:0 (3:2 n.E.)
Die Selecao hat in ihrer WM-Geschichte als Rekordweltmeister hinlänglich bewiesen, dass man auch ohne Elfmeterschießen den Pokal gewinnen kann. Bei der WM 1994 scheiterte der brasilianische Angriffszauber aber 120 Minuten an einer tradiotionell starken und ausgefuchsten italienischen Abehr. Generell erspielten sich aber beide Teams nicht wirklich viele Chancen und taktierten viel. Nach einem 0:0 nach 120 Minuten musste das Finale in Los Angeles seinen Sieger im Elfmeterschießen finden.
Beide Teams zeigten zu Beginn Nerven. Sowohl der erste Italiener, Franco Baresi, als auch der erste Brasilianer, Marcio Santos, scheiterten vom Punkt. Im Anschluss trafen für die Italiener Albertini und Evani, während Romario und Branco nachzogen. Dann scheiterte jedoch Massaro, während Dunga die Brasilianer erstmals in Führung brachte. Der damalige italienische Top-Star Roberto Baggio zeigte unter maximalen Druck Nerven und machte damit Brasilien zum vierten Mal zum Weltmeister.
2. WM-Finale 2006: Italien - Frankreich: 1:1 (n.V.), 5:3 (n.E.)
Es war ein legendäres Finale einer ohnehin überragenden WM in Deutschland. Die Italiener, die zuvor das Gastgeberland in der Verlängerung aus dem Turnier schossen, mussten auch gegen Frankreich über die volle Distanz gehen. Zinedine Zidane brachte Frankreich mit einem Elfmeter an die Unterkante der Latte in Führung, ehe Materazzi in der 19. Minute für Italien ausgleichen konnte. Beide Akteure sollten später noch eine Hauptrolle spielen.
Im weiteren Verlauf der Partie hatte Frankreich ein wenig mehr vom Spiel, jedoch neutralisierten sich die beiden Nationen in einem von Taktik geprägten Finale. Wirklich ereignisreich wurde es erst in der Verlängerung, als es zur legendären Kopfstoß-Szene kam. Materazzi beleidigte seinen Gegenspieler Zidane dermaßen, dass diesem die Sicherungen durchbrannten und er sich zu einem Kopfstoß in die Magengegend des Italieners hinreißen ließ. Daraufhin wurde die Fußball-Legende mit Rot vom Platz geschickt. Es gibt wohl kaum einen Spieler, der sich auf eine so denkwürdige Art und Weise vom Profi-Fußball verabschiedete.
Besonders bitter wurde Zidanes Abschied, weil Frankreich das Elfmeterschießen verlor. Die fünf Italiener Pirlo, Materazzi, de Rossi, del Piero und Grosso trafen allesamt, wohingegen Trezeguet seinen Schuss gegen die Latte nagelte. Einen Titel teilen sich beide Nationen seitdem, schließlich sind sie die einzigen, die je ein finales WM-Elfmeterschießen verloren haben.
The Last Dance in Katar: Die WM-Analyse mit Tobias Escher.