Hakimi nach Meister-Titel mit Inter: "Weder Zidane noch Perez haben mir gratuliert"
Von Guido Müller
Wirklich überraschend kam es am Ende nicht mehr. Doch das tat der Freude über den Titel keinen Abbruch. Seit gestern können sich Achraf Hakimi und sein Klub Inter Mailand nun ganz offiziell als italienischer Meister der Saison 2020/21 bezeichnen. Doch noch immer blickt der Marokkaner mit etwas Wehmut in Richtung Madrid.
Von wo aus übrigens noch keine Glückwünsche beim 22-Jährigen eingetroffen sind. "Bislang haben mir weder [Zinedine] Zidane noch Florentino [Perez] gratuliert", kommentierte der Außenverteidiger am gestrigen späten Abend gegenüber dem TV-Format El Chiringuito.
Irgendwie soll es wohl nicht sein zwischen Hakimi und den Königlichen. Im Sommer 2018 war das vielversprechende Talent von den Blancos auf Leihbasis zum BVB gewechselt. Im Ruhrpott erhoffte sich der Marokkaner mehr Einsatzzeiten als in Madrid, wo ihm ein zu jener Zeit grandios aufspielender Dani Carvajal die Türen zum Ruhm versperrte.
Starke zwei Jahre beim BVB
Gesagt - getan. Nicht nur, dass Hakimi seine Platzzeiten erhielt. Er wusste diese auch noch sehr effizient zu nutzen. Zehn Scorerpunkte in 28 Pflichtspielen während seiner Debüt-Saison für die Schwarz-Gelben sind für einen 20-Jährigen, der sich in einem komplett neuen Umfeld (Sprache, Kultur, Klima) erstmal orientieren musste, eine beachtliche Bilanz.
Bis zu seinem Mittelfußbruch Ende März 2019 war er jedenfalls der absolute Herrscher der rechten defensiven Außenbahn der Borussen. In der folgenden Saison sollte er seine Statistiken sogar noch überbieten. 19 Scorerpunkte (neun Treffer, zehn Assists) in 45 wettbewerbsübergreifenden Spielen standen am Ende zu Buche.
Unvergessen sein Auftritt im wegweisenden Champions-League-Gruppenspiel gegen Inter Mailand, als er mit zwei Treffern maßgeblich an der Aufholjagd der Borussen (3:2 nach 0:2) beteiligt war.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt, im Winter 2019, erschien eine Rückkehr zu Real Madrid nur als folgerichtig. Kaum einer am Signal Iduna Park zweifelte daran, dass Hakimi nach zwei Jahren des Sammelns von Auslandserfahrungen reifer und gestärkter ins Bernabéu-Stadion zurückkehren würde.
Corona ließ Real Madrid in Sachen Hakimi umdenken
Doch dann kam im Frühjahr 2020 Corona dazwischen. Und Real Madrid entschied sich im Transfer-Sommer desselben Jahres, den Spieler zu Geld zu machen. Mit Carvajal glaubte man sich auf der rechten Seite bestens gerüstet, zudem hatte man ja auch den Allrounder Lucas Vázquez im Kader.
Als Inter Mailand dann auch bereit war, die geforderten 40 Millionen Euro nach Madrid zu überweisen, war Hakimis Zukunft - außerhalb des Bernabéu-Stadions - besiegelt. Dabei wäre der Marokkaner nur zu gerne bei seinem Heimatklub geblieben.
"Die Leute sagten, ich wollte regelmäßige Spielzeit, aber das stimmt nicht. Madrid war mein Zuhause und ich wäre gerne geblieben", erklärte Hakimi in besagtem Programm. "Ich hatte das Gefühl, der Aufgabe gewachsen zu sein, aber aufgrund der Pandemie gab es wirtschaftliche Probleme, und ich musste gehen."
Hakimi hätte Real in dieser Spielzeit gut zu Gesicht gestanden
Nach Mailand, wo es sportlich zumindest für ihn passt. Bei Real hingegen dürften sie schon noch den einen oder anderen Zweifel daran hegen, im Sommer 2020 in dieser Personalie wirklich alles richtig gemacht zu haben.
Denn Carvajal hat in dieser sich dem Ende neigenden Saison mehr Zeit im Krankenlager denn auf dem Rasen verbracht. Vázquez wiederum ist gelernter Stürmer, und auf der rechten defensiven Außenbahn eher ein Provisorium als eine Langzeitoption.
Und Álvaro Odriozola konnte seit seinem 30 Millionen Euro schweren Transfer von der Real Sociedad im Sommer 2018 bislang noch gar nicht und nirgends überzeugen. Weder im Bernabéu-Stadion noch in der Münchener Allianz-Arena.
Für Hakimi hätte diese Spielzeit also möglicherweise ähnlich viel Einsatzzeiten bei Real Madrid bereitgestellt, wie zuvor in Dortmund. Doch was gewesen ist, ist gewesen. Und auch Hakimi selbst scheint mittlerweile seinen Frieden mit der Situation gemacht zu haben.
Und wer weiß? Vielleicht bekommt er ja auch bei den Königlichen nochmal eine Chance. Immerhin ließen sich die Madrilenen (in Voraussicht einer weiterhin steilen Entwicklung des Spielers?) ein Vorkaufsrecht in das Vertragswerk einbauen. Und mit gerade mal 22 Jahren steht der Marokkaner ja auch erst am Anfang seiner Karriere.