Abstiegskampf auf Ansage: Der 1. FC Köln im Transfer-Check
Von Franz Krafczyk
Aufgrund der finanziellen Probleme konnte der 1. FC Köln im Sommer keine teuren Transfers tätigen. Dass Stars wie Jonas Hector oder Ellyes Skhiri nicht mit ablösefreien Neuzugängen kompensiert werden konnte, spiegelt auch die aktuelle Bundesliga-Tabelle wider: Die Geißböcke stehen nach sieben Spielen mit nur einem Punkt auf dem letzten Tabellenplatz. Wir schauen uns die Kölner Sommer-Neuzugänge einmal genauer an.
Wie schlagen sich die Neuzugänge?
1. Jeff Chabot
Der einzige Spieler, für den der 1. FC Köln in diesem Sommer eine Ablöse (2,5 Mio. Euro) zahlte, ist der fest verpflichtete Jeff Chabot, der in der vergangenen Saison schon auf Leihbasis für den Effzeh spielte. Der 'Türsteher', wie sie ihn in Köln liebevoll nennen, ist auch in dieser Saison unverzichtbar und hält die wackelige Defensive der Kölner zumindest teilweise zusammen. Im Abstiegskampf könnte er mit seinem Einsatz noch ein wichtiger Faktor werden.
2. Jacob Christensen
Die Verpflichtung von Jacob Christensen, der Ellyes Skhiri ersetzen sollte, hat sich bislang als absoluter Fehlgriff herausgestellt, auch wenn der Däne selbst wohl am wenigsten dafür kann. Schließlich durfte er in den ersten sieben Spielen in keiner einzigen Minute auf dem Feld stehen. Dafür, dass aber ein gestandener Sechser angekündigt wurde, ist dieser Transfer eine absolute Enttäuschung.
3. Leart Pacarada
In der 2. Liga galt Leart Pacarada als einer der besten Linksverteidiger, eine Etage höher ist er bislang noch nicht eingeschlagen. Seine Standardstärke war bisher nicht zu sehen, hinten wird er Jonas Hector wohl auch dauerhaft nicht ersetzen können.
4. Philipp Pentke
Da Timo Horn sich nicht weiter als Nummer zwei sah, mussten sich die Kölner nach einem neuen Ersatzkeeper umsehen. Da der Markt wohl keine Alternativen bot, nahm man den erfahrenen Trainingsgast Philipp Pentke unter Vertrag. Das hat den Vorteil, dass die talentierten Nachwuchskeeper Jonas Urbig (Greuther Fürth) und Jonas Nickisch (U21) andernorts Spielpraxis sammeln können.
5. Luca Waldschmidt
Der mit Abstand prominenteste Transfer war die Leihe von Luca Waldschmidt, der in der Vorbereitung vielversprechende Leistungen zeigte. In der Bundesliga konnte er seinen Erwartungen bislang noch nicht gerecht werden. Zwar erzielte er eines der vier mickrigen Kölner Tore, doch einen Stammplatz hat er aufgrund schwankender Leistungen noch nicht sicher.
6. Faride Alidou
Ebenfalls ein Leihgeschäft. Alidou wurde aufgrund seiner Schnelligkeit geholt, um auf den Flügelpositionen für Konkurrenz zu sorgen. Bisher agiert er glücklos, braucht wohl aber noch Zeit. Schließlich saß er in Frankfurt ein Jahr so gut wie nur auf der Bank, was auch Steffen Baumgart zuletzt betonte.
7. Rasmus Carstensen
Sein Einsatz zum Ligaauftakt beim BVB (0:1) war vielversprechend, so ganz ist Rechtsverteidiger Rasmus Carstensen in der Bundesliga aber noch nicht angekommen. Aufgrund einer leichten Verletzung von Benno Schmitz durfte er zuletzt auch in der Startelf ran, wirklich stabil wirkte er dabei nicht.
8. Dominique Heintz
Dominique Heintz war wohl die kostengünstigste Lösung, um noch einen Backup für die Innenverteidigerposition zu holen. Nach einem Kurzeinsatz lassen sich seine sportlichen Fähigkeiten noch nicht bewerten, jedoch dürfte er vor allem in der Kabine wichtig sein.
Wie sehr fallen die Abgänge ins Gewicht?
Dass mit Jonas Hector und Ellyes Skhiri die beiden größten Stars den Verein verließen ohne dabei einen einzigen Cent an Ablöse in die klammen Kassen zu spülen, war das Worst-Case-Szenario, das sich schon früh in der Saison bemerkbar machte. Dass die ablösefreien Neuzugänge sie nicht sportlich ersetzen konnten und sie auch als Charaktere im Team vermisst werden, konnte der Effzeh bislang noch nicht im Ansatz verkraften. Einzig für Ondrej Duda nahmen die Geißböcke 2,7 Millionen Euro ein, diese mussten aber wohl gänzlich in die Schuldentilgung gesteckt werden.
Was hat der Klub im Sommer versäumt?
Da kein Geld da war, konnte eben auch nicht versäumt werden, welches auszugeben. Was man Christian Keller ankreiden kann, ist wohl einzig der Fehlgriff von Jacob Christensen, da der Geschäftsführer versprach, eine Soforthilfe als Skhiri-Ersatz zu holen. Ein Sechser mit Bundesliga-Erfahrung wie beispielsweise Josuha Guilavogui, der sich als zuvor vereinsloser Spieler kürzlich Mainz 05 anschloss, wäre wohl die bessere Wahl gewesen.
Fazit:
Die aktuelle Tabellensituation spricht Bände. Die Abgänge von Skhiri und Hector, die sich offenbar nicht durch ablösefreie Transfers kompensieren lassen, treffen die Geißböcke noch härter als gedacht. Für junge und unerfahrene Neuzugänge wie Christensen, Carstensen und Alidou scheint der Druck außerdem zu groß zu sein. Wie es aussieht, führt der gezwungene Sparkurs in die 2. Bundesliga.
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