Absolut kein Vorbild: Müllers Rückkehr nach München hätte nicht stattfinden dürfen

Thomas Müller ist trotz Corona-Erkrankung nach München zurückgeflogen.
Thomas Müller ist trotz Corona-Erkrankung nach München zurückgeflogen. / Lars Baron/Getty Images
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Thomas Müller wurde bei der Klub-WM in Katar positiv auf das Corona-Virus getestet. Zu einem Zeitpunkt, als Karl-Heinz Rummenigge davon redete, dass Fußballer ja Vorbilder seien und deshalb einen schnelleren Zugang zu Impfstoffen bekommen sollten. Aber die Rückführung des erkrankten Spielers zeigt, dass das mit der Vorbild-Funktion beim FC Bayern nur ernst genommen wird, wenn man davon profitieren kann.

Müller hätte in doppelte Quarantäne gehen müssen

Christiano Ronaldo musste mehr als 20 Tests machen, bevor er wieder als Corona-negativ galt.
Christiano Ronaldo musste mehr als 20 Tests machen, bevor er wieder als Corona-negativ galt. / FILIPPO MONTEFORTE/Getty Images

Vorweg soll angemerkt sein, dass Thomas Müller so schnell es geht wieder gesund werden soll. Die Gesundheit eines Menschen darf nicht in Gefahr gebracht werden und es wünscht ihm niemand einen besonders schweren Verlauf der Krankheit. Es geht um die Art und Weise, wie das ganze von den Verantwortlichen des FC Bayern München gehandhabt wird.

Wenn sich jemand in Deutschland mit dem Virus ansteckt, ist er oder sie dazu verpflichtet, sich für zwei Wochen in häusliche Quarantäne zu begeben. Zwei Wochen, in denen man niemanden sehen und treffen darf. Das ist eine lange Zeit, aber auch im Fünf-Sterne-Hotel im warmen Katar, das der FCB für seine Zeit bei der Klub-WM bezog, lassen sich zwei Wochen aushalten. Es wäre nicht der Weltuntergang gewesen, wenn sich Thomas Müller erstmal vor Ort in Selbstisolation begeben hätte.

Nach der Rückkehr nach Deutschland wird vom Bundesministerium für Gesundheit darum gebeten, zumindest zehn Tage zu Hause zu bleiben. Das kann man bestimmt in einem netten Heim machen, über das die Müllers verfügen. Nur sollte man nicht, auf gar keinen Fall, andere in Gefahr bringen. Und genau das hat der FCB mit dieser Aktion getan.

Ganze Reise war ein unnötiges Risiko - Titel hin, Titel her

Karl-Heinz Rummenigge möchte einen früheren Impfzugang für Fußballer.
Karl-Heinz Rummenigge möchte einen früheren Impfzugang für Fußballer. / Alexander Hassenstein/Getty Images

Der ganze Trip, das ganze Schauspiel, die ganze Farce ging im Endeffekt nur ums Geld. Die FIFA streicht ordentlich Geld ein, weil sie die Champions-League-Sieger aller Kontinente gegeneinander antreten lässt. Die Vereine streichen Geld ein, der deutsche Rekordmeister eine sportlich unbedeutende Trophäe, und die Spieler werden einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Außerdem konnte Karl-Heinz Rummenigge endlich mal seinen Freund Gianni Infantino wiedersehen. Der aktuelle Inzidenz-Wert für den Wüstenstaat liegt übrigens bei 106. Die Tendenz ist steigend.

Es wird immer wieder gesagt, es soll auf vermeidbare Reisen verzichtet werden. Normale Erwerbstätige sagen Geschäftsreisen ab. Auch innerhalb von Deutschland werden die zuhauf gecancelt. Mal eben von Köln nach Berlin fahren, ist nicht mehr möglich. Weil es der Verstand verbietet. Die meisten tun das, was sie können. Damit die Lage in den Griff zu bekommen ist und man sich nicht selbst ansteckt. Und was machen der FC Bayern? Schickt seine Profis quer durch die Weltgeschichte.

Das kann doch keinem Selbstständigen oder keiner Firma, die vor dem Bankrott steht, mehr als Vorbildfunktion dargestellt werden. Keinem Arbeitgeber, der im Homeoffice oder Kurzarbeit sitzt. Der Fußball hat eine Sonderstellung in dieser Zeit und das ist auch gut. Aber nur weil man eine Sonderstellung hat, heißt das nicht, dass man alles ausreizen muss, was nur geht. Damit sind übrigens auch die kommenden Spiele von Borussia Mönchengladbach und RB Leipzig in Ungarn gemeint.

Impfung brächte nur dem FC Bayern München Vorteile

Infantino und Rummenigge verstanden sich schon früher gut.
Infantino und Rummenigge verstanden sich schon früher gut. / FABRICE COFFRINI/Getty Images

Dass Impfungen auf dem Markt sind und das jedes Land seine eigene Impf-Strategie hat, ist Fakt. Dass man darüber diskutiert, ist auch in Ordnung. Aber der aktuelle Status qou ist jetzt nunmal da. Ihn umzustoßen würde noch größeres Chaos auslösen.

Es scheint, als möchte Karl-Heinz Rummenigge seine Mannschaft nur durchimpfen lassen, damit er sie in Zukunft ohne Probleme durch die Welt fliegen lassen könnte. Nirgendwo gäbe es Einreisebeschränkungen, keine notwendige Quarantäne und und und. Den Profit würde also der Verein machen und nicht die Gesellschaft. Man könnte ja mal andersherum fragen. Was bringt es den Spielern, wenn sie geimpft werden?

Klar, ein gewisser Schutz gegen das Virus ist dann gegeben. Aber sonst? Es würde nur noch mehr Spiele in einem eh schon vollgestopften und verschobenen Terminkalender geben, weil man ja keine Pausen einlegen müsste, weil keine Spiele mehr wegen einer Infektion abgesagt werden. Aber würde das den anderen Menschen in der Gesellschaft wirklich helfen? Nein, es würde nur Impfdosen für schutzbedürftigere wegnehmen. Manchmal sollte man sein Ego hinten anstellen und sich einfach mal in die Warteschlange einreihen. So wie es die anderen auch tun. Denn jeder Geimpfte ist ein Vorbild für die Gesellschaft. Das hat der Fußball nicht für sich gepachtet.