Ablösefrei: Um diese 11 Kandidaten sollte sich der HSV bemühen
Von Marcel Stummeyer
Beim Hamburger Sport-Verein fehlt momentan vor allem eins: Geld. Durch den verpassten Aufstieg müssen die Rothosen nicht nur den Etat deutlich senken, auch wichtige Sponsoren sprangen ab und sind bis heute noch nicht ersetzt. Für Verstärkungen steht kaum Budget zur Verfügung - dieser Artikel beschäftigt sich deshalb mit Spielern, die im Sommer ablösefrei zu bekommen wären.
Besonders in der Innenverteidigung und im Sturm gibt es Handlungsbedarf im Volkspark. Durch die langfristige Verletzung von Rick van Drongelen fällt ein wichtiger Baustein in der Hintermannschaft des HSV weg - Sicherheit strahlte jedoch auch der junge Holländer selten aus. Hoffnungen setzt man beim HSV nun auf Ewerton, dem ein Tumor entfernt wurde und nach dieser OP hoffentlich keine regelmäßigen Zwangspausen mehr drohen.
Auch im Sturm muss nachgebessert werden, Joel Pohjanpalo war nicht zu halten und eine erneute Leihe des Finnen scheint unwahrscheinlich.
Deshalb macht es für die Verantwortlichen des HSV eventuell Sinn, sich auf dem Markt der vereinslosen Spieler umzusehen. Eine Ablöse wäre nicht nötig, wobei in einigen Fällen Handgeld gezahlt werden müsste, um den Spieler von einem Wechsel zu überzeugen. Vor allem, wenn es mehrere Interessenten gibt.
Aufgrund der Corona-Pandemie hat das Transferfenster in diesem Jahr bis Oktober geöffnet - allzu lange sollten die Entscheidungen jedoch nicht hinausgezögert werden.
Alle Daten basieren auf dem Onlineportal transfermarkt.de
1. Tor - Michael Esser, 32
Auch im Tor scheint die Lage in der Hansestadt alles andere als geklärt. Schon länger liebäugelt Julian Pollersbeck mit einem Abschied aus Hamburg. Ein neuer Torwart müsste im Fall eines Wechsels her. Mit Daniel Heuer Fernandes und Tom Mickel stünden zwar zwei gute Tormänner bereit, den dritten Platz müsste der HSV jedoch neu besetzen.
Entweder könnte man einen jungen Torhüter aus der Jugend hochziehen oder einen ablösefreien Mann verpflichten. Michael Esser wäre ohne Ablöse zu bekommen. Der 32-jährige Torwart erwies sich in der Vergangenheit als zuverlässiger Rückhalt und war zuletzt für ein halbes Jahr für die TSG 1899 Hoffenheim aktiv, davor hütete Esser das Tor von Hannover 96.
Die Niedersachsen sollen erneut an ihrem ehemaligen Keeper interessiert sein und auch Union Berlin und der 1. FC Köln sollen ein Auge auf den 32-Jährigen geworfen haben.
Trotzdem: Michael Esser wäre günstig zu bekommen und ist deshalb auch ein potenzieller Kandidat für den HSV, wenn die Torwartfrage weiter unübersichtlich bleibt.
2. Linksverteidiger - Leart Paqarada, 25
Leart Paqarada könnte eine Option für die linke Verteidigung sein. Leistungsträger Tim Leibold soll zwar unbedingt gehalten werden, ein Back-Up für den Dauerbrenner des HSV dürfte aber nicht schaden.
Paqarada verließ den SV Sandhausen nach sechs Jahren und erwies sich als guter Akteur für die 2. Bundesliga. Der 19-malige Nationalspieler Kosovos kann nahezu alle Positionen auf der linken Seite besetzen und zeichnet sich vor allem durch seine Flexibilität aus. In der vergangenen Saison sammelte Paqarada fünf Vorlagen und ein Tor in 31 Einsätzen.
Fortuna Düsseldorf scheint stark an einer Verpflichtung Paqaradas interessiert zu sein - der HSV sollte dennoch ein Auge auf den ehemaligen Sandhäuser werfen, der günstig zu verpflichten wäre und das Gehaltsbudget nicht sprengen würde.
3. Innenverteidigung - Daniel Schwaab, 31
In der Innenverteidigung braucht der HSV zwei Dinge: Kopfballstärke und Stabilität. Diese zwei Charakteristiken bringt Daniel Schwaab mit, der mit seinen 31 Jahren schon sehr viel während seiner aktiven Laufbahn erlebte.
Schwaab stand bis zum 1. Juli beim PSV Eindhoven unter Vertrag, wo er regelmäßig die Innenverteidigung bekleidete. Auch in der Europa League kam der ehemalige Stuttgarter und Freiburger regelmäßig zum Einsatz.
Schwaab absolvierte in der Vergangenheit bereits 91 Spiele in der 2. Bundesliga und wäre definitiv eine absolute Verstärkung für den HSV.
Ungewiss bleibt jedoch, ob die Rothosen das Gehalt des Deutschen bezahlen können. Falls Kompromisse eingegangen werden könnten, sollten die Verantwortlichen der Hansestädter aber unbedingt gesprächsbereit sein.
Ein weiterer Pluspunkt: Auch im defensiven Mittelfeld und der rechten Verteidigung könnte der Rechtsfuß eingesetzt werden.
4. Innenverteidigung - Florian Hübner, 29
Ein weiterer Kandidat, der aller Voraussicht nach ablösefrei zu haben sein wird, ist Florian Hübner von Union Berlin. Der 29-Jährige gehörte im Jahr 2019 zu den Aufstiegshelden der Eisernen, kam in der Bundesliga aber nur zu elf Einsätzen. Der Vertrag des Innenverteidigers endete am 30. Juni - eine Zukunft in der Hauptstadt hat Hübner momentan nicht, bislang wurde kein neues Arbeitspapier ausgehandelt.
Der 1,93 Meter große Verteidiger wäre vor allem in Punkto Kopfballstärke eine enorme Verstärkung für die Hintermannschaft der Hanseaten. Die Gehaltskosten für den 29-jährigen Rechtsfuß dürften außerdem im Rahmen sein.
5. Zentrales Mittelfeld - Jonathan de Gúzman, 32
Eine Ergänzung für das defensive Mittelfeld könnte der ehemalige Frankfurter Jonathan de Gúzman sein. Der erfahrene Techniker gehörte zu den Pokal-Helden der Frankfurter Eintracht, hat am Main aber keine Zukunft mehr.
Sicher: Der 14-malige Nationalspieler der Niederlande wird im September 33 Jahre alt, seine fußballerische Klasse ist dennoch unumstritten.
In seinen bislang 15 Jahren im Profigeschäft sammelte de Gúzman sehr viel wertvolle Erfahrung, auch auf internationalem Niveau, die dem HSV sicher helfen könnte. Zwar stand der Mittelfeldmann in der vergangenen Saison nur noch zehnmal auf dem Platz, für das Unterhaus dürften seine Fähigkeiten aber definitiv reichen.
Für die Breite des Kaders könnte der Rechtsfuß eine sinnvolle Verstärkung sein. Vorausgesetzt natürlich, dass der Niederländer finanzierbar ist.
6. Linkes Mittelfeld - Kevin Bua, 26
Man könnte meinen, dass der HSV auf den Außenpositionen gut besetzt ist, durch den Abgang von Martin Harnik und die Formschwäche einiger Akteure, könnte auf den Außen nochmals nachgebessert werden.
Der 26-jährige Kevin Bua steht momentan ohne Verein da, obwohl er eine überzeugende Saison für den FC Basel spielte. In 30 Spielen steuerte der Rechtsfuß 18 Scorerpunkte in Liga, Pokal und Europa League bei - ein sehr guter Wert.
Nicht nur auf der linken Seite, sondern auch im offensiven und rechten Mittelfeld könnte Bua eingesetzt werden.
Einen Spieler dieses Formats ablösefrei zu bekommen, wäre ein wahrer Coup für den HSV, der sich sicherlich mit einigen Konkurrenten messen müsste. Dennoch: Ganz ohne Risiko wird es nicht gehen.
7. Linkes Mittelfeld - Andreas Gruber, 25
22 Spiele, zwölf Tore und drei Vorlagen - hört sich vielversprechend an, nicht wahr? Ein gewisser Andreas Gruber kann diese Statistik aufweisen und hat nur noch bis zum 31. Juli Vertrag. Aktuell steht der Mittelfeldspieler beim österreichischen SV Mattersburg unter Vertrag - ob das Arbeitspapier des 25-Jährigen verlängert wird, ist zur Stunde noch unklar, gilt aber als nahezu ausgeschlossen, denn der SV Mattersburg befindet sich in einer finanziell sehr bedrohlichen Situation - mehrere Skandale bedrohen die Existenz des Vereins.
In der abgelaufenen Saison nahm Gruber eine sehr gute Entwicklung. Es ist also kaum verwunderlich, dass neben dem Linzer AK, Austria und Rapid Wien auch Arminia Bielefeld ein Auge auf den Linksfuß geworfen hat.
Gruber wurde nach seiner tollen Spielzeit in das "Team der Saison" berufen - für den HSV wäre ein Transfer wohl nur sehr schwer realisierbar, aber unmöglich ist bekanntlich nichts.
8. Sturm - Mame Diouf, 32
Ein alter Bekannter hat momentan keinen Verein - Mame Diouf. Vor allem während seiner Zeit bei Hannover 96 machte der Mann aus dem Senegal auf sich aufmerksam. Gemeinsam mit den Roten schlug der Stürmer legendäre Schlachten in der Europa League und ließ immer wieder seine Torgefahr aufblitzen.
2014 wechselte Diouf zu Stoke City nach England, konnte aber den Abstieg der "Potters" aus der Premier League nicht verhindern.
Klar ist: In Topform ist der 32-jährige Stürmer nicht mehr und auch das Gehalt könnte definitiv zum Problem werden - der 51-malige Nationalspieler ist dennoch ein interessanter Mann, der dem Sturm des HSV gut tun könnte, denn Diouf verfügt über den Instinkt, den ein Stürmer braucht, sowohl mit dem Kopf, als auch mit dem Fuß.
9. Sturm - Daniel-Kofi Kyereh, 24
Vor zwei Jahren kickte dieser Mann noch in der Regionalliga beim TSV Havelse, nun kann Daniel-Kofi Kyereh persönlich auf eine tolle Saison in der 2. Bundesliga zurückblicken, die leider im Abstieg seines Vereins mündete.
In 29 Spielen erzielte der Deutsch-Ghanaer sieben Tore und legte sieben weitere Treffer vor. An ihm lag es definitiv nicht, dass Wehen Wiesbaden abstieg.
Nun steht der Angreifer allerdings ohne Verein da. Holstein Kiel, der FC St. Pauli und Red Bull New York sollen den 24-jährigen Rechtfuß auf dem Zettel haben, der offensiv variabel einsetzbar ist.
Besonders das verhältnismäßig junge Alter erscheint sehr interessant, denn Kyereh verfügt durchaus noch über eine Menge Potenzial für Entwicklung.
Auch das Gehalt dürfte überschaubar sein, weshalb Kyereh ein sehr interessanter Mann für den HSV sein könnte.
10. Sturm - Muamer Tankovic, 25
Ein Nationalspieler Schwedens ist der vorletzte Kandidat auf dieser Liste - Muamer Tankovic, 25 Jahre vom schwedischen Verein Hammarby IF. Der Vertrag des Linksaußen läuft am 30. Juli aus.
In 13 (von 14 möglichen) Spielen erzielte der blitzschnelle Rechtsfuß sieben Tore. Auch im Sturmzentrum kann Tankovic eingesetzt werden, der über den FC Fulham und den AZ Alkmaar nach Schweden wechselte. Der 1,81 große Stürmer durchlief alle Nationalmannschaften seines Heimatlandes und könnte nun in eine andere Liga wechseln.
Falls der Vertrag des Schweden nicht noch kurzfristig verlängert wird, wäre Tankovic in gut einer Woche ablösefrei zu bekommen. Der Angreifer scorte in den vergangenen Saisons zuverlässig und könnte auch den Sturm des HSV verstärken.
11. Sturm - Eric Maxim Choupo-Moting, 31
In Hamburg geboren und immer mit dem HSV verbunden gewesen - der Name Eric Maxim Choupo-Moting dürfte vielen Fans noch ein Begriff sein. Schon zwischen 2004 und 2011 lief "Choupo" für seinen Jugendverein mit der Raute auf der Brust auf, bevor er zum FSV Mainz 05 wechselte.
Leider konnte sich der 49-malige Nationalspieler Kameruns in seiner Heimat Hamburg nicht langfristig durchsetzen, dennoch kann der Stürmer auf eine tolle Karriere zurückblicken, die er nun bei seinem Jugendklub ausklingen lassen könnte, denn sein Vertrag bei Paris Saint-Germain endet nach der Champions League am 31. August.
In der Hauptstadt Frankreichs kassiert Choupo-Moting mit Sicherheit fürstlich ab und deine Rückkehr käme wohl nur in Frage, wenn er auf den Großteil seines aktuellen Gehalts verzichten würde.
In Frankreich spielte der 1,91-Mann zwar selten die erste Geige, aber auch als Joker traf der Kameruner relativ oft. Auch die Physis des 31-Jährigen könnte genau in das Profil des HSV passen, denn obwohl Choupo-Moting sehr groß ist, verfügt er über eine enorme Beweglichkeit und Technik.
Es würde sicherlich viele Fans freuen, wenn sich der Stürmer gegen das Geld und für den Herzensverein entscheiden würde. Eine tolle Verpflichtung wäre der Stürmer allemal, vor allem ablösefrei.
Einige interessante Namen sind auf der Liste zu finden, die dem HSV sicherlich weiterhelfen könnten. Besonders für die Baustellen in der Innenverteidigung und im Sturm finden sich einige Alternativen, die kostengünstig an die Elbe wechseln könnten. Aber wie immer: Die letztendlichen Transfers werden von den Verantwortlichen getätigt. Man kann also nur hoffen, dass man beim HSV ein gutes Näschen für neue Spieler beweist.