Als Matthäus Möller zur "Heulsuse" machte!

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​Mitte der Neunzigerjahre erwuchs dem FC Bayern München in ​Borussia Dortmund ein neuer sportlicher Rivale. Seitdem haben sich die beiden Erzrivalen schon etliche Schlachten gegeneinander geliefert. Höhepunkt war sicherlich das "German Final" der Champions League in Wembley 2013. Doch schon in der Dekade zuvor gab es Spiele, die es wert sind, erinnert zu werden. Wie z.B. das hitzige Aufeinandertreffen der beiden in der Saison 1996/97.

Die Ausgangslage war klar. Sowohl die generelle als auch die saisonspezifische. Knapp ein Jahr zuvor hatte der BVB seinen zweiten Meisterschaftstitel in Folge eingefahren, schien der neue nationale Herausforderer des Branchenprimus zu werden. 

Und auch in der Spielzeit 1996/97 trennten beide Teams vor ihrem direkten Aufeinandertreffen nur sechs Punkte. Es hätten sogar noch weniger sein können, doch die Westfalen waren eine Woche zuvor, am 27. Spieltag, ausgerechnet beim Lokalrivalen (und Aufsteiger!) MSV Duisburg gestolpert (2:3), während sich die Münchener - mit dem selben Ergebnis - im Heimspiel gegen den 1.FC Köln schadlos gehalten hatten. 

Bissige Partie - wenig Torchancen

Am 19. April sahen dann 55.000 Zuschauer im ausverkauften Westfalenstadion (vor dem Ausbau) eine regelrechte Blitzstart-Partie. Das ging schon mit den Gelben Karten los. Um gar nicht erst in eine unaufhaltsame Aggressions-Spirale zu kommen, zeigte Schiedsrichter Alfons Berg gleich zu Beginn, wer hier Herr im Hause war - und verwarnte bereits in der 1. Spielminute (!) die beiden Streithähne Mario Basler und Andy Möller. 

Und auch auf Tore sollten die Fans nicht lange warten müssen: Karl-Heinz Riedle (auf Vorlage von Möller) besorgte nach 120 Sekunden die Führung für die Gastgeber, die Ruggiero Rizzitelli eine Zeigerumdrehung später egalisierte (Alexander Zickler hatte vorbereitet). Eins zu eins nach Toren und nach Karten. Doch die Maßnahmen des Unparteiischen sollten Wirkung zeigen, die Atmosphäre beruhigte sich danach ein wenig. Obwohl Berg insgesamt sechsmal gelben Karton verteilte. 

Insgesamt blieb die Begegnung aber auf eher mittelmäßigem sportlichem Niveau. Große Torchancen waren über die gesamte Dauer des Spiels hinweg Mangelware. 
Im Boxen hätten man den Borussen wohl einen knappen Sieg nach Punkten zugestanden, denn immerhin probierten sie es im zweiten Durchgang etwas energischer als der Rivale, die Entscheidung herbeizuführen. Doch ein an diesem Tag gut aufgelegter Oliver Kahn und ein nicht minder inspirierter Thomas Helmer als Turm in der Schlacht sicherten den Bayern das Unentschieden, mit dem sie natürlich weitaus besser leben konnten als die Borussia.

In die Annalen des Fußballs ging dieses Spiel deshalb nicht so sehr wegen des sportlichen Aspekts ein, sondern aufgrund der mittlerweile in unzähligen Rückblicken gezeigten Szene, als Lothar Matthäus und Andy Möller aneinandergerieten. 

Matthäus ahmt Möller nach

Dem Münchener Kapitän war nach einem Duell der beiden die etwas zu theatralische Reaktion seines Nationalmannschaftskollegen sauer aufgestoßen - und tat dies pantomimisch dann auch kund: ostentativ wischte er sich mit beiden Händen die Augen. Nach dem Motto: hör auf zu heulen! Jahre später kommentierte "Loddar" die Szene aus seiner Perspektive: "Der Andy war dafür bekannt, dass er gerne mal fliegt, auch ohne dass man ihn berührt hat und dann noch lange am Boden liegen blieb. Ich wollte ihm sagen: Spiel weiter! Zeig, dass Du ein Mann bist!" (Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung, via fussball.news.)

Doch nachgetragen hat es der deutsche Rekordnationalspieler dem guten Andy nicht. "Er hat sich immer Tipps bei mir geholt. Und wir haben uns bei der Nationalmannschaft immer gut verstanden. Die Freundschaft hält bis heute." Genauso wie der Spitzname, dem der Boulevard Möller spätestens seit diesem Spiel dauerhaft verpasst hat: Heulsuse!