Manchester United: Der langsame Fall von Jesse Lingard
Von 90min-Redaktion
Unter Ole Gunnar Solskjaer beginnt sich Manchester United langsam wieder zu fangen. Insbesondere durch frische Spieler aus der eigenen Jugend entwickelt sich bei den Red Devils eine neue Generation. Einer, der schon vor Jahren den Sprung von der Jugend in den Profibereich geschafft hatte, ist Jesse Lingard. Doch vom einstigen Hoffnungsträger ist inzwischen nur noch wenig übrig.
Lingard ist mit 27 Jahren im perfekten Fußballeralter. Seit 2012 steht der Offensivspieler im Profikader von United, unterbrochen ist seine Zeit beim englischen Topklub lediglich durch zwei Leihen. In den vergangenen Jahren etablierte sich das einstige Talent in der ersten Reihe des Vereins. Mittlerweile kommt Lingard auf starke 202 Pflichtspieleinsätze im Trikot der Red Devils, 31 Tore und 20 Vorlagen sprechen zudem für einen gewissen Drang zum Tor.
Seit Sommer 2018 geht es bergab
Als bisherigen Karrierehöhepunkt Lingards könnte man die Teilnahme an der WM 2018 mit England sehen. Etwas überraschend war der damals 25-Jährige Stammspieler in dem von Gareth Southgate trainierten Team. In sechs der sieben WM-Partien kam Lingard zum Einsatz, steuerte ein Tor und zwei Vorlagen zum erfolgreichen Abschneiden der Mannschaft bei (Platz 4). Besonders in der Partie gegen Panama (6:1) drehte er auf - inklusive Traumtor.
Seitdem ist von diesem 'Lingardinho' allerdings kaum noch etwas zu sehen. Drehte der häufig als Flügel- oder offensive Mittelfeldspieler eingesetzte Profi in der Premier League-Saison 2017/18 mit acht Toren und sechs Vorlagen auf, kommt Lingard seit der WM nur noch auf sieben Tore und sechs Vorlagen - in 73 wettbewerbsübergreifenden Pflichtspielen!
In der laufenden Saison sprechen die nur vier Torbeteiligungen in 35 Einsätzen eine recht deutliche Sprache: Lingard hat jede Menge sportliche Leistung eingebüßt. Waren es in der Saison 2018/19 eventuell noch die zwölf verpassten Partien aufgrund von Verletzungen, die den Spieler ausbremsten, kratzt man sich aktuell vielmehr den Kopf, was mit dem Profi passiert ist.
In Manchester drückt der Schuh - und die Konkurrenz
Bei United rückt Lingard aufgrund der durchwachsenen Leistungen immer weiter in die zweite Reihe. Talente wie der erst 18-Jährige Mason Greenwood oder der mit 24 Jahren immer noch recht junge Anthony Martial verdrängten den früheren Stammspieler Lingard immer häufiger auf die Bank. Von den letzten vier Premier League-Partien stand der Profi dreimal gar nicht erst im Kader.
In den sozialen Netzwerken hat sich Lingard dagegen zu einem wahren Meme entwickelt. Sein Name gilt inzwischen als Metapher für plumpes und unglückliches Auftreten auf dem Platz. Sowieso ist Lingard für sein mediales Auftreten bekannt und überträgt auch gern mal die Internet-Trends in die Partien, sei es der gemeinsame 'Dab' mit Paul Pogba oder sämtliche vom Konsolenspiel 'Fortnite' inspirierte Torjubel.
Dieses Bild hat sich in den vergangenen Jahren verfestigt. Es scheint, als ob sich Lingard hin und wieder zu sehr auf sein Auftreten und seine 'Marke' konzentrieren würde, anstatt mit sportlichen Leistungen zu punkten. Zugegeben, Profis, die außerhalb des Platzes ein ausschweifendes Leben führen und dadurch Aufmerksamkeit erregen, gibt es wie Sand am Meer. Doch das geht eben nur so lange gut, wie die Leistung stimmt. Daher wird inzwischen Kritik an der Einstellung Lingards laut.
Manchester United plant Umbruch: Wie geht es mit Lingard weiter?
Dass der 27-Jährige über unumstrittene Qualitäten verfügt, ist bekannt. Doch langsam sollte Lingard sich wieder besinnen und eben diese Qualitäten auf den Platz bringen. Der Vertrag mit dem Eigengewächs läuft nur noch bis 2021. United plant in den kommenden Saisons, den angestrebten Umbruch weiter voran zu bringen. Kann Lingard keine sportlichen Argumente mehr liefern, könnte seine Zeit beim Klub jäh zu Ende gehen.
Die Hoffnung bleibt, dass sich Lingard alsbald fangen kann - auch in Anbetracht der auf 2021 verschobenen EM. Für England bestritt der Profi seit der WM 2018 nur noch sechs von möglichen 16 Partien. Möchte Lingard also sowohl bei United's Zukunft als auch in der Nationalmannschaft noch irgendeine Rolle spielen, muss mehr Leistung kommen.