Die vielversprechende und doch so traurige Karriere des René Adler
Von Christian Gaul
269 Spiele machte René Adler für Bayer Leverkusen, den HSV und den FSV Mainz 05 in der Bundesliga, dazu stand er zwölfmal im Tor der deutschen Nationalmannschaft. Für eine kurze Zeit war er DIE deutsche Torwarthoffnung, dann machte ihm eine Verletzung einen Strich durch den Höhenflug. Nachdem ein junger Torhüter ihm den Rang in der DFB-Elf ablief, war kurz darauf ein anderer für den Verlust von Adlers Stammplatz im Verein verantwortlich.
Sein Debüt für die Nationalmannschaft gab Adler bereits mit 23 Jahren im Oktober 2008. Als er sich im Konkurrenzkampf mit Tim Wiese durchgesetzt hatte und mit Robert Enke ein weiterer Anwärter unter tragischen Umständen ums Leben kam, sah es so aus, als hätte Deutschland mit Adler seinen Stammtorhüter für die nächsten Jahre gefunden.
Doch im Juni 2009 debütierte ein junger Mann im Tor der Landesauswahl, welcher Adler (der seinerseits während dieser Zeit verletzungsbedingt zuschauen musste) in wenigen Monaten durch sensationelle Leistungen auf den undankbaren Bankplatz verwies und als einer der Besten auf seiner Position in die Geschichte eingehen sollte - die Rede ist natürlich von Manuel Neuer. Danach durfte Adler nur noch zweimal in Freundschaftsspielen das deutsche Tor bewachen - seine Karriere in der Nationalelf war quasi beendet.
Leno verdrängt Adler im Verein - Kniebeschwerden verhindern Gegenwehr
Auf Vereinsebene hingegen lief es weiterhin gut für René Adler, war er doch von 2007 bis 2011 unangefochtener Stammspieler bei Bayer Leverkusen. Doch schon durch die Rückrunde der Saison 2010/11 schleppte er sich - immer noch regelmäßig auf dem Platz stehend - mit Beschwerden, die ab dem Sommer 2011 nicht mehr zu kaschieren waren. Adler litt an Knieproblemen, genauer gesagt Beschwerden an der Patellasehne, die eine Knie-Operation nach sich zogen und ihn im Grunde die komplette Spielzeit 2011/12 kosteten.
Um den Ausfall Adlers zu kompensieren und ihm Zeit zur Regeneration zu geben, lieh Bayer einen beim VfB Stuttgart ausgebildeten Youngster für eine Saison aus - weil Bernd Leno dermaßen gut einschlug, wurde er 2012 fest von Leverkusen verpflichtet, denn Adler konnte dem jungen Leno aufgrund seiner langwierigen Verletzung keinen Konkurrenzkampf liefern.
Mittlerweile bei Arsenal auf Bällefang - Bernd Leno
Adler flüchtete gezwungenermaßen zum HSV und musste mit den Hanseaten nicht nur permanent gegen den Abstieg spielen, sondern auch in einem sehr fragilen Umfeld seiner Tätigkeit nachgehen. Nach fünf Jahren verließ er 2017 die Hamburger und schloss sich dem FSV Mainz 05 an. Nach der turbulenten Phase in der Hansestadt schien der gebürtige Leipziger sichtlich erleichtert, in einem eher ruhigen Ambiente seine Karriere fortzusetzen.
Nach dem neunten Spieltag der Saison 2017/18 machte jedoch sein Körper wieder Probleme und er musste aufgrund der anhaltenden Oberschenkelprobleme ein halbes Jahr aussetzen. In der Rückrunde feierte er noch einmal ein Comeback und bestritt fünf Bundesligaspiele am Stück, doch es sollten seine letzten überhaupt gewesen sein. Nach dem 32. Spieltag ließ ihn sein Knie erneut im Stich - die Diagnose: Knorpelschaden. Ein Jahr lang stand er noch bei Mainz unter Vertrag, doch bestritt er kein Profi-Spiel mehr. Im Sommer 2019 erklärte René Adler mit 34 Jahren sein Karriere-Ende.
Vor allen Dingen wird Adler das Jahr 2011 aus seinem Kalender streichen wollen, wer weiß, wie seine Werdegang verlaufen wäre, hätte er nicht verletzungsbedingt seinen Posten im Tor von Bayer Leverkusen an Bernd Leno verloren. Dass sein Körper dennoch früher oder später aufgegeben hätte, ist anzunehmen. Doch ein oder zwei Jahre mehr im Rampenlicht der Champions League und der Bundesliga-Spitzengruppe, hätte René Adler auf jeden Fall verdient gehabt.