Bobby Wood - oder die Geister, die sie riefen...

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So wie es aussieht, wird man die ganze Sache jetzt wohl bis zum bitteren Ende aussitzen - und am 30. Juni 2021 ein dickes rotes Kreuz in den Kalender malen. Denn an diesem Tag endet der Vertrag, der den Hamburger SV - einer schweren Eisenkette gleich - an den glücklosen Stürmer Bobby Wood fesselt. Auch die jüngst genährte Hoffnung, den Spieler eventuell noch vor dieser Deadline loszuwerden, hat sich jetzt in Luft aufgelöst.

Die Hoffnung kam aus Ohio, USA. Der dort spielende MLS-Klub FC Cincinatti schien ernsthaftes Interesse an einer Verpflichtung des 27-jährigen Stürmers zu bekunden. Doch nun scheinen sie der Personalie Jürgen Locadia (bis zuletzt bei der TSG Hoffenheim) den Vorrang einzuräumen. So zumindest berichtet es das Fachmagazin The Athletic. Wood bleibt also bis auf weiteres eine "Rothose". Und wird es im schlimmsten Fall auch noch weitere anderthalb Jahre bleiben. 
Wenn die ganze unglückliche Personalie überhaupt einen positiven Effekt für die Hamburger zeitigt, dann den, dass man aus dieser Erfahrung (hoffentlich) seine Lehren gezogen hat. 
So etwas darf es nie wieder geben.

Kühne "boxte" Woods Vertragsverlängerung durch

Denn Wood wurde seinerzeit von Investor Klaus-Michael Kühne "durchgedrückt". Nachzulesen im fast schon als Standard-Werk der jüngsten HSV-Historie zu bezeichnenden Buch "Der Abstieg" von Tobias Escher und Daniel Jovanov. Kühne selbst verkündete es damals ganz ungeniert gegenüber Sky Sport: "Ich habe dem Verein zwar dafür kein Geld gegeben (für die Vertragsverlängerung von Bobby Wood, Anm.), aber ich habe ihm zu der Verlängerung geraten und gesagt, dass ich nur Hahn finanziere, wenn ihr Wood haltet." 

Der HSV ließ sich also auf gut deutsch erpressen. Und jappst bis heute unter den dadurch auferlegten finanziellen Bürden. Denn Wood, der beim HSV ganz gut anfing, kassierte nach der vorzeitigen Vertragsverlängerung im Frühjahr 2017 statt 1,5 Millionen Euro satte 3,5. Selbst eine Liga tiefer ist er mit knapp über zwei Millionen Euro neben Kyriakos Papadopoulos der Spitzenverdiener beim HSV. Ohne jedoch einen sportlichen Gegenwert zu bieten. 

Diese Konstellation sollte als eine Art virtuelles Mahnmal wirken und Warnung genug für die Zukunft sein, sich nie wieder derart in ein Abhängigkeitsverhältnis drängen zu lassen wie anno 2017. Zur Erinnerung: ein Jahr später war der einstmals so große und stolze HSV zum ersten Mal in seiner Historie abgestiegen. Nicht zuletzt auch dank der fehlenden Tore ihres us-amerikanischen "Star-Stürmers". 

HSV bleibt auf Wood sitzen: Wer verpflichtet einen Stürmer, der nicht trifft?

Zwar ist der Transfermarkt hinter dem Großen Teich noch gar nicht eröffnet (Beginn: 7. Februar), doch die Hoffnungen an der Elbe, die Kaderleiche Bobby Wood über den Ausweg MLS doch noch loszuwerden, werden immer kleiner. Denn auch dort, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sind keine Idioten am Werk. Und rechnen können sie auch. Warum also sollte irgendein Klub ein horrendes Gehalt für einen Stürmer zahlen, der nicht trifft? Das kann man ja auch billiger haben. 

Und andersrum wird auch ein Schuh draus: warum sollte jemand freiwillig auf 3,5 Millionen (auf diesen Betrag würde Woods Gehalt im Falle eines Aufstiegs in die Bundesliga anschwellen) verzichten? Wer jetzt mit Schlagwörtern wie "Moral" oder "Berufsethos" um die Ecke kommt, hat das ganze Business noch nicht kapiert. Nein, die Schuld an der Misere hat sich der HSV ausschließlich selbst zuzuschreiben. Doch Einsicht ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung. Wenn denn in Zukunft derartige Verträge nicht mehr einfach so locker flockig aus der Hüfte heraus abgeschlossen werden, kann man als HSV-Fan (und Schatzmeister!) schon froh sein. Die neue sportliche Führung beim HSV jedenfalls scheint in dieser Hinsicht andere, vernünftigere Wege bestreiten zu wollen. 


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