Alphonso Davies startet durch: Bayerns Linksverteidiger wider Willen im Profil
Von Philipp Geiger
Mit dem 4:0-Heimerfolg gegen Borussia Dortmund hat der FC Bayern München am Samstagabend ein deutliches Ausrufezeichen gesetzt. Als Linksverteidiger überzeugte dabei Alphonso Davies, der in ungewohnter Rolle eine starke Leistung abgeliefert hat. Der einstige Flüchtling scheint mittlerweile so richtig beim deutschen Rekordmeister angekommen zu sein.
Im November 2000 kam Davies in einem Flüchtlingslager in Ghana (Buduburam) auf die Welt. Seine Eltern waren zuvor aus ihrem Heimatland Liberia geflohen. Im Alter von fünf Jahren zog der Bayern-Star mit seiner Familie nach Kanada, wo er mit dem Fußballspielen begann. Mit 15 Jahren unterschrieb Davies, der seit Anfang Juli 2017 offiziell kanadischer Staatsbürger ist, bei den Vancouver Whitecaps II seinen ersten Profivertrag. Mitte Juni 2016 debütierte der Flügelspieler für die Profis und ging damit als zweitjüngster Spieler in die MLS-Geschichte ein.
Mit seinen starken Auftritten machte das Top-Talent auch Vereine aus dem Ausland auf sich aufmerksam. Im Juli 2018 gab der FC Bayern die Verpflichtung des 19-Jährigen offiziell bekannt. Inklusive Bonuszahlungen kann die Ablöse auf bis zu 18,8 Millionen Euro ansteigen, womit Davies der zweitteuerste MLS-Verkauf aller Zeiten wäre. Seit Anfang des Jahres ist der Linksfuß offiziell für den deutschen Rekordmeister spielberechtigt.
Davies akklimatisiert sich: Debüt und erster Treffer
Das Debüt im Bayern-Trikot ließ nicht lange auf sich warten. Ende Januar kam der Youngster beim 4:1-Heimerfolg gegen den VfB Stuttgart in der Schlussphase als Einwechselspieler zum Zug. Sieben Spieltage später gelang Davies gegen den 1. FSV Mainz 05 (6:0) sein erster Pflichtspieltreffer. Ein weiterer folgte in dieser Saison. Davies ist eigentlich auf den offensiven Außenbahnen (hauptsächlich links) zu Hause, wurde beim deutschen Rekordmeister jedoch erfolgreich zum Linksverteidiger umfunktioniert. Ex-Coach Niko Kovac ließ den kanadischen Nationalspieler bereits in der letzten Spielzeit auf der linken Abwehrseite auflaufen.
Durch den Engpass in der Innenverteidigung (Niklas Süle Kreuzbandriss, Lucas Hernandez Sprunggelenksverletzung) musste David Alaba zuletzt im Abwehrzentrum einspringen. Für Davies ergab sich dadurch die Chance, sich in der eher ungewohnten Rolle als Linksverteidiger zu beweisen. Der Youngster hat nicht nur gegen den BVB seine Chance eindrucksvoll genutzt und dabei auch mit Fähigkeiten überzeugt, die man vom Nationalspieler nicht unbedingt erwarten würde.
Davies entschied am Samstagabend stolze 74 Prozent seiner Zweikämpfe für sich und ließ über seine Seite fast nichts anbrennen. Der pfeilschnelle 19-Jährige, der sogar Kingsley Coman in den Schatten stellen soll, schaltete sich auch immer wieder mit in die Offensive ein und brachte 92 Prozent (!) seiner Pässe zu einem Mitspieler. Nach drei Startelfeinsätzen lässt sich festhalten, dass Davies auch eine ernstzunehmende Alternative für die linke Abwehrseite darstellt. Bis zur Winterpause dürfte der Linksfuß noch den einen oder anderen Startelfeinsatz erhalten.
Variabilität als Trumpf
Dass Davies nicht nur auf den offensiven Außenbahnen, sondern auch in der Viererkette auflaufen kann, erhöht seine Chancen auf Einsatzzeit deutlich. Mit seinen 19 Jahren steht der einstige Flüchtling noch am Anfang seiner Karriere und Spielpraxis ist in dieser Phase unabdingbar. Mit der Verpflichtung von Davies hat der FC Bayern zweifelsohne einen guten Griff gemacht und damit möglicherweise auch eine langfristige Alternative für die Linksverteidiger-Position gefunden, obwohl dies ursprünglich nicht beabsichtigt war.