Podolski zum 1. FC Köln? Darum würde eine Rückkehr wenig Sinn ergeben
Von Florian Bajus
Im Interview mit BILD sprach Lukas Podolski offen über eine Rückkehr zum 1. FC Köln. Noch einmal für seinen Jugendverein aufzulaufen sei "eine Herzensangelegenheit", jedoch wisse er auch, dass "immer zwei Seiten" dazugehören. In der aktuellen Konstellation würde eine Rückkehr eher weniger Sinn ergeben.
Die Liebe zum 1. FC Köln hat Lukas Podolski nie verloren. 2009 kehrte er nach drei unglücklichen Jahren beim FC Bayern München zurück zu den Domstädtern, für die er in 181 Pflichtspielen 86 Tore erzielte, ehe 2012 der Schritt zu Arsenal London folgte. Mittlerweile spielt Podolski beim japanischen Erstligisten Vissel Kobe, von dort aus verfolgt er den FC noch immer intensiv.
Zum Jahresende läuft sein Vertrag beim Tabellenneunten der J1 League aus, eine Verlängerung steht offenbar nicht im Raum: "Bisher ist noch kein Verantwortlicher des Klubs auf mich zugekommen. Von daher wird meine Zeit in Japan am Jahresende wahrscheinlich vorbei sein", erklärt Podolski. "Deshalb schaue ich mich bereits auch anderweitig um, sortiere gerade ein wenig den Markt und mache mir Gedanken."
Angesprochen auf eine Rückkehr nach Köln sagte er: "Ich habe immer gesagt und bleibe dabei, dass es für mich eine Herzensangelegenheit wäre, noch einmal für den FC zu spielen. Dazu gehören aber immer zwei Seiten, die das wollen und es passt. Das war in der Vergangenheit leider anders." Vor ein paar Monaten habe er sich mit dem neuen Vorstand ausgetauscht, im Rahmen dessen sei ihm eine Rolle als Botschafter angeboten worden.
"Ich denke aber, ich brauche dafür kein offizielles Amt", sagt der 34-Jährige, "mehr Botschafter, als ich in der ganzen Welt in den letzten Jahren für den FC war, kann man nicht sein." Stattdessen wolle er eine "aktivere Rolle" einnehmen, ein Muss sei dies aber nicht. "Ich bin aber auch glücklich, wenn ich irgendwann mal die Zeit habe, als Fan den FC auf Auswärtsreisen zu begleiten und in der Kurve zu stehen. Das habe ich mit ganz oben auf meinen Zettel für die Zeit nach meiner Karriere geschrieben."
In Köln schaffte Podolski den Durchbruch
Ein drittes Mal für den FC auf dem Platz? Die Fans würden sich mit Sicherheit darüber freuen. Das Eigengewächs debütierte am 22. November 2003 beim 0:1 gegen den Hamburger SV in der Bundesliga, absolvierte 19 Spiele bis Saisonende und erzielte zehn Tore. Den Abstieg konnte er nicht verhindern, mit 24 Treffern und neun Vorlagen schoss er den Klub im Alter von 19 Jahren wiederum fast im Alleingang zurück in die Bundesliga.
Kurz vor der Europameisterschaft 2004 debütierte er dank seiner Leistungen in Köln bei der deutschen Nationalmannschaft, für die er bis zu seinem Abschiedsspiel im März 2017 130 Mal zum Einsatz kommen sollte. So romantisch eine Rückkehr von Podolski wäre, so muss man sich auch die Frage stellen: Wie sinnhaft wäre der Transfer?
Breites Angebot in der Offensive
Denn in der Offensive ist der FC breit aufgestellt. Podolski kann in der Sturmspitze, als hängende Spitze und auf beiden Flügeln agieren. Mit Anthony Modeste, Jhon Córdoba und Simon Terodde besitzt Achim Beierlorzer bereits drei Mittelstürmer, auf den Flügeln sind neben Florian Kainz und Kingsley Schindler auch Dominick Drexler und Louis Schaub einsetzbar.
Zudem hat Podolski seit Anfang Juni nur ein Pflichtspiel absolviert. In Deutschland musste er am Ohr operiert werden, litt zudem an einer Viruserkrankung. "Ich kann mich nicht erinnern, so lange am Stück mal keinen Sport gemacht zu haben. Seit ein paar Wochen bin ich aber wieder im Mannschaftstraining, habe schon Kurzeinsätze gehabt und fühle mich seit dieser Woche wieder bei meinem Maximum", sagt er - aber reicht das auch für eine Kölner Mannschaft, die in dieser Saison um den Klassenerhalt kämpft?
Die ersten Signale des Vorstandes deuten nicht wirklich darauf hin, dass ein Interesse daran besteht, Podolski noch einmal als Spieler unter Vertrag zu nehmen. Und auch Geschäftsführer Armin Veh wird sich früher oder später die Frage stellen, ob eine Rückkehr einen sportlichen Mehrwert bedeuten würde.
Die Probleme liegen nicht im Sturm
Erst fünf Tore hat die Mannschaft erzielt, die Stürmer sind aber nicht das Problem; in der letzten Saison erzielten Modeste, Córdoba und Terodde insgesamt 55 Tore in der 2. Bundesliga. Die magere Ausbeute begründete Modeste mit der schwachen Chancenerarbeitung, die in vielen Spielen deutlich wird. In den vergangenen beiden Partien gegen Schalke 04 (1:1) und Hertha BSC (0:4) wurden je neun Torschüsse verzeichnet, beim einzigen Sieg in Freiburg (2:1) nur zehn.
Durchschnittlich elf Torschüsse pro Spiel reichen nicht aus, um in der Bundesliga zu bestehen. Auch ein Lukas Podolski würde an dieser Situation nur wenig ändern können, denn an der grundsätzlichen Qualität mangelt es in den Augen von Veh nicht: "Ich glaube, dass wir absolut Qualität in der Mannschaft haben. Ich sehe es in jedem Training. Und ich glaube, das kann ich nach 27 Jahren als Trainer beurteilen", sagte er gegenüber dem Express.
Die Mannschaft spielt mutigen Fußball, schafft es aber nicht wirklich, sich im Spiel nach vorne gefährlich zu präsentieren. Womöglich sind es Probleme taktischer Natur, die mit einer Rückkehr von Podolski nicht automatisch behoben wären. Eine Rückkehr als Spieler würde daher nur wenig Sinn ergeben.