Supercup-Analyse: Die erste Standortbestimmung der neuen Saison

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Der erste Härtetest zwei Wochen vor Beginn der 57. Bundesliga-Saison hat einen ersten Vorgeschmack darauf gegeben, was Fußball-Deutschland von dieser Spielzeit erwarten darf. Sicherlich sind der BVB und der FC Bayern München noch nicht auf dem Zenit ihrer Leistungsfähigkeit, Eingespieltheit und Fitness angelangt, bei den Bayern stehen zudem noch dringend notwendige Transfers an, nichtsdestotrotz haben beide Teams das erste Pflichtspiel absolviert und müssen nun die richtigen Erkenntnisse daraus ziehen.

Die Gäste aus München begannen in der von Niko Kovac präferierten 4-3-3 Formation mit Thiago im defensiven Mittelfeld und Tolisso und Goretzka auf den beiden Achterpositionen. Lucien Favre setzte auf das bewährte 4-2-3-1 System und musste in der Abwehr Hummels durch Toprak ersetzen. Neuzugang Nico Schulz debütierte im schwarz-gelben Dress links in der Viererkette, Weigl und Paco Alcacer erhielten den Vorzug vor Delaney und Götze.

Bayern dominant - BVB stark bei Kontern

Insbesondere gegen den Ball zeigte Dortmund eine sehr passive Leistung, ließ Bayern in Ruhe aufbauen und konzentrierte sich darauf, das Zentrum dicht zu machen und den Meister so auf den Flügel zu drängen. Aber auch dort ließ der BVB Aggressivität und Intensität beim Verschieben vermissen und so kam Bayern München zu vielen Flanken und Hereingaben (insgesamt 31, Quelle im ganzen Artikel: whoscored.com). Viele konnten zwar von der BVB-Defensive neutralisiert werden, jedoch hatte Bayern im gesamtem Spiel optisch das Spielgeschehen in der Hand und deutlich mehr Ballbesitz (65%). Viel zu wenig für Borussia Dortmund in einem Heimspiel gegen den direkten Konkurrenten. Im Grunde genommen erinnerte der Spielablauf in vielen Phasen an die 5:0-Klatsche im April. 

Im Gegensatz zu dieser Partie konnte Bayern jedoch gestern die eigenen Chancen nicht nutzen und dem BVB gelang es besser, durch Konterangriffe immer wieder für Nadelstiche zu sorgen und mehr Gefahr auszustrahlen. Trotzdem waren die Bayern offensiv und von der Spielanlage das bessere Team. Einzig die Konterabsicherung gegen die Tempogegenstöße der Dortmunder muss verbessert werden und konnte über die gesamte Spielzeit nicht entscheidend kontrolliert werden. Hier offenbart die 4-3-3 Formation mit dem hoch angesetzten Mittelfeld- bzw. Angriffspressing seine Tücken, da die Zonen hinter der vordersten Pressinglinie naturgemäß schwierig zu kontrollieren und besetzen sind.

BVB und Reus spritziger als Thiago und die Bayern

In Hälfte zwei zeigte der BVB zu Beginn ein anderes Gesicht und verlagerte seine Pressingbemühungen weiter nach vorne. Reus setzte auf diese Weise Thiago häufiger unter Druck und jagte diesem kurz vor dem Führungstreffer den Ball ab. Spätestens nach der 2:0 Führung ließ sich der BVB fortan wieder fallen und verteidigte nur noch sehr tief im Abwehrpressing. Bei einer 2:0 Führung vermag dies durchaus logisch zu erscheinen, doch insbesondere in der ersten Hälfte war der BVB erschreckend passiv und verteidigte mit einer großen Portion Gottvertrauen. Die Zentrumsabsicherung funktionierte im Großen und Ganzen zwar gut, das Trainerteam und die Mannschaft von Dortmund muss trotzdem intensiv daran arbeiten, den Gegner in heiklen Spielabschnitten zurückzudrängen und seinerseits eigene Ballbesitzphasen aufzubauen, um das Spiel situativ besser zu kontrollieren und mehr Präsenz auszustrahlen. Eigentlich ein Must-Have für einen selbst ausgerufenen Meisterschaftskandidaten.

Ein paar Worte noch zur Schiedsrichterleistung. Auch hier wechselten sich Höhen und Tiefen ab. Hitzige Situationen (Goretzka gegen Hitz inklusive Rudelbildung, Lewandowskis übereifriger Einsatz ebenfalls gegen Hitz) wurden schnell deeskaliert und konsequent geführt. Bei Kimmichs Attacke gegen Sancho abseits des Spielfelds und Sanches‘ Einsteigen gegen Hakimi lag das Schiedsrichtergespann jedoch deutlich daneben und trübte die insgesamt positive Leistung.