Borussia Dortmund schlägt Liverpool - Die BVB-Erkenntnisse zum ersten Härtetest
Von Oscar Nolte
Wiedersehen unter Freunden lautete das Motto beim Testspiel des BVB gegen den FC Liverpool im Zuge der USA-Reise. LFC-Trainer Jürgen Klopp traf (und herzte) einige gute alte Bekannte - die ihm und seinem FC Liverpool im Notre Dame in South Bend vor mehr als 40.000 Zuschauern eine Lektion erteilten.
BVB - LFC: 3:2 | Tore: Paco Alcacer, Harry Wilson, Thomas Delaney, Jacob Bruun Larsen, Rhian Brewster
Der Ballvortrag im Vordergrund
Nach Testspielsiegen gegen den FC Schweinberg und die Seattle Sounders absolvierte der BVB in der Nacht von Freitag auf Samstag in Indiana seinen ersten Härtetest gegen den amtierenden Champions-League-Sieger. Gegen einen hervorragenden Gegner (trotz der Absenz von Spielern wie Alisson, Firmino, Salah und Mane), stand beim Bundesligisten der Ballvortrag im Vordergrund. Um Spielkontrolle und -aufbau bemüht, wählte die Mannschaft von Lucien Favre häufig den sicheren Ball nach hinten und ließ dabei einige vielversprechende Räume in der Offensive ungenutzt.
Vor allem im ersten Durchgang funktionierte der Spielaufbau über Hummels, Toprak und Julian Weigl exzellent, der BVB ließ den Ball gut in den eigenen Reihen zirkulieren und dominierte den FC Liverpool über weite Strecken. Nach dem Seitenwechsel wechselte Lucien Favre seine Mannschaft auf fast allen Positionen aus und verlagerte das Spiel - nun mit Axel Witsel, Marco Reus, Nico Schulz und Thorgan Hazard auf dem Rasen - einige Meter nach vorne. Besonders Marco Reus sprühte vor Spielfreude und bewies einmal mehr, dass er einer, wenn nicht der beste deutsche Spieler ist.
Alcacer funktioniert, Götze und Brandt blass
Im ersten Durchgang bot Favre Paco Alcacer in der Spitze auf, Mario Götze und Julian Brandt spielten auf den Achter-Positionen. Auffällig: Brandt übernahm im Vergleich zu Götze den deutlich defensiveren, respektive zurückgezogeneren Part. Beide blieben aber eher blass und konnten nur wenige Impulse setzen.
Im Gegenteil zu Paco Alcacer. Der Spanier, der in seiner Premieren-Saison für den BVB oftmals nur als Joker glänzte und ansonsten im Spiel der Borussia noch wie ein Fremdkörper wirkte, machte nicht nur wegen seines Treffers in der dritten Spielminute (in bester Mittelstürmer-Manier) ein exzellentes Spiel. Alcacer war lauf- und spielfreudig, bissig in den Zweikämpfen und immer eine Anspielstation. Auf den Spanier dürfen sich BVB-Fans in der neuen Saison ganz besonders freuen.
Neuzugang-Check: Noch viel Arbeit für Brandt, Hazard und Co.
Der BVB agierte auf dem Transfermarkt bislang aggressiv und ergänzte den ohnehin schon glänzenden Kader mit den Hochkarätern Mats Hummels, Julian Brandt, Nico Schulz und Thorgan Hazard. Während Brandt im ersten Durchgang blass blieb und auch der 16-jährige Amerikaner Giovanni Reyna abgesehen von seiner Torvorlage für Alcacer wenig Akzente setzen konnte, spielte Mats Hummels einmal mehr, als wäre er nie weggewesen: abgeklärt, sicher, zweikampfstark.
Lieferte die Torvorlage zum 2:1 - BVB-Neuzugang Thorgan Hazard
Im zweiten Durchgang kamen dann Thorgan Hazard und Nico Schulz zum Einsatz. Wie auch bei Julian Brandt, zeigte sich bei Hazard, dass die Abstimmung mit den Teamkollegen noch nicht ganz passt: der Belgier wählte, wie schon im ersten Durchgang Brandt, häufig den falschen Lauf- und Passweg. Nichtsdestotrotz war Hazard ein Unruheherd auf der rechten Außenbahn und lieferte eine starke Torvorlage zum 2:1. Brandts und Hazards Qualitäten sind unbestritten, vor den beiden Neuzugängen liegt allerdings noch viel Arbeit. Deutlich besser läuft es bereits für Nico Schulz, der auf der linken Abwehrseite mit vielen Offensivläufen eine gute Figur macht.
Hitz, Hitz, Hitz!
Mit Marvin Hitz hat der BVB einen erstklassigen Ersatz für Stammtorwart Roman Bürki im Kader. Das stellte der ehemalige Augsburger gegen Liverpool erneut eindrucksvoll unter Beweis. Im ersten Durchgang parierte der Schweizer zweimal stark, wirkte insgesamt sicher und bewies sich als Anspielstation im Spielaufbau. Bei den beiden Gegentoren war der Dortmunder Schlussmann machtlos.
Der BVB und die Standards
Ein Augenmerk gilt wieder einmal den Standards beim BVB. Bereits bei der ersten Ecke des amtierenden Champions-League-Siegers brannte der Busch bei den Westfalen: Joel Matip kam frei zum Kopfball, setzte den Ball aber neben den rechten Pfosten. Dass ein Kopfballspieler dieser Klasse frei im Sechzehner zum Abschluss kommt, darf dem deutschen Vizemeister nicht passieren. Das leidvolle Thema wird Lucien Favre höchstwahrscheinlich durch die gesamte Vorbereitung begleiten. Auf der anderen Seite klappte es dafür schon ganz ordentlich: Das 2:1 für den BVB resultierte aus einer Ecke der Borussia.
Das sieht doch schon ganz ordentlich aus
Den amtierenden Champions-League-Sieger schlägt man nicht mal einfach so. Der BVB konnte auch das dritte Testspiel der Saison verdient gewinnen und seine gute Frühform bestätigen. Das Spielsystem von Lucien Favre funktioniert, trotz Anzeichen von Müdigkeit spielte die Borussia im Notre Dame einen ansehnlichen Fußball. Aus Sicht der BVB-Fans kann das gerne so weiter gehen!