Vertragsposse in Hannover um Felipe - Berater vs. Verein
Von Guido Müller
Das Stück wird an allen deutschen (Fußball)-Theatern alljährlich aufgeführt: Hauptdarsteller sind auf der einen Seite brasilianische Fußballer, die es mit der Rückkehr aus dem Urlaub in heimischen Gefilden nicht so genau nehmen, und auf der anderen Seite nervlich daniederliegende Klubs, die ob der Frechheit ihrer Spieler um ihre eigene Glaubwürdigkeit bangen müssen - und entsprechend bisweilen überreagieren.
Die Bühne steht diesmal in Hannover. Protagonist (in dem Fall der Bösewicht) ist Felipe, 32-jähriger Abwehrrecke in Diensten des Bundesligaabsteigers Hannover 96. Seit geraumer Zeit hat dieser ein Angebot seitens des Vereins, den in diesem Sommer auslaufenden Vertrag zu verbesserten Konditionen zu verlängern.
Das erste Angebot sah ein Grundgehalt von 20.000 Euro monatlich vor und wurde abgelehnt. Daraufhin gab es ein höheres Angebot von 30.000 Euro, welches der Spieler ebenfalls abgelehnt hat (oder haben soll).
Denn jetzt wird es kompliziert: der zur Zeit im Urlaub weilende Felipe war eigentlich für Montag in Deutschland zurückerwartet worden. Wegen eines ärztlichen Termins konnte Felipe aber erst am Mittwoch nach Deutschland zurückkehren. Dies sei auch mit dem Ex-Coach Thomas Doll so abgesprochen gewesen.
Nun ist Doll aber schon nicht mehr Trainer in Hannover, sondern mittlerweile durch Mirko Slomka ersetzt worden - und der reagierte über die Verspätung seines Spielers mit der beleidigt klingenden Ankündigung, dass das Angebot "nun nicht mehr gültig" sei.
Dies wiederum rief den Berater Felipes, Thomas Solomon, auf den Plan, der neben der allgemein bekannten Entrüstung in solchen Fällen, gegenüber der Bild auch eine in sich zwingende Logik aufzeigte: "Hannover 96 kann kein Angebot zurückziehen, was wir schon abgelehnt haben."
Recht hat, der Mann. Welche Version nun stimmt - muss wohl jeder für sich herausfinden. Aktuell jedenfalls scheint die Situation ein wenig verfahren.
"Felipe ist von 96 enttäuscht, so kann man nicht mit ihm umgehen. Das ist respektlos", legte Solomon noch einen drauf. Und drohte unverhohlen mit sofortigem Abschied: "Wir haben 96 mitgeteilt, dass Felipe am Mittwoch kommt, um sich zu verabschieden."
Doch das will eigentlich keiner. Für Trainer Slomka ist Felipe ein wichtiger Baustein in seinem Projekt Wiederaufstieg. "Ich würde mir wünschen, dass wir ihn davon überzeugen können, bei uns zu bleiben. Er ist eine starke Persönlichkeit auf dem Platz, und ich glaube, dass er sich sehr wohlfühlt bei uns", urteilte der Coach via vereinseigene Webseite.
Immerhin sprachen beide Parteien schließlich am Mittwoch mal wieder mit- und nicht übereinander. Ziel des Vereins ist es weiterhin, den Routinier zu halten. Für Kompromisse wäre man wohl auch bereitet, denn Slomka sagt: "Es muss ein leistungsbezogener Vertrag sein bei seiner Verletzungshistorie, aber es muss auch eine gewisse Sicherheit für ihn dabei sein."