Schalke: Die größten Baustellen innerhalb des Kaders
Von Florian Bajus
Erst will der FC Schalke 04 den Klassenerhalt in der Bundesliga meistern, danach soll die Mannschaft im Sommer runderneuert werden - so lautet der Plan von Sport-Vorstand Jochen Schneider, der die derzeitige Lage des (noch) Vizemeisters auf keinen Fall zu unterschätzen weiß. Allerdings sind die Probleme innerhalb der Mannschaft vielschichtig, weshalb auf die Verantwortlichen bei der Kaderplanung viel Arbeit zukommt.
Derzeit umfasst der Kader 28 Spieler - den am Sonntag suspendierten Nabil Bentaleb mit eingeschlossen. Doch eine echte Mannschaft soll diese Truppe nicht mehr sein, viel mehr beherrsche Gruppenbildung und Neid das Klima in den Reihen. Wohl auch deshalb entschied sich Domenico Tedesco in seinen letzten Tagen auf der Trainerbank für Spieler, die den Fokus voll und ganz auf die Tabellensituation in der Bundesliga legen, und auch Interimstrainer Huub Stevens machte früh klar, dass sich alle gemeinsam auf den Abstiegskampf konzentrieren sollen.
Welche Spieler stehen auf der Streichliste?
Wer von den Akteuren über den Sommer hinaus bleiben wird, scheint daher offen. Aufgrund des Überangebots im zentralen Mittelfeld könnte Bentaleb ebenso den Verein verlassen wie die Sommer-Neuzugänge Omar Mascarell und Sebastian Rudy, während man mit allen Mitteln versuchen wird, Weston McKennie zu halten. Auch ein Verkauf von Amine Harit, der aktuell aufgrund einer Verletzung am Sprunggelenk ausfällt, scheint aufgrund seiner Eskapaden neben dem Platz noch immer denkbar.
Wird Nabil Bentaleb S04 nach seiner Ausbootung im Sommer verlassen?
Schon Ex-Sportvorstand Christian Heidel bemühte sich besonders darum, die berüchtigte 'French Connection' - zu der neben Harit, Mascarell und Bentaleb auch Hamza Mendyl und Salif Sané zählen sollen - zu sprengen. Daher könnte auch Mendyl nach nur einem Jahr wieder gehen, schließlich spielte der Linksverteidiger nur eine untergeordnete Rolle und kam in der Bundesliga lediglich neun Mal zum Einsatz.
Fraglich wird möglicherweise auch die Zukunft von Matija Nastasic. Der Innenverteidiger verlängerte im vergangenen Sommer seinen Vertrag bis 2022, wobei die Ausstiegsklausel, die zuvor noch bei zehn Millionen Euro lag, Medienberichten zufolge deutlich angehoben wurde. "Ich wollte auf keinen Fall ablösefrei wechseln. Schalke hat mir die Gelegenheit gegeben, in einem großen Klub zu spielen. Dafür wollte ich was zurückgeben", sagte der Serbe damals gegenüber Bild. Bereits im Winter wurde er mit einem Wechsel nach Italien in Verbindung gebracht. Ob er seine Zukunft weiterhin auf Schalke sieht, ist unklar.
Zu wenig Tempo auf den Außen
Auf der anderen Seite wird Schalke in einigen Bereichen investieren müssen, um im kommenden Jahr den von Schneider angestrebten Offensivfußball zu spielen, den der Sportchef aus seiner Zeit bei RB Leipzig kennt. Gerade auf den Außenbahnen verzeichnete Königsblau zuletzt ein herbes Defizit. Immer wieder beklagen vor allem die Fans mangelndes Tempo, weshalb im Januar Rabbi Matondo von Manchester City verpflichtet wurde. Doch der 18-Jährige benötigt Zeit, weshalb im Sommer nachgerüstet werden soll.
Ob Patrick Herrmann tatsächlich kommen wird, scheint zweifelhaft - doch solche Spielertypen braucht Schalke dringend
Jüngsten Berichten zufolge zeigte der Verein einst Interesse an Patrick Herrmann, doch ob der Flügelspieler, dessen Vertrag bei Borussia Mönchengladbach im Sommer endet, tatsächlich verpflichtet wird, ist fraglich. Eine weitere Option wäre Valentino Lazaro von Hertha BSC, doch der Österreicher wird dem Vernehmen nach auch vom SSC Neapel umworben.
Benötigt Schalke einen neuen Stürmer?
Des Weiteren stellt sich die Frage, welcher Angreifer bleiben soll und wer dagegen vor dem Abschied steht. Noch immer warten die Verantwortlichen auf einen Durchbruch von Breel Embolo, doch der Schweizer, der gegen Werder Bremen und RB Leipzig eine ordentliche Leistung abrief, kann auch aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit nicht über einen längeren Zeitraum überzeugen.
Erhält Breel Embolo eine weitere Chance oder verlieren die Verantwortlichen endgültig die Geduld?
Künftig könnte Ahmed Kutucu regelmäßige Spielpraxis erhalten, zudem wurde mit Mark Uth erst im vergangenen Sommer ein hochkarätiger Stürmer verpflichtet - und auch bei Guido Burgstaller stehen die Zeichen aufgrund seiner Einstellung auf dem Platz nicht auf Abschied. Dennoch würde ein neuer Knipser dem Verein gut zu Gesicht stehen
Alles in allem wartet viel Arbeit auf die Verantwortlichen, die den Kader nach der verlorenen Saison umrüsten werden. Es ist damit zu rechnen, dass sich das Mannschaftsgesicht gravierend ändern wird, weshalb ein Großteil dessen, was Christian Heidel seit seinem Amtsantritt vor knapp drei Jahren aufgebaut hat, wieder abgerissen wird.