Tuchel beginnt bei Paris SG anzuecken - ähnliche Probleme wie beim BVB?
Von Florian Bajus
Sportlich betrachtet ist Thomas Tuchel zweifelsfrei einer der Besten seines Fachs. Der Trainer von Paris St. Germain bringt eine sehr hohe Fachkompetenz mit, dafür wird ihm jedoch auf menschlicher Ebene viel Negatives nachgesagt. Bei Borussia Dortmund wurde ihm dies nach nur zwei Jahren zum Verhängnis - und wie die Sport Bild berichtet, droht ihm Selbiges auch in Paris.
Rein von den Ergebnissen liefert Tuchel bislang herausragende Arbeit. Das Pariser Star-Ensemble um Superstar Neymar, Weltmeister Kylian Mbappé und Torjäger Edinson Cavani gewann 15 der bisherigen 18 Pflichtspiele, verlor lediglich gegen den FC Liverpool in der Champions League und ist nach dem Startrekord von 13 Siegen in 13 Spielen in der Ligue 1 voll auf Kurs.
Allerdings richten sich die Verantwortlichen in der französischen Hauptstadt vor allem nach der Champions League. Der Titel in der Königsklasse ist das anvisierte Ziel der Geldgeber aus Katar, doch weder unter Carlo Ancelotti, noch unter Laurent Blanc, Unai Emery oder wohl auch Thomas Tuchel scheint dieses Unterfangen zu gelingen.
So befindet sich PSG in diesem Jahr mit dem Vorjahres-Finalisten aus Liverpool, dem SSC Neapel um Ex-Trainer Ancelotti sowie Außenseiter Roter Stern Belgrad, der mit seinem 2:0-Erfolg über Liverpool für Aufsehen sorgte, in einer absoluten Todesgruppe.
Nicht auf Kurs: Statt den Traum vom Titel in der Königsklasse zu leben, kämpft Paris um den Einzug in die K.o-Phase
Die Reds und Napoli führen mit je sechs Zählern die Gruppe an, während Paris mit einem Punkt Rückstand in Lauerstellung liegt. Doch den direkten Vergleich mit dem italienischen Vizemeister hat man nach den beiden Remis (2:2, 1:1) aufgrund der Auswärtstor-Regel verloren. Sollte Neapel daher im kommenden Spiel gegen Belgrad gewinnen, wäre bei einer gleichzeitigen Niederlage gegen Liverpool bereits das Aus besiegelt. Deshalb soll und muss bei der Partie am 28. November ein Sieg her, um das große Ziel nicht erneut vorzeitig zu verpassen.
Stillschweigen mit Sportdirektor Henrique?
Ein weiteres Problem sei jedoch auch sein angespanntes Verhältnis zu Sportdirektor Antero Henrique. Demnach sei Tuchel sauer darüber, dass der 50-Jährige einen Transfer von Jerome Boateng an die Seine vermasselt habe, wie man bereits seitens des FC Bayern München durchblicken ließ. "Ich würde Paris Saint-Germain raten, seinen Sportdirektor auszutauschen. Wenn PSG ein Weltklub sein will, kann sich der Verein einen solchen Sportdirektor nicht leisten", sagte Präsident Uli Hoeneß im September.
Der Portugiese Antero Henrique ist noch immer der Mann des Vertrauens von Scheich Nasser Al Khelaifi (v.l.)
Kontakt gäbe es seither kaum, stattdessen kümmert sich Henrique wohl ohne die Einschätzung des Trainers um mögliche Transfers. Allerdings soll Tuchel auch den Rückhalt bei den Spielern verlieren. Laut eines Berichts der L'Equipe habe er neben Cavani, Neymar und Mbappe auch Adrien Rabiot und Thiago Silva scharf kritisiert und die Spieler zu mehr Konzentration aufgefordert. Bislang wurde Tuchel speziell zu Neymar ein hervorragendes Verhältnis nachgesagt, doch die Stimmung droht nach den ersten Wochen, in denen die Spieler vom 45-Jährigen schwärmten, zu kippen.
Bei einem Aus in der Gruppenphase der Champions League soll Tuchel noch nicht vor dem Aus stehen. Jedoch bleibt abzuwarten, wie sich nicht nur die Ergebnisse auf dem Platz, sondern auch die Verhältnisse abseits des Spielfeldes entwickeln. Sollte der einstige Erfolgstrainer des FSV Mainz 05 und Borussia Dortmund weiterhin mit einzelnen Personalien auf Kriegsfuß stehen, droht die Luft zunehmend enger zu werden.