0:3-Pleite in der Nations League: Deutschland verliert gegen Holland
Ein Klassiker im neuen Turnier: Am dritten Spieltag der UEFA Nations League hat die niederländische Nationalmannschaft das DFB-Team in der Amsterdamer Johan Cruijff ArenA mit einem deutlichen 3:0 geschlagen. Durch die drei Punkte zieht „Oranje“ in der Tabelle an Deutschland vorbei und setzt das DFB-Team gegen Frankreich unter Druck.
Niederlande – Deutschland 3:0 (1:0)
Tore: 1:0 Virgil van Dijk (27.), 2:0 Memphis Depay (86.), 3:0 Georginio Wijnaldum (90.+3)
„Oranje“ war bei der WM in Russland ebenso wenig dabei wie bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren. Die Holländer sind auf Platz 17 der FIFA-Weltrangliste abgerutscht, begegneten aber dem Zwölften aus Deutschland heute mehr als ebenbürtig. Das heutige Ergebnis zeigt deutlich, dass die Deutschen noch immer auf der Suche nach ihrer WM-Form vor vier Jahren sind.
Der erfahrene Schiedsrichter Cüneyt Cakir behielt bei angespannter Stimmung und hitziger Atmosphäre auf den Rängen einen kühlen Kopf: Der Türke kam komplett ohne Karten aus. Der größte Aufreger des Abends war ein Pfeifkonzert während der deutschen Hymne.
Bundestrainer Joachim Löw setzte mit einer 'Bayern-Achse' auf bewährte Klasse und wartete mit einer 4-1-4-1-Formation auf. Joshua Kimmich spielte im Mittelfeld hinter Toni Kroos und Emre Can, während Mark Uth vom FC Schalke sein Länderspieldebüt feiern durfte. Er ist damit der 100. Debütant unter Löw. Uth spielte neben Thomas Müller und Timo Werner im Sturm.
Den Niederlanden war der Umbruch deutlicher anzumerken – der erfahrenste Spieler der Elftal war der 31-jährige Ex-Bundesligaspieler Ryan Babel. Bonds-Coach Ronald Koeman brachte neben Hoffnungsträger Frenkie de Jong sogar zwei Debütanten: Rechtsverteidiger Denzel Dumfries und Stürmer Steven Bergwijn vom PSV Eindhoven. Später sollte auch noch Arnaut Groeneveld zu seinem Debüt kommen.
In der Anfangsphase ließ Holland dem Gast auffällig viel Platz im Angriffsspiel und versuchte, über die schnellen Angreifer Bergwijn und Memphis Depay zu kontern. Deutschland zeigte sich sehr spielfreudig, kam besser in die Zweikämpfe und spielte früh Ecken und zwei Torchancen durch Timo Werner und Thomas Müller heraus. Holland blieb bei Kontern, versandete aber meistens in der eng stehenden Defensive um Hummels und Boateng.
Das 1:0 fiel nach einer Standardsituation: Manuel Neuer verschätze sich ungewöhnlicherweise bei einer Ecke von Memphis Depay, kam nicht an den Ball und musste das 1:0 durch einen Kopfball von „Elftal“-Kapitän Virgil van Dijk hinnehmen. In der Folge wurde Deutschland fahriger im Spiel und konnte nur mit Mühe ein weiteres Gegentor vermeiden. Holland bekam mehr Platz.
Virgil van Dijk vom FC Liverpool köpft den Ball zum 1:0 an Manuel Neuer vorbei
Die zweite Halbzeit begann ähnlich, wie die erste endete: Die "Mannschaft" versuchte zu viel über die linke Seite mit Hector und Werner, scheiterte an mangelnder Konsequenz vorm Tor und wurde in der Umschaltbewegung oft ausgespielt. Die wenigen Chancen verpassten sie wegen Ungenauigkeiten.
Löw reagierte frühzeitig: In der 57. Minute brachte der Bundestrainer Julian Draxler und Leroy Sané für Thomas Müller und Emre Can. Wenige Minuten später kam auch Julian Brandt für Mark Uth. Das Spiel sollte deutlich offensiver werden. Vor allem Sané erspielte sich einige auffällige Szenen vorm Tor, konnte das Spiel aber auch nicht mehr drehen.
In der Schlussphase riskierte die DFB-Auswahl immer mehr und hatte mehr Ballbesitz - wurde aber immer wieder ausgekontert: Memphis Depay stand in der 86. Minute schließlich frei vor Neuer und traf überlegt zum entscheidenden 2:0.
Memphis Depay bejubelt sein Tor zum 2:0 - er hätte noch einen Treffer erzielen können
Obwohl Deutschland in der zweiten Halbzeit etwas mehr vom Spiel hatte, war Holland im Abschluss einfach eiskalt. Depay hätte noch einen Treffer machen können, traf noch ein Mal die Querlatte. Schließlich fiel das 3:0 noch in der Nachspielzeit durch Georginio Wijnaldum. Der Liverpooler spielte die geschlagene Abwehr aus und setzte mit einem satten Schuss den Schlusspunkt des Abends.
Ein deutliches Ergebnis. Deutschland war im Umschaltspiel zu langsam und in der Offensive nicht zwingend genug. Löw, der zuletzt bereits in der Kritik stand, wird sich fragen lassen müssen, wieso er in Amsterdam mit einer Startelf aus fünf Bayern-Spielern und sechs Weltmeistern von 2014 begonnen hat. Die Wechsel kamen im Spiel zwar früh - aber dennoch zu spät, weil Deutschland es nicht mehr schaffte, dem Rückstand hinterherzulaufen.
Es bleibt dabei: Deutschland hat seit 1996 nicht mehr in den Niederlanden gewonnen und steht in der UEFA Nations League nun mächtig unter Druck. Die Niederlande hingegen gewann seit 2002 erstmals wieder gegen eine deutsche Elf und macht somit einen großen Schritt in ihrer Entwicklung.