Ungewissheit statt Planungssicherheit: RB geht mit Hasenhüttls Entlassung ein großes Risiko ein

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Was zuletzt übereinstimmend vermeldet wurde, ist nun offiziell: Ralph Hasenhüttl wird RB Leipzig zum Saisonende verlassen, der bis 2019 laufende Vertrag des Österreichers wurde nach einem Gespräch am Dienstag aufgelöst​ - obwohl dieser ihn nur zu gerne verlängert hätte. Es ist das umgekehrte Bild zum Ende des vergangenen Jahres, als Sportdirektor Ralf Rangnick den Vertrag vorzeitig verlängern wollte, Hasenhüttl jedoch zögerte. Das Vertrauen schien vorbelastet, während Hasenhüttl seiner Linie treu bleibt.

"Ralph Hasenhüttl macht weiter. Das ist für mich selbstverständlich. Er hat Vertrag bis 2019", antwortete Sportdirektor Ralf Rangnick laut ​kicker am vergangenen Sonntag auf die Trainerfrage, mit deren Ausgang wohl keine der beiden Seiten gerechnet haben dürfte. Hasenhüttl verlässt nach zwei erfolgreichen Jahren die Sachsen, bei denen er eigentlich hätte bleiben wollen: "Es ist völlig legitim, dass sich der Klub entschieden hat, keine Verlängerung anzustreben. Wir haben jedoch auch betont, dass es für beide Seiten nicht wünschenswert wäre, ohne eine langfristig geklärte Zukunft in ein letztes Vertragsjahr zu gehen", so der Österreicher laut der vereinseigenen Website

Über die weitere Zusammenarbeit zwischen RB Leipzig und Ralph Hasenhüttl wurde in den vergangenen Monaten oft spekuliert, auch wegen der zwiespältigen Aussagen des Trainers. Wie Ende des vergangenen Jahres berichtet wurde, zögerte er mit einer Vertragsverlängerung, wollte sich zunächst ein Bild von der Mannschaft machen - um zu evaluieren, ob eine erfolgreiche Zukunft gegeben sei. 

Für Hasenhüttl war es "einfach mal wichtig , zu sehen, wie sich die Mannschaft entwickelt", sagte er im April laut eines weiteren kicker-Berichts. Für ihn sei es vor allem belangreich, "die Mannschaft dorthin zu bekommen, auch mit diesen jungen Spielern auf internationalem Niveau mitzuhalten."

Dass er mit der Mannschaft, die er im ersten Bundesliga-Jahr auf den zweiten, und in der darauffolgenden Saison auf den sechsten Tabellenplatz führte, auch in Zukunft einiges erreichen könne, schien ihm zuletzt klar. Daher sei "der Verein am Zug, mir ein Angebot zu unterbreiten." Dies ist allerdings nicht geschehen, weshalb Hasenhüttl die Reißleine zog.

In Leipzig wussten sie, was sie an ihrem Trainer haben. Der 50-Jährige war bei den Fans und Spielern beliebt, führte die Mannschaft mit seiner ruhigen und akribischen Art neben, und seiner aggressiven, offensiven Spielweise auf dem Feld zu Erfolgen, mit denen wohl kaum einer gerechnet hätte. Nach dem Aus in der Gruppenphase der Champions League ging es in der Europa League bis ins Viertelfinale, ehe man an Olympique Marseille scheiterte. Doch in den letzten Wochen wirkte die Mannschaft ausgelaugt, gewann nur zwei ihrer letzten sieben Pflichtspiele, kassierte dabei 21 Gegentore und drohte, das große Ziel, wieder international zu spielen, zu verpassen.

Formtief zu Saisonende - mangelte es Rangnick an Vertrauen?

Nach der Hängepartie zum Jahresende waren es diesmal die Verantwortlichen der Leipziger, die mit einer Vertragsverlängerung zögerten. Für Hasenhüttl jedoch ein No-Go. Seine Aussagen aus dem April lassen darauf schließen, dass Langfristigkeit einer der Schlüsselfaktoren für ihn ist - gemeinsam mit dem Vertrauen der Vereinsführung. Aufgrund der Sachlage schien ihm jenes Vertrauen zu fehlen, zudem würde er mit einer gewissen Verunsicherung in sein drittes Jahr gehen, da sein Vertrag lediglich bis Sommer 2019 liefe. 

Für Rangnick habe "ein weiteres gemeinsames Jahr zunächst einmal ausgereicht". Wohl auch um abzuwarten, wie sich die Mannschaft in der kommenden Saison im europäischen Wettbewerb schlagen würde. Eine ähnliche Schwächephase, wie sie es in der frisch abgelaufenen Spielzeit ein ums andere Mal gab, als man immer wieder zwischen Erfolg in Europa und schwachen Ergebnissen in der Bundesliga taumelte, wäre Hasenhüttl zum Ende der kommenden Spielzeit zum Verhängnis geworden. 

Die Sinneswandlung in der Führungsetage zeugte von steigendem Misstrauen. Hasenhüttl hatte offenbar ein gutes Gespür dafür - und bleibt seiner Linie treu. ​Dem FC Bayern München erteilte er eine Absage, da er sich für die Aufgabe nicht gewachsen sah. Nun erteilt er RB Leipzig eine Absage, da ihm das entgegengebrachte Vertrauen zu gering war.

Wird U-19 Trainer Klauß zu den Profis befördert?

Ob es ein Fehler war, Hasenhüttls Vertrag entgegen jener Versuche im November vergangenen Jahres nicht zu verlängern, wird sich erst in den kommenden Monaten herausstellen. Fakt ist jedoch, dass die Verantwortlichen von RB Leipzig damit in unruhige Gewässer fahren und eine gesicherte Zukunft nahezu wegwerfen. Unter Hasenhüttl hätte sich die Mannschaft voraussichtlich weiter gesteigert, da beide Seiten aus dieser Saison sicherlich wichtige Lehren gezogen haben. Aufgrund der guten Beziehung zwischen Mannschaft und Trainer und der Beliebtheit bei den Fans gab es eigentlich keinen Grund, den Vertrag nicht vorzeitig zu verlängern. 

Nun darf man darauf gespannt sein, wer die Nachfolge des Österreichers antreten wird. Favorit scheint hierbei U-19 Trainer Robert Klauß, wie Sportbuzzer berichtet. Der 33-Jährige arbeitet seit 2010 in der Nachwuchsabteilung von RB, ist daher mit der Spielphilosophie bestens vertraut. Doch ob er auch abseits des Feldes Hasenhüttl eins zu eins ersetzen kann, bleibt fraglich.