6 Gründe, warum Leipzig in die Champions League kommt
Das Duell zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern München am Wochenende war ein Duell auf Augenhöhe. Der Rekordmeister setzte sich mit 3:2 durch, Leipzig hätte aber auch etwas mitnehmen können. In der Bundesligatabelle liegt die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco auf Platz sieben, der Abstand zu Champions-League-Rang vier beträgt allerdings nur drei Punkte. Hier gibt es sechs Gründe, warum Leipzig noch in die Champions League kommt.
1. Qualitativ hochwertiger und breiter Kader
RB Leipzig ist nicht nur in der Spitze erstklassig besetzt, sondern auch in der Breite. Man muss sich nur anschauen, wer gegen den FC Bayern zu Spielbeginn auf der Ersatzbank saß, um einen Eindruck von der Ausnahmequalität der Leipziger zu bekommen.
Unter anderem mussten Benjamin Henrichs, Amadou Haidara, Emil Forsberg, Dominik Szoboslai und Yussuf Poulsen zunächst zuschauen. Fünf Spieler, die bei den meisten anderen Bundesligisten unumstrittene Stammspieler wären.
Trainer Domenico Tedesco hat enorm viele Wechseloptionen. Das Wichtigste ist jedoch, dass die Mannschaft kaum oder gar keine Qualität einbüßt, wenn rotiert wird.
In der Spitze ist RB Leipzig sowieso hervorragend besetzt. Das Quintett um Christopher Nkunku, Andre Silva, Angelino, Willi Orban und Peter Gulacsi startet in fast jedem Spiel. Aber selbst wenn ein oder zwei dieser Spieler verletzungsbedingt fehlen oder geschont werden, fällt dies kaum ins Gewicht. Am ehesten abhängig ist Leipzig von Christopher Nkunku, der in 30 Pflichtspielen 18 Tore erzielt und 13 Vorlagen gegeben hat.
2. Die Bilanz der letzten Jahre
RB Leipzig hat ohne Frage einen der besten Kader der Bundesliga. Nur der FC Bayern München, Borussia Dortmund und vielleicht Bayer Leverkusen sind noch besser besetzt als die Sachsen. 2018/2019 wurde Leipzig Dritter, 2019/2020 ebenfalls und in der vergangenen Saison landete RB sogar auf Platz zwei. Leipzig ist sehr konstant über die letzten Jahre, Schwächeperioden waren selten.
In dieser Saison war Leipzig zum ersten Mal seit langem in einer Krise. Im Dezember wurde Trainer Jesse Marsch entlassen, da er mit seiner Spielidee keinen konstanten Erfolg hatte. Unter Marsch zeigte Leipzig furiose Auftritte, aber die riskante Vorgehensweise im Pressing und Gegenpressing führte andererseits zu einer Reihe an überflüssigen Gegentoren und Niederlagen gegen nominell schwächer besetzte Teams.
Anfang Dezember wurde der US-Amerikaner entlassen und durch Domenico Tedesco ersetzt. Der Ex-Trainer von Schalke 04 findet derzeit in den meisten Spielen eine geeignete Balance aus Forechecking und defensiver Stabilität. Es ist keine Schande, gegen Teams wie den FC Bayern drei Gegentore zu kassieren. In den drei Spielen zuvor gegen Mainz, Stuttgart und Wolfsburg musste Leipzig insgesamt nur ein Gegentor hinnehmen.
Leipzig scheint die Krise der Hinrunde gut überstanden zu haben. Es ist unwahrscheinlich, dass der Klub während dieser Spielzeit noch einmal einbricht. Die jüngsten Auftritte sowie die der vergangenen Jahre haben bewiesen, dass Leipzig (fast immer) ein konstant gutes Bundesligateam ist.
3. Form zeigt nach oben
Nach der Hinrunde lag Leipzig nur auf Platz zehn. Die Mannschaft hatte bis zur Winterpause sogar öfter verloren als gewonnen. Sieben Niederlagen in der Bundesliga standen sechs Siegen gegenüber.
Doch im deutschen Oberhaus geht es eng zu. Das bedeutet, dass durch Siegesserien große Tabellensprünge möglich sind. Bis Leipzig am Samstag gegen die Bayern den ersten Dämpfer des Kalenderjahres 2022 hinnehmen musste, wurden die ersten drei Rückrundenspiele gewonnen.
4. Leipzig hat nur drei Punkte Rückstand auf Platz vier
Dass RB Leipzig (31 Punkte) den Spitzenreiter aus München (52) und den Zweiten Borussia Dortmund (43) nicht mehr verdrängen kann, dürfte klar sein. Der Dritte Bayer Leverkusen ist mit 38 Zählern auch schon ein gutes Stück entfernt. Doch alle anderen Teams in der Spitzengruppe sind in Schlagdistanz.
Der Vierte Union Berlin (34) und der Fünfte Freiburg (33) verloren ihre Spiele zudem am Wochenende. Der Sechste Köln (31) hat theoretisch auch die Chance, in die Champions League zu kommen. Köln hat genauso viele Punkte wie Leipzig, Hoffenheim und Eintracht Frankfurt. Mainz 05 ist als Zehnter auch nur vier Punkte hinter Union Berlin.
Doch wenn man sich die Bewerber um den vierten Champions-League-Platz mal genauer anschaut, fällt auf, dass Leipzig mit Abstand die beste Mannschaft hat. Union Berlin, Köln und Freiburg sind es kaum gewohnt, um die internationalen Plätze zu kämpfen. Aber Leipzig hat sowohl die Erfahrung als auch die Qualität, um die Konkurrenten am Ende hinter sich zu lassen.
5. Tedesco setzt die richtigen Impulse
Domenico Tedesco ist erst seit rund zwei Monaten Trainer von RB Leipzig. Der 36-Jährige kam mitten in der Saison und hat nicht die Vorbereitung mit dem Team im Sommer absolviert, was für jeden Trainer keine leichte Aufgabe ist. Doch in kürzester Zeit hat er einen Draht zu seiner Elf gefunden. Die Spieler scheinen sich gut mit dem gebürtigen Italiener zu verstehen.
"Wir haben jetzt häufiger den Ball, sind dadurch kompakter und frischer, haben dadurch mehr Zeit für unsere Angriffe. Alle Spieler haben sich verbessert, auch ich. Ich bekomme jetzt öfter den Ball und mehr Gelegenheiten in Zonen, in denen ich gefährlich sein kann", sagte Andre Silva vor ein paar Tagen im kicker.
Unter Tedesco ist Silva viel torgefährlicher als unter Marsch. In der Bundesliga hat er schon sechs Mal getroffen, seit Tedesco Trainer ist. In den 14 Bundesligapartien unter Marsch knipste der Portugiese nur dreimal. Außerdem kommt Silva unter Tedesco viel öfter zum Abschluss als noch in der Anfangsphase der Saison.
"Er hat mit allen Spielern gesprochen, uns seine Spielidee erklärt. Ich habe schnell verstanden, was er von mir verlangt. Das ist immer der erste Schritt, damit es vorangeht", äußerte sich Silva über die Vorgehensweise seines neuen Trainers.
6. Es müssen keine Neuzugänge integriert werden
RB Leipzig hat auf dem Transfermarkt im Winter die Füße stillgehalten. Lediglich ein paar Spieler wurden ausgeliehen oder verkauft, Zugänge wurden allerdings nicht vermeldet.
Für manche Teams können Wintertransfers wertvolle Ergänzungen darstellen, die Schattenseite dieser Deals ist hingegen, dass die Spieler in ein bestehendes Konstrukt integriert werden müssen und oft sofort funktionieren müssen.
Da Leipzig wie erwähnt über einen breiten Kader verfügt, waren Wintertransfers aus sportlicher Hinsicht auch nicht notwendig. Die Kaderplaner der Sachsen bewahrten die Ruhe nach der verpatzten Hinrunde und verzichteten darauf, Schnellschüsse auf dem Wintermarkt zu tätigen.
Für die Leipziger Spieler war der Verzicht auf Wintertransfers ein Vertrauensbeweis. Trotz der schwankenden Leistungen setzen die Verantwortlichen voll auf die Spieler, die sich bereits vor längerem den Leipzigern angeschlossen haben.