Individual-Training: Letzte Chance für Sinan Kurt
Von Simon Zimmermann
Es ist seine wohl letzte Chance: Hertha BSC hat eine ungewöhnliche Maßnahme angekündigt und Sinan Kurt Einzeltraining verordnet. Das gefallene Talent soll dadurch auf das "gewünschte Level" kommen, vor allem aber seine Einstellung überdenken.
Als Sinan Kurt im August 2014 für drei Millionen Euro zum FC Bayern wechselte galt der Außenstürmer als großes Versprechen der Zukunft. Doch statt des Durchbruchs zum Star in München folgte der Absturz des zuvor gefeierten Mega-Talents. Kurt kam beim Rekordmeister auf einen einzigen Bundesliga-Einsatz. 45 Minuten gegen Hertha BSC durfte er ran - ausgerechnet gegen Hertha könnte man sagen.
Mangelnde Arbeitseinstellung
Nach eineinhalb enttäuschenden Jahren in München wechselte er im Januar 2016 für 500.000 Euro in die Hauptstadt. Fünf Bundesliga-Minuten gegen den HSV und Jugendklub Gladbach stehen seither zu Buche. Kurt ist zum Inbegriff eines gescheiterten Talents geworden. Der Hauptvorwurf: Seine mangelnde Einstellung, die eine Profi-Karriere nicht möglich macht. Hertha-Coach Pal Dardai ging schon das ein oder andere Mal öffentlich auf den mittlerweile 21-Jährigen los.
"Ich bin mit Sinan unzufrieden, das weiß er auch selbst. Ich habe ein Problem, wenn man junge Spieler immer wieder motivieren muss. Vielleicht liegt es auch an mir, vielleicht bin ich ein schlechter Trainer. Aber es gibt immer wieder die gleichen Rückfälle.“ Gemeint ist Kurts Arbeits-Ethos. Bei einem Trainer der sagt "Mentalität ist bei mir das Wichtigste. Wenn das jemand nicht kapiert, hat er ein Problem“, schlechte Voraussetzungen für einen verspäteten Durchbruch.
Letzte Ausfahrt Individualtraining
Vor der Rückrunde nährten sich jedoch die Hoffnungen auf einen Wandel im Kopf von Kurt. In Dubai machte er sich mit einem Personal-Trainer fit, präsentierte auf Instagram seine sichtbar verbesserte Konstitution. Großartig verbessert hat sich seine Situation bei der Hertha seither aber nicht. Kurt hat derzeit keine Aussicht in den Bundesliga-Kader zu rücken. "Wir möchten weiter mit Sinan arbeiten und ihn entwickeln, da wir unverändert Potenzial bei ihm erkennen. Er ist zwar in einem verbesserten Zustand aus dem Winterurlaub zurückgekehrt, aber noch nicht auf dem Level, welches wir uns von ihm wünschen", wurde Hertha-Manager Michael Preetz in einem Vereins-Tweet zitiert.
Der Verein hat deshalb jetzt mit einer ungewöhnlichen Maßnahme reagiert und Kurt aus dem Team-Training genommen. Zwei bis drei Wochen soll Kurt "abseits des Teamtrainings mit individuellen Einheiten auf dieses Level kommen", so Preetz. "Um eine Alternative im Kader bei uns zu werden."
Bei der Hertha hofft man, dass es mit dieser Maßnahme endlich 'Klick' macht bei Kurt. "Wir erhoffen uns auch, dass er außerhalb seines gewohnten Umfeldes in Sachen Eigenständigkeit und Eigenverantwortung weiterkommt", drückte es Preetz aus.
Es dürfte die wohl endgültig letzte Chance für Kurt sein. Sein Vertrag bei der Hertha läuft zwar noch bis 2019 - sollte aber auch dieser Versuch scheitern, wird Kurt auf der Bundesliga-Bühne wahrscheinlich nicht mehr auftauchen.