5 Gründe, wieso Kohfeldt Wolfsburgs beste Wahl ist
Von Marc Knieper
Florian Kohfeldt ist neuer Cheftrainer des VfL Wolfsburg. Damit steigt der 39-Jährige nur wenige Monate nach seiner Entlassung in Bremen zurück in den Ring und möchte die Wölfe alsbald aus ihrer tiefen Ergebniskrise hieven. Fünf Gründe, warum der Bundesligist aus Niedersachen bei FloKo die richtige Wahl getroffen hat:
1. Empathie und Fachwissen
Wenn Kohfeldt zwei Dinge ganz besonders besitzt, dann sind es Empathie und fußballerisches Fachwissen. Die kurze Zeit bis zur Partie in Leverkusen am Samstagnachmittag möchte der Wolfsburger Neu-Coach vor allem dafür nutzen, "viele Gespräche zu führen und mir einen ersten Überblick zu verschaffen".
Kein Ding für den empathischen Fachmann. Kohfeldt gilt als besonders einfühlsam, redegewandt und kollegial. Erste Gespräche mit Spielern dürften das allgemeine Selbstvertrauen innerhalb des Teams stärken.
Dass es direkt von 0 auf 100 geht, sollte für ihn kein Problem darstellen. Bereits in Bremen rettete er seinen Ex-Klub nach seiner Übernahme im November 2017 in seiner ersten Saison vor dem Abstieg und verfehlte in der darauf folgenden Spielzeit nur denkbar knapp die internationalen Plätze.
2. Offensivfußball und Konstanz
Der große Vorteil gegenüber seines Kaders in Bremen: Bei den Wölfen ist die nötige Qualität für seinen geliebten Offensiv-Fußball vorhanden. Kohfeldt gilt als klarer Freund des Offensivfußballs, musste sich mit Werder gen Ende der letzten Bundesliga-Saison aber mangels Alternativen häufig hinten reinstellen.
Eine Notlösung, die ein weiteres wichtiges Attribut des Fußballlehrers aufdeckte. Denn trotz der Offensiv-Probleme am Osterdeich, gelang es dem gebürtigen Siegener zumindest, eine kompakte und sichere Defensive zu stellen.
Defensiv-Konstanz wurde bei Kohfeldt groß geschrieben, verhalf den Bremern zum von vielen bereits sicher geglaubten Klassenerhalt, der wegen des zu frühen Umschwungs auf Offensivfußball aber doch noch in den bitteren Abstieg mündete.
3. Leidenschaftlicher Jungspund-Lehrer
McNulty, Lang, Vranckx, Bialek, Felix und Lukas Nmecha, Lacroix, Baku - die Liste der Wolfsburger Youngster scheint schier unendlich. Die Verantwortlichen setzen klar auf Jugendarbeit ihrer hungrigen Talente - und die gilt es zu füttern.
FloKo scheint dabei als bekennender Jungspund-Lehrer genau der richtige Mann. Bereits bei Werder formte er Youngster wie Josh Sargent, Romano Schmid, Felix Agu und Jean Manuel Mbom. Auch beim VfL wird Kohfeldt aus jungen Spielern gestandene Bundesliga-Profis machen.
4. Flexibilität und Krisenmanagement
Was sich erst einmal nach dem Anforderungsprofil eines Pressesprechers (oder so) anhört, besitzt Kohfeldt in Fülle: Flexibilität und Krisenmanagement. Immer wieder musste er beim SVW auf personelle Ausfälle reagieren und formte trotz großer Personallücken und der nie kompensierten Baustelle im defensiven Mittelfeld eine bestmögliche frische und junge Truppe.
Die Medien prasselten immer wieder auf ihn ein, viele Fans forderten sein Aus, doch Kohfeldt reagierte stets gelassen und cool, präsentierte sich vor laufender Kamera eloquent und ließ sich nicht beirren.
5. Grün-weißes Blut
Kohfeldt liebt und lebt seine Arbeit. Durch seine Adern floss und fließt grün-weißes Blut. Am Osterdeich bewies er, wie stark er sich mit Werder und der Stadt identifizierte. Trotz extrem schwieriger Phasen hielt er immer zum Verein und zu seinen Spielern und Kollegen.
Im heutigen Fußball eine Seltenheit, aber: Kohfeldt ist ein herzensguter Mensch - und wird mit seiner Art und Weise zu einer guten Atmosphäre in der Autostadt beitragen.
Dass beim VfL Wolfsburg in Kohfeldt ab sofort ein langfristig ausgerichteter und im Zeitalter des auf Talente fokussierten Jungspund-Fußballs engagierter Trainer an der Seitenlinie steht, der trotz Schwierigkeiten einen Plan verfolgt, flexibel reagiert und sich durch potenzielle Kritik nicht beirren lässt, ist genau richtig. Denn wirklich "lange" saß zuletzt nur Dieter Hecking an der Seitenlinie (2012-2016) der Wölfe. Allerhöchste Zeit, langfristige Struktur in den Klub zu bringen - und das mit Florian Kohfeldt.