25 Jahre Bosman-Urteil: "Wie ein Sechser, an dem ich nicht beteiligt werde!"

Da lächelte Bosmann (Mitte) noch: Der Spieler, zusammen mit seinen Anwälten, nach dem Urteilsspruch der Richter des EuGH
Da lächelte Bosmann (Mitte) noch: Der Spieler, zusammen mit seinen Anwälten, nach dem Urteilsspruch der Richter des EuGH / STF/Getty Images
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Heute, am 15. Dezember 2020, jährt sich zum 25. Mal das Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das den Profi-Fußball so tiefgreifend verändert hat, wie kaum ein anderes Ereignis zuvor. Der Mann, der diese Entwicklung ins Rollen brachte und unter dessen Namen das Urteil bis heute bekannt ist, profitierte am Ende nicht von der richterlichen Entscheidung.

Jean-Marc Bosman war im Jahr 1990 als Spieler des RFC Lüttich aktiv. Nach Zerwürfnissen mit der Vereinsführung wollte diese ihm nur noch einen Vertrag zu erheblich geringeren Bezügen (umgerechnet 880 statt 3.500 Euro monatlich) anbieten - was Bosman ablehnte.

Als er jedoch zum französischen USL Dunkerque wechseln wollte, machte ihm sein Noch-Klub einen Strich durch die Rechnung. Sie forderten von den Franzosen eine überhöhte Ablösesumme - die diese wiederum nicht zahlen wollten. Infolgedessen verweigerte der RFC Lüttich Bosman wiederum die Freigabe - woraufhin dieser vorm Europäischen Gerichtshof klagte.

Richter kippten das hergebrachte Ablösesystem - und sorgten für Freizügigkeit innerhalb der EU

Und dieser gab dem Spieler am Ende recht. Das bis dato operierende System der Ablösesummen nach Vertragsablauf verstieße, so die Luxemburger Richter, gegen das Freizügigkeitsprinzip.

Im Zuge dieser Entscheidung fielen in vielen europäischen Ländern auch die Beschränkungen für EU-Ausländer. Erst seit dem Bosman-Urteil ist es für Klubs möglich, eine komplette Startelf ohne einen einzigen nationalen Spieler aufs Feld zu schicken.

Zunächst wurde das Urteil dann auch von fast allen Ländern in Europa gefeiert. Wohl auch aus der (nachvollziehbaren) Unwissenheit heraus, welch dramatische Folgen es zeitigen würde. Diese manifestieren sich nämlich heutzutage, 25 Jahre danach, in explodierenden Spieler-Gehältern und Entschädigungszahlungen bei vor Vertragsende stattfindenden Wechseln, an denen wiederum ein ganzes Heer von Beratern ebenfalls kräftig partizipiert.

Bosman selbst profitierte nicht von seinem juristischen Erfolg

Der Mann, der das Ganze seinerzeit ins Rollen brachte, wurde nach diesem historischen Wendepunkt nicht mehr richtig glücklich. Damals, unmittelbar nach dem Verdikt des EuGH, bezeichnete Bosman den juristischen Erfolg noch als einen "Sechser im Lotto".

Doch wenn man ihn heute sieht, nahezu am Rande der Existenz wandelnd, muss man konstatieren, dass ein Sechser im echten Lotto wohl besser gewesen wäre. Im selben Bild bleibend, sagt der nunmehr 56-jährige Belgier heute (via kicker): "Als hätte ich jemandem die richtigen Lottozahlen verraten, aber dann werde ich nicht am Gewinn beteiligt." Mit dem heutigen Wissen jedenfalls würde er "nicht mehr vor Gericht ziehen".