HSV in der Corona-Klemme: Die Hanseaten leiden extrem unter der Zuschauerbeschränkung
Von Dominik Hager
Der HSV möchte am Dienstagabend endlich wieder ein richtiges Ausrufezeichen setzen und im DFB-Pokal-Achtelfinale Bundesligist Köln aus dem Wettbewerb werfen. Für den Tabellen-Fünften der 2.Bundesliga geht es aber um viel mehr als ein sportliches Lebenszeichen. Der Einzug ins Viertelfinale wird schließlich mit gut einer Million Euro belohnt.
Beim HSV gibt es derzeit nicht sonderlich viel zu lachen. Der Klub hat sportlich mit einer Flut an Unentschieden zu kämpfen und darüber hinaus noch finanzielle Sorgen. Diese kommen natürlich auch nicht von ungefähr. Der Hamburger Sportverein ist schon lange kein solide geführter Klub und gibt an allen Enden zu viel Geld aus.
2.000 statt 57.000 Zuschauer: Der HSV verliert beim Heimspiel gegen St. Pauli Millionen
Dass sich der Klub bislang dennoch immer über Wasser halten konnte, lag zum einen an den Kühne-Millionen und zum anderen an den Zuschauer-Einnahmen. Das Volksparkstadion fasst schließlich 57.000 Plätze und ist trotz der häufig mauen Leistungen dank der bewundernswert leidensfähigen Fans auch meist gut gefüllt. Gerade seit dem Abstieg und fehlender TV-Millionen ist diese Einnahmequelle noch wichtiger geworden.
Demnach ist es selbstverständlich, dass der HSV zu den größten Opfern der Pandemie gehört. Während die Stadien in den meisten anderen europäischen Ligen schon wieder recht gut gefüllt sind, kann man das Publikum in der Bundesliga meist mit einer Hand abzählen.
Die Hamburger haben ohnehin noch Glück im Unglück, dass beim Derby gegen St. Pauli 2000 Fans ins Stadion dürfen. Trotzdem bleiben ganze 96 Prozent des Stadions leer. Zum Vergleich: In der Elbphilharmonie dürfen genauso viele Zuschauer Platz nehmen, was einer Auslastung von 95 Prozent im Innenbereich entspricht.
Rappelvoll wäre das Volksparkstadion gegen St. Pauli definitiv, wenn die Regularien andere wären. Demnach verliert der HSV alleine durch dieses Spiel zwei Millionen Euro an Einnahmen.
HSV-Verantwortliche auf Lösungssuche: Alles wird auf den Prüfstand gestellt
Die Hamburger Verantwortlichen haben aber nun mal keinen Einfluss auf die Entscheidungen der Politik und sind selbst gefordert, Lösungen zu finden. Daher möchte der neue Finanzvorstand Dr. Thomas Wüstelfeld gemäß BILD-Angaben alle Ausgaben auf den Prüfstand stellen. Geprüft wird jedoch auch, wie die Verluste abgefedert werden können. In der Diskussion steht außerdem, ob man eine weitere staatliche Hilfe beantragen möchte.
Auswirkungen auf das Gehalt der Spieler oder auf das Transfer-Budget von Sport-Vorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel sollen die Verluste jedoch nicht haben. Dass der HSV im Winter keine Unsummen in neue Spieler stecken kann, sollte jedoch auch jedem klar sein.
HSV bangt vor Heimspiel gegen Bremen und hält 30.000 Zuschauer für vertretbar
Derzeit planen die Hamburger damit, dass die Zuschauerzahl bis Ende Februar auf 2000 Fans pro Heimspiel beschränkt sein wird. Der Klub möchte die hohen Verluste ein wenig beschränken, indem immerhin 800 Karten an VIP- und Businesskunden gehen. Auf Dauer bringt dieser Zug allerdings auch wenig. Das nächste Mega-Verlustgeschäft droht schließlich bereits am 27. Februar, wenn das Stadion beim Top-Spiel gegen Bremen unter normalen Bedingungen definitiv ausverkauft wäre.
Wenig überraschend hat man in Hamburg wenig Verständnis für die harten Maßnahmen der Politik. BILD-Informationen zufolge hält der Verein 30.000 Zuschauer (inklusive 2G+, Abstand und Maskenpflicht) für vertretbar.