1. FC Köln: Verstraete rudert nach Interview zurück - FC bezieht Stellung
Von Florian Bajus

Nach den positiven Corona-Fällen beim 1. FC Köln hat Mittelfeldspieler Birger Verstraete im belgischen Fernsehen Zweifel über die geplante Fortsetzung der Saison geäußert. Auf der Vereinswebsite bezog der Klub nun Stellung zu den Aussagen des 26-Jährigen. Auch Verstraete meldete sich noch einmal zu Wort.
Beim belgischen TV-Sender VTM kritisierte Verstraete das Vorgehen der Klubs bei positiv getesteten Spielern, da nur die betroffenen Personen in Quarantäne geschickt werden. Die übrigen Spieler sollen dagegen weiterhin trainieren. "Das ist ein bisschen bizarr. Auf jeden Fall war es geplant, dass wir im Falle eines negativen Tests oder positiven Tests weitertrainieren", sagte der Mittelfeldspieler.
Eigenen Angaben zufolge war er mit den betroffenen Personen - es handelt sich um zwei Profis und einen Physiotherapeuten - in einer Trainingsgruppe. "Der Physiotherapeut ist der Mann, der mich und andere Spieler wochenlang behandelt hat. Und mit einem der beiden Spieler habe ich am Donnerstag im Fitnessstudio ein Duo gebildet. Dass wir überhaupt nicht mit ihnen in Kontakt gekommen sind, ist nicht ganz richtig", so Verstraete.
Die Gesundheit der Spieler müsse über dem Fußball stehen, kritisiert Verstraete: "Ich möchte, dass alle gesund sind, bevor wir wieder Fußball spielen. Wenn der Verein beschließt, dass wir so weitermachen wie bisher, könnte es ein Signal aller Bundesliga-Mannschaften geben, zu argumentieren, dass dies unverantwortlich ist. Erst Gesundheit, dann Fußball."
Stellungnahme: Vorwürfe sind nicht korrekt
Am Sonntag bezog der FC Stellung zum Interview, das die Kritik an der geplanten Fortsetzung der Saison verschärft hat. Wie es auf der Vereinswebsite heißt, dürfen die Spieler erst dann trainieren oder spielen, wenn sie an zwei aufeinanderfolgenden Tests negativ auf SARS-CoV-2 getestet wurden. Dies sei "im Einklang mit dem medizinischen Konzept der DFL". Nach der ersten Testrunde am Donnerstag werde der Bundesligist daher sein Personal am Montag erneut testen.
Auch Verstraetes Vorwurf bezüglich des Kontakts zu den infizierten Spielern weist der Klub zurück. Demzufolge seien während des Trainingsbetriebs sämtliche "Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen" eingehalten worden.
Zusätzlich wird noch einmal ausdrücklich betont, dass das zuständige Gesundheitsamt basierend auf den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts darüber entscheidet, wie mit den betroffenen Spielern und den Mannschaftskollegen der jeweiligen Gruppe verfahren wird. Das Kölner Gesundheitsamt gab am Samstag grünes Licht für die Fortsetzung des Trainingsbetriebs. "Sowohl die Betroffenen als auch der FC haben den zuständigen Behörden jederzeit transparent und korrekt Auskunft über den Ablauf des Trainingsbetriebs gegeben. Auf dieser Basis haben die zuständigen Gesundheitsbehörden entschieden, dass der 1. FC Köln das bisherige Konzept fortsetzen kann", heißt es in der Stellungnahme.
Verstraete rudert zurück: "Habe mich an einigen Stellen falsch ausgedrückt"
Verstraete selbst revidiert seine Kritik. "Nachdem die drei positiven Fälle in unserem Kreis bekannt wurden, habe ich einem Interview über meine persönlichen Sorgen vor einer Ansteckung meiner Freundin berichtet. Dabei habe ich mich an einigen Stellen falsch ausgedrückt, so dass in der Übersetzung ein missverständlicher Eindruck entstanden ist, der mir leid tut. Statt aus der Emotion heraus ein Interview zu geben, hätte ich den Kontakt zu unserem Arzt suchen und mir meine Fragen erklären lassen müssen", wird er in der Stellungnahme zitiert.
Er habe nicht beabsichtigt, den Behörden oder dem Verein "Vorwürfe zu machen. Ich fühle mich beim FC wohl und gut aufgehoben. Ich werde weiter im Training und im Spiel beim FC alles geben und möchte die Saison in Köln zu Ende spielen." Seine Partnerin, die aufgrund von Herzproblemen zur Risikogruppe gehöre, werde sich vorerst in Belgien aufhalten.