Der 1. FC Köln nach dem Klassenerhalt - HSV und Schalke lassen grüßen!
Von Christian Gaul
Der 1. FC Köln konnte sich in einer letztlich einseitigen Partie in Kiel mit dem Klassenerhalt belohnen, doch damit sind die grundlegenden Probleme beileibe nicht behoben. Durch die Freistellung von Horst Heldt wird deutlich, dass sich mehr als eine Parallele zu Vereinen wie dem HSV, Werder Bremen oder dem FC Schalke 04 ziehen lässt.
Nach dem erfolgreich bestrittenen Relegationsduell gegen Holstein Kiel lag man sich in Köln in den Armen. Der Klassenerhalt wurde erreicht und die Verpflichtung von Retter Friedhelm Funkel zahlte sich aus. Der eigentlich schon in Rente gegangene Trainer sorgte seit seiner Übernahme des Abstiegskandidaten nicht nur für die nötigen Ergebnisse. Vielmehr verwandelte er ein brachliegendes Team in eine kampfstarke und spielfreudige Mannschaft, die sich den Verbleib in der Bundesliga mehr als verdiente.
Dass mit Horst Heldt nun der Verantwortliche für die Funkel-Verpflichtung gehen musste, wirft jedoch einen großen Schatten auf den erfreulichen Ausgang der abgelaufenen Saison. Denn der nun ehemalige Geschäftsführer Sport wurde vom Vorstand als ungenügend bewertet und musste seinen Hut nehmen.
Es hat den Anschein, dass der FC-Vorstand mit dieser Entscheidung den nächsten Niedergang eines Traditionsklubs einleitet - denn die Parallelen zu anderen Vereinen sind erschreckend.
Sparmaßnahmen, Uneinigkeit und Personalverschleiß - geht Köln den Hamburger, Schalker und Bremer Weg?
Der HSV rettete sich zweimal über die Relegation, bevor es den Klub im Sommer 2018 dann doch erwischte und der ewige Bundesligist den Gang in die 2. Bundesliga antreten musste. Werder Bremen mühte sich im Vorjahr gegen den 1. FC Heidenheim zum Liga-Verbleib, nur um in der kommenden Saison doch im Unterhaus anzutreten.
Der FC könnte sich nahtlos in diese Reihe einfügen, gibt er doch nach dem gefeierten Klassenerhalt kein gutes Bild ab. Sicherlich musste auch der VfL Wolfsburg 2017 und 2018 in die Relegation und spielt nun in der Champions League.
Doch im Gegensatz zu den Wölfen verfügt Köln nicht über die Mittel, einen Turnaround einzuleiten. Ganz im Gegenteil, trägt der FC-Vorstand doch nach Angaben des kicker den aktuellen Geschäftsführern auf, in diesem Sommer einen Betrag von 20 bis 30 Millionen Euro an Transferüberschuss zu generieren. Die sportliche Substanz des Teams soll dabei zweitrangig behandelt werden.
Die eher populistische Entscheidung, Heldt zu beurlauben, wirkt dabei wie ein Schalker Personalverschleiß, denn eine durchdachte und wirklich begründbare Handlung. Übernehmen sollen in Zukunft Dr. Jörg Jakobs gemeinsam mit Ex-Keeper Thomas Kessler und dem bisherigen Heldt-Assistenten Lucas Berg.
Abgesehen von der Funkel-Verpflichtung und der erzielten Einigung mit Neu-Trainer Steffen Baumgart, der sich zuletzt wenig erfreut über die Entlassung Heldts zeigte, stellte der ehemalige Geschäftsführer Sport mit wenigen Mitteln ein Team zusammen, dass den Klassenerhalt erreichte. Für die langwierigen Ausfälle von Schlüsselspielern wie Sebastian Andersson, Florian Kainz, Sebastiaan Bornauw oder Jonas Hector kann Heldt nicht in die Verantwortung genommen werden.
Eben jene Spieler sollen nun für Einnahmen in Millionenhöhe sorgen, doch der sportliche Verlust wäre nicht aufzufangen - siehe Schalke in der abgelaufenen Spielzeit.
Wo wir schon bei den Knappen sind: FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle ließ nun verlauten, dass man sich mit Mark Uth einen Heilsbringer an die Brust heften will. "Wir waren in den letzten Wochen im intensiven Austausch und sind da sehr weit. Der Spieler hat Interesse, zum FC zu kommen", wird er bei FUNKE-Sport zitiert. Für den Stürmer, der bereits in der Rückrunde 2019/20 von Schalke an den FC verliehen war, könnte sich seine letzte Saison wiederholen.
Denn als einer der wenigen Qualitätsspieler in einer von Substanzverlust gebeutelten Truppe den Klassenerhalt zu erreichen, gelang Uth auch schon in Gelsenkirchen nicht.