1:1 im Rückspiel - Bayern ist raus! Die Erkenntnisse zum Spiel

Der FC Bayern scheidet aus der Champions League aus
Der FC Bayern scheidet aus der Champions League aus / Alexander Hassenstein/GettyImages
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Der FC Bayern ist raus! Das Wunder im Rückspiel des Viertelfinals in der Champions League gegen Manchester City blieb am Mittwochabend in München aus. In der ersten Halbzeit machten die Bayern viel richtig, strahlten letztlich aber zu wenig Kaltschnäuzigkeit und Torgefahr aus.

Manchester City reichten eine konzentrierte Defensiv-Leistung sowie ganz wenige Nadelstiche in der Offensive. In der ersten Halbzeit vergab Erling Haaland noch einen Handelfmeter, in der 57. Spielminute traf der Norweger dann aber zum 1:0. Damit war das Duell entschieden. Joshua Kimmich glich nach 83. Minuten noch per Elfmeter aus.

Die Erkenntnisse zum Spiel.

1. Robert Lewandowski fehlt

Dem FC Bayern fehlt ein Vollstrecker. Da gibt es keine zwei Meinungen. Gegen Manchester City konnte sich der FC Bayern in einige aussichtsreiche Situationen kombinieren, blieb im gegnerischen Sechzehner aber komplett ideenlos. Halbherzige Flanken oder noch ein Querpass - so verdaddelte der Rekordmeister seine Chancen.

Das war im vergangenen Jahr noch anders. Da stand vorne ein Robert Lewandowski, der den Ball in der Box magisch anzuziehen schien, der Halbchancen verwertete und als Zielspieler fast immer anspielbar. Diese Qualität geht den Bayern abhanden. Und die Mannschaft von Thomas Tuchel kann im letzten Drittel noch so gut spielen: wenn keiner da ist, der die Tore macht, gewinnst du keinen Blumentopf.

Ausreichend Chancen gab es gegen Manchester City; meist waren es aber Leroy Sane oder Kinglsey Coman, die schließlich den Ball aufs Tor bringen mussten. Und bei all ihren Stärken: Vollstrecker sind Coman und Sane definitiv nicht.

Spätestens nach den zwei Spielen gegen Manchester City müsste den Verantwortlichen klar sein: im Sommer muss die Mittelstürmer-Position auf dem Transfermarkt absolute Priorität haben.

2. Zu wenig Münchener in Topform

Im Rückspiel gegen Manchester City konnten Leroy Sane und Kingsley Coman herausragen - wenn auch beide Defizite im Torabschluss aufwiesen. Benjamin Pavard machte ein ordentliches Spiel, ebenso wie Matthijs de Ligt. Da hört's dann aber auch.

Zu wenig Spieler sind aktuell auf der Form, die du brauchst, um in der Champions League zu bestehen. Joshua Kimmich und Leon Goretzka wirken jeweils wie ein Schatten ihrer Selbst, Dayot Upamecano ist ein Unsicherheitsfaktor, Joao Cancelo ein Fremdkörper, Jamal Musiala taucht aktuell viel zu häufig ab. Eric Maxim Choupo-Moting fehlte im Rückspiel gegen City nach seiner Verletzungspause noch die nötige Wettkampfschärfe.

Auch von der Bank kann Tuchel aktuell zu wenig Esprit nachlegen: Sadio Mane ist nur noch eine Randfigur, Serge Gnabry nicht in Form, Thomas Müller ein wenig über den Zenit.

In Summe reicht das zwar zu zwei sehr guten Leistungen gegen Manchester City, aber auch zu einem Endergebnis nach Hin- und Rückspiel von 0:4.

3. Man City einfach abgezockt

Nach dem 3:0 im Hinspiel ließ Manchester City im Rückspiel in München nichts mehr anbrennen. Die Sky Blues machten es clever, konzentrierten sich auf eine kompakte Verteidiungsleistung und Konterspiel über Erling Haaland. Letzteres reichte zu einem Elfmeter (den Haaland verschoss) und schließlich doch zu einem Treffer des Norwegers.

Hervorzuheben ist aber der defensive Ansatz Guardiolas. Mit vier nominellen Innenverteidigern auf dem Rasen (Dias, Akanji, Ake, Stones) schob City bei Münchner Angriffen - auch bei Kontern - einfach das Zentrum zu; da bei den Bayern kein klarer Mittelstürmer spielt und City sich der Überlegenheit in der Luft und im direkten Zweikampf sicher sein konnte, ließen die Gäste die Bayern auf den Flügeln gewähren und konzentrierten sich auf das Schließen der Tür im Zentrum.

Die Taktik ging auf: Bayern kam zwar zu vielen Aktionen im letzten Drittel, kaum aber zu hundertprozentigen Torchancen.

4. Der FC Bayern aktuell einfach kein "Killer"

Der April ist die heißeste Phase im europäischen Vereinsfußball; dort werden letztlich die Weichen für sämtliche Titel gestellt. Zwei davon hat der FC Bayern nun verspielt.

Die Gründe dafür sind vielfältig: die Trainerentlassung und weitere Eskapaden haben Unruhe gebracht, der Kader ist schlecht zusammengestellt, zu viele Spieler aktuell nicht in Topform.

Nichtsdestotrotz spiegeln die Ergebnisse nicht unbedingt die zuletzt gezeigten Leistungen wieder. Gerade gegen Manchester City war der deutsche Rekordmeister eigentlich in drei Halbzeiten besser. Am Ende kann sich der FC Bayern davon aber nichts kaufen.

Momentan scheint einfach der "Killer-Instinkt" beim FC Bayern zu fehlen. Die Bayern sind dafür bekannt, gerade in der Phase im April und im Mai auf die Sekunde da zu sein, 100 Prozent abzurufen und Spiele zu ziehen. Diese besonderen Merkmale der ganz großen Top-Mannschaften kann der FC Bayern aktuell einfach nicht abrufen; anders als Manchester City.

5. Geredet werden muss über das Regelwerk, nicht über den Schiedsrichter

Die DAZN-Kommentatoren und die meisten Fans im Netz waren sich einig: die Schiedsrichterleistung war unterirdisch. Dabei kann man Clement Turpin und seinem Team letztlich nicht viel vorwerfen.

Die Rote Karte gegen Dayot Upamecano, die korrekterweise zurückgenommen wurde, muss er geben: entscheidet er vorher auf Abseits und liegt damit falsch, kann er die Notbremse von Upamecano nicht mehr bewerten. Das ist gängige Praxis und nicht das Verfolgen irgendeiner Agenda gegen den FC Bayern und Upamecano.

Selbiges gilt für beide Handelfmeter: das waren gemäß dem Regelwerk korrekte Entscheidungen. Dem Schiedsrichter ist das nicht anzukreiden.

Sicher gab es Aktionen, in denen Turpin unglücklich agierte, vielleicht zu tendenziös entschied. Die scharfe Kritik, die der Unparteiische von vielen Fans und den Kommentatoren von DAZN erfuhr, muss an dieser Stelle aber schon teilweise relativiert werden.

Sprechen muss man allerdings über die Auslegung der Handspielregel. Dass diese jeder Vernunft entbehrt, wissen wir mittlerweile alle. Gerade in diesen besonderen, saisonentscheidenden Spielen ist es aber nur noch enervierend, dass nahezu jeder Handkontakt im Strafraum zu einem Elfmeter führt. Das macht schlichtweg keinen Spaß mehr; zumal in den seltensten Fällen absichtlich die Hand benutzt wird, um eine Torchance zu verhindern - sie hängt einfach nur am Körper.


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