Nur eine Kopie? So viel Pep steckt in Bayerns Kompany-Fußball
Von Oliver Helbig
Der FC Bayern München ist unter Vincent Kompany wieder deutlich mehr bayern-like geworden. Die Dominanz des deutschen Rekordmeisters ist in die Bundesliga zurückgekehrt - das muss man ligaweit anerkennen, auch wenn in München noch an einigen Stellschrauben gedreht werden muss. Nicht wenige erkennen in der aktuellen Spielweise der Bayern bekannte Züge aus der Zeit unter Pep Guardiola. Doch wie viel Pep steckt tatsächlich in Kompanys Spielweise?
Nach zuletzt nicht immer berauschenden Jahren erkennen die Bayern-Fans ihren Verein unter Kompany immer besser wieder. Die Handschrift des Belgiers passt zum dominanten Fußball, der in der jüngeren Vergangenheit vor allem unter Guardiola und Flick zelebriert wurde, und sorgt im Herbst für Frühlingsgefühle in den Herzen der Münchner Anhänger. Ein kleiner Beweis: 64 Prozent Ballbesitz hatten die Bayern zuletzt unter dem Katalanen Guardiola in die Statistik gezaubert. Kein Wunder, arbeitete Kompany als aktiver Profi doch jahrelang unter Guardiola und war unter ihm sogar Kapitän von Manchester City. Kompany hat seinen Stil also beim wohl besten Trainer der letzten Jahre - vielleicht aller Zeiten - gelernt und das findet sich dementsprechend auch im Spiel des FCB wieder. "Fußballtaktik. Raumlehre. Die Nutzung des Raums und dessen Auswirkung auf das Gesamtspiel. Das Managen des Raums ist das Größte, was ich von Pep gelernt habe", huldigte Kompany seinem großen Lehrmeister bereits.
Hohes Pressing liefert zwei Faktoren des Erfolgs
Die Bayern attackieren die gegnerische Mannschaft bereits tief in der eigenen Hälfte und reduzieren so den Raum für einen kontrollierten Spielaufbau auf ein Minimum. Daraus ergeben sich zwei wesentliche Faktoren für die Spielweise der Belgier.
Zum einen wird der Ball weit vor dem eigenen Tor verteidigt und damit die Gefahr, die von der gegnerischen Angriffsreihe ausgeht, reduziert.
Zum anderen ist man bei Balleroberung bereits nahe am gegnerischen Tor und sorgt so für kurze Wege zum eigenen Torabschluss. Dass die Bayern auf diese Weise bereits eine Vielzahl von Chancen herausgespielt und Tore erzielt haben, hat sich im bisherigen Saisonverlauf eindrucksvoll gezeigt.
Offensiv ausgerichtete Außenverteidiger
Durch das hohe Verschieben der Münchner Außenverteidiger entsteht meist eine Überzahlsituation in Strafraumnähe, die den Gegner unter Druck setzt. Durch geschickte Ballverlagerungen rund um den gegnerischen Sechzehner sorgen die Bayern so sowohl über die Flügel als auch im Zentrum für Gefahr und sind umso schwerer auszurechnen. Das war auch unter Guardiola ein Charakteristikum des Bayern-Spiels, dem der Katalane nach seiner Zeit als Barca-Trainer nicht nur in München, sondern auch bei Manchester City treu blieb. Zum Vorteil Kompanys.
Mehr als eine Pep-Kopie
Als ehemaliger Weltklasse-Verteidiger hat Kompany dem Guardiola-Stil jedoch seine eigene defensive Note verliehen und damit in gewisser Weise mehr als nur eine Kopie des Guardiola-Fußballs geschaffen. Gegenüber dem früheren zentralen Mittelfeldspieler Guardiola ist die Sicht des Abwehrspielers Kompany auch auf die Aufgabenstellungen dieses Mannschaftsbereichs gerichtet. Beeindruckender Beleg: Unter Guardiola ließen die Münchner noch 8,0 Torschüsse pro Partie zu. Unter Kompany reduzierte sich diese Statistik auf bislang 5,1 Torschüsse pro Spiel.
"Wenn ich mich als Coach beschreibe, definiere ich mich über meinen Charakter und meine Persönlichkeit. Alles andere ist hoffentlich einfach sehr nützlich auf dem Weg zum Erfolg", sagt Kompany selbst über seine Herangehensweise und setzt sich damit klar ab von reinen Guardiola-Vergleichen. Der Belgier hat unter seinem früheren Trainer bei City sicherlich den Stamm seiner Arbeit erlernt doch die einzelnen Äste seines Spiels definiert er für sich selbst - mit Sicherheit bereits in dieser Saison mit dem dementsprechenden Ernten der Früchten seiner Arbeit.
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