Nötiges Opfer für größere Ziele: Darum muss der FC Bayern Sané abgeben

Leroy Sané kann in der laufenden Saison noch nicht überzeugen. Es gibt gute Gründe, den Vertrag mit dem 28-Jährigen nicht zu verlängern. Ein Kommentar.
Leroy Sané bietet zu wenig Leistung für zu viel Geld.
Leroy Sané bietet zu wenig Leistung für zu viel Geld. / Jürgen Fromme - firo sportphoto/GettyImages
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Max Eberl hat jede Menge zu tun, wenn er die auslaufenden Verträge von Joshua Kimmich, Leroy Sané, Alphonso Davies und den noch bis 2026 gebundenen Jamal Musiala verlängern möchte. Natürlich muss sich der FC Bayern die Frage stellen, bei wem sich eine solche Verlängerung überhaupt lohnt. Mit Thomas Müller und Manuel Neuer wird der Verein wohl in naher Zukunft zwei seiner Gesichter verlieren und es lohnt sich nur in Spieler zu investieren, die auch in die Fußstapfen der beiden Leader-Figuren und langjährigen Leistungsträger treten können.

Letzten Gerüchten zufolge zögern die Bayern-Verantwortlichen gegenwärtig ein wenig damit, den Vertrag von Leroy Sané zu verlängern, da dessen Leistungen zu unbeständig sind. Bis jetzt haben sich die Münchner im Zweifelsfall meist dazu entschieden, dennoch mit ihren Akteuren zu verlängern. Gespräche werden offenbar auch noch geführt (90min berichtete). Bei Sané sollten die Münchner jedoch klare Kante zeigen und sich von diesem trennen. Wir verraten fünf Gründe dafür.


1. Verletzungsanfälligkeit gepaart mit zunehmendem Alter

Spielertypen wie Leroy Sané können nur funktionieren, wenn sie topfit, flink und widerstandsfähig sind. Genau das ist nämlich nötig, um die Gegenspieler in den Eins-gegen-Eins-Duellen zu schlagen. Bei Sané war das in den letzten Jahren nicht häufig genug der Fall. Insbesondere im Kalenderjahr 2024 war er eigentlich nie wirklich in Topform. Seine Quote bei Dribblings ist in der laufenden Saison mit 35 Prozent erfolgreichen Versuchen (laut ligainsider.de) erschreckend schwach. Zum Vergleich: Kingsley Coman und Jamal Musiala kommen auf 51 Prozent, Michael Olise und Serge Gnabry immerhin noch auf 48 bzw. 43 Prozent.

Es ist auch nicht zu erwarten, dass sie das groß ändert und Sané bald wieder federleicht an seinen Gegenspielern vorbeiläuft. Der Bayern-Profi wird im Januar 29 Jahre alt, was für einen Außenbahnspieler nicht mehr allzu jung ist. Bedenkt man, wie häufig Sané mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hat, ist es keine sonderlich gewagte Prognose, dass es mit seinem aktuell noch immer sehr hohen Sprinttempo mittel- und langfristig bergab geht. Damit wäre Sané seiner wichtigsten Waffe beraubt. Zudem dürften die Ausfallzeiten mit fortschreitendem Alter auch nicht kürzer werden.


2. Prioritäten sind klar: Bayern sollte Ressourcen anders bündeln

Es ist bestens bekannt, dass der FC Bayern seinen Spieler-Etat reduzieren möchte und zudem heiß auf Florian Wirtz ist. Beide Angelegenheiten umzusetzen, dürfte jedoch nicht allzu leicht werden. Klar ist, dass die Münchner Jamal Musiala ein Top-Angebot unterbreiten müssen, weil ein Abgang des 21-Jährigen die absolute Total-Katastrophe wäre. Hinzu kommt, dass die Verträge von Joshua Kimmich und Alphonso Davies ebenfalls auslaufen. Kimmich ist im Mittelfeld gesetzt, ein klarer Leader und würde vermutlich nach dem Karriereende von Manuel Neuer auch die Kapitänsbinde übernehmen. Damit hat sein Dasein für den FC Bayern einen deutlich höheren Stellenwert. Zwar ist Davies noch immer ein Stück weit davon entfernt, ein klarer Leistungsträger zu sein, trotzdem wäre es nicht leicht (oder günstig), den Kanadier zu ersetzen. Insbesondere der Speed des Linksverteidigers ist im Kompany-Fußball Gold wert.

Sané ist im Gegensatz zu Kimmich und Davies kein klarer Stammspieler und absolut ersetzbar. Dies gilt natürlich insbesondere, wenn mit Florian Wirtz ein weiterer Offensiv-Star hinzu kommt. Folgerichtig ist klar, wie der FC Bayern seine Scheine verbraten sollte. Wichtig wären der Wirtz-Transfer, die Verlängerungen mit Musiala und Kimmich und im Idealfall auch noch mit Davies. Um die Kosten nicht explodieren zu lassen, wäre eine Trennung von Sané, der knapp 20 Millionen Euro pro Jahr kassieren soll, folgerichtig.


3. Sané ist für sein Gehalt zu unbeständig - insbesondere in den Rückrunden

Für einen Spieler, der so unfassbar gut bezahlt wird wie Sané, sind seine Leistungen seit seiner Ankunft beim FC Bayern im Jahr 2020 schlichtweg zu unbeständig. Immer wieder lässt Sané in den Hinrunden seine Klasse aufblitzen, um dann in den Rückrunden über weite Strecken abzutauchen oder enorm unglücklich zu agieren. Noch nie ist es dem 28-Jährigen gelungen, eine Saison auf Top-Niveau durchzuspielen.

Besonders problematisch ist natürlich, dass die heiße Saisonphase nun mal in der Rückrunde vonstatten geht. Hier stehen die Big Matches in der Champions League und im DFB-Pokal an. Sané konnte in diesen Partien allerdings zu selten überzeugen, vergab oft große Torchancen und verzettelte sich in seinen Aktionen. Daher ist er schlichtweg nicht im Entferntesten der Unterschiedsspieler, wie es beispielsweise Arjen Robben oder Franck Ribery waren.


4. Der FC Bayern benötigt einen Umbruch auf den Flügeln

Das Prunkstück der Bayern-Offensive ist ganz klar das Zentrum mit Jamal Musiala auf der Zehn und und Harry Kane in der Sturmspitze. Bereits letztes Jahr, aber auch in dieser Saison schwächeln die offensiven Außenbahnen ein wenig. Eigentlich war im Sommer auch allen Beteiligten klar, dass nach vielen Jahren mit Sané, Gnabry und Coman ein Umbruch her muss. Dieser scheiterte jedoch daran, dass Gnabry und Coman nicht wechseln wollten. Zwar kam mit Michael Olise ein neuer Mann, der auf Anhieb besser performt als seine Konkurrenten, jedoch scheint das nicht zu reichen.

Natürlich könnte man jetzt diskutieren, welcher der drei etablierten Außenstürmer wechseln sollte, jedoch ist Sané eben der einzige Spieler, dessen Vertrag endet, wohingegen man bei Gnabry und Coman auch keine Möglichkeit hat, diese vom Hof zu jagen. In der laufenden Saison konnten beide zumindest auch vereinzelt aufzeigen, Gnabry zu Saisonbeginn und Coman in den letzten Wochen. Sané konnte das (wenn auch zum Teil verletzungsbedingt) nicht und hat in allen drei Wettbewerben erst je einen Scorer markieren können. Dies ist natürlich viel zu wenig!


5. Niedrige Frustrations-Grenze: Einstellung von Sané schwankt

Man kann nicht mal behaupten, dass Leroy Sané lauffaul wäre oder nicht richtig in der Defensive mitarbeitet. An guten Tagen ist der 28-Jährige sehr engagiert und gewinnt auch viele Bälle. Dann gibt es aber eben auch genau diese Tage oder Phasen in einem Spiel, in denen all das nicht mehr zu sehen ist. Sané neigt dazu, nach misslungenen Szenen frustriert zu sein und wenn das der Fall ist, lässt er sich das krass anmerken.

Beim Klassiker gegen den BVB waren genau diese Szenen zu sehen. Sané verliert den Ball, winkt ab, bleibt stehen und legt einfach eine ganz schwache Körpersprache an den Tag. Nicht jeder Spieler ist der geborene Leader und doch gelingt es sehr vielen Akteuren, zumindest über 90 Minuten den Kopf oben zu haben und alles für den Sieg zu geben. Sané ist einfach zu anfällig dafür, eine schlechte Einstellung an den Tag zu legen.


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