"No Brainer"-Entscheidung: Georgia Stanway über den FC Bayern und ihre Zukunftspläne

Seit zweieinhalb Jahren spielt Georgia Stanway nun schon für den FC Bayern München. In einem Interview mit 'BBC' spricht die Mittelfeldspielerin über ihre Karriere und ihre Pläne für die Zukunft.
Georgia Stanway
Georgia Stanway / Craig Stennett/GettyImages
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"Seit der ersten Woche hat es sich sofort wie zu Hause angefühlt": Georgia Stanway wird nicht müde zu betonen, wie wohl sie sich beim FC Bayern München fühlt. Im Sommer 2022 wechselte die Engländerin nach einer herausragenden Europameisterschaft überraschend von Manchester City an die Isar. Dort entwickelte sich die zentrale Mittelfeldspielerin weiter und wurde zu einer unverzichtbaren Spielerin im Team der Münchenerinnen. Aufgrund einer Außenbandverletzung im rechten Knie wird Stanway jetzt allerdings für mehrere Monate ausfallen - ein Einsatz in dieser Saison ist ungewiss. In einem Interview mit BBC spricht Georgia Stanway über ihren Wechsel nach München, ihre persönliche und sportliche Entwicklung sowie ihre Pläne in der Zukunft.

"No-Brainer"-Entscheidung und Gesangseinlage bei der Meisterfeier

"Ich bin nach München gewechselt, um meine Karriere zu verbessern", erklärt Stanway. Sieben Jahre habe sie bei Manchester City gespielt und eine Art Stillstand verspürt. Die 26-Jährige habe ein neues Umfeld und eine neue Kultur kennenlernen wollen. "Bayern München hat angefragt und die Entscheidung war für mich ein No-Brainer", so die Mittelfeldspielerin. Weder sie noch ihr Umfeld habe eine Meinung über den FC Bayern gehabt. Doch genau das habe Georgia Stanway gebraucht: "Ich begab mich in eine Umgebung, in der ich niemanden kannte, und das war etwas, was ich wirklich wollte. Wenn man sich außerhalb der Komfortzone befindet, können vielleicht die besten Dinge passieren." Unter gute Dinge, die passiert sind, zählen wohl auch die zwei Meistertitel, die Stanway während ihrer Zeit bei den Bayern bereits feiern durfte. Die Titel würden ihr viel bedeuten, "weil ich auch einen großen Anteil daran hatte".

Eine Situation, die vielen Fans bei den Feierlichkeiten in Erinnerung bleiben wird, ist, als Georgia Stanway auf dem Balkon des Rathauses am Marienplatz eine Performance von Sweet Caroline zum besten gab: "In meinem ersten Jahr hier hatten wir gerade die EM gewonnen. Wir haben im Finale gegen Deutschland gespielt und unser Turnierlied war Sweet Caroline. Der Typ am Mikrofon bei der Meisterfeier sagte: 'Okay, jetzt bekommen wir einen Song von Georgia', und ich wusste nicht wirklich, was mich erwarten würde. Dann ist es eine Techno-Version von Sweet Caroline und meine Stimme geht direkt in den Fernseher, sodass ich hundertmal schlimmer klinge. Ich schiebe es auch darauf, dass ich vorher ein paar Bier getrunken habe."

"Es gab einen Kampf um alles"

Während ihrer Zeit bei den Bayern ist Stanway vor allem auf dem Platz gewachsen. Nicht nur spielerisch, sondern auch als Führungsspielerin. "Ich bekam hier eher eine Führungsrolle, die ich vorher nie wirklich hatte. Ich habe keine Angst davor zu kommunizieren oder mehr zu verlangen. Ich habe hohe Erwartungen an mich und meine Teamkolleginnen", bestätigt die Engländerin. Weiter sagt sie: "Ich wollte immer die Beste und Erste in allem und perfekt sein. Ich würde meinem jüngeren Ich sagen, dass Unvollkommenheiten gut und ein Grund zum Wachsen ist."

Viel gelernt habe Georgia Stanway vor allem durch das Zusammenleben mit ihren drei Brüdern. "Als Mädchen, umgeben von drei Jungs, wurde alles zu einem Kampf. Wer zuerst das Abendessen aufisst oder den Vordersitz im Auto bekommt - es gab einen Kampf um alles und keine Zeit zum Ausruhen", erklärt die Mittelfeldspielerin. Das habe sie sowohl als Person, aber noch mehr als Spielerin geprägt: "Diese Lebhaftigkeit und Fähigkeit, hart zu spielen oder einen harten Zweikampf zu starten."

Die Gründung einer eigenen Stiftung

Georgia Stanway wuchs im Nordwesten Englands auf. Die Möglichkeiten, eine professionelle Karriere zu beginnen, waren limitiert. Ohne die Unterstützung ihrer Eltern wäre Stanway jetzt nicht dort, wo sie ist. Damit Mädchen nicht genau die gleichen Herausforderungen und Hürden überwinden müssen, will die englische Nationalspielerin ihnen helfen: "Ich möchte eine Stiftung gründen, um Menschen zu unterstützen, die sich an geografisch ungünstigen Orten befinden. Ich möchte allen Chancen und Zugang ermöglichen. Menschen sollten nicht aufgrund ihres Wohnortes eingeschränkt werden. Jeder sollte die gleichen Chancen haben, denn manchmal können wir nicht kontrollieren, wo wir leben, aber wir sollten in der Lage sein, zu kontrollieren, wohin wir im Leben wollen."

Georgia Stanway
Georgia Stanway ist auch bei der englischen Nationalmannschaft eine Führungsspielerin / Sportsphoto/Allstar/GettyImages

Jetzt geht es für Georgia Stanway aber auch darum, an ihrem Comeback zu arbeiten, um im besten Fall bei der EM in der Schweiz mitwirken zu können. Die Engländerinnen gehen als amtierende Europameisterinnen in das Turnier. Allerdings erlebten die Lionesses schwierige Monate: "Es war enttäuschend, sich nicht für die Olympischen Spiele zu qualifizieren oder das WM-Finale zu verlieren. Wir hatten keine wirklich erfolgreiche Nations League." Laut Stanway seien solche Tiefen aber besonders nach den Erfolgen in der letzten Zeit unvermeidbar. Jetzt würde aber ein "neuer Zyklus" beginnen. Ob Georgia Stanway schon bei der Europameisterschaft daran teilhaben kann, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.