Nebulöses 1:1 zwischen Bayern und Eintracht hält Bundesliga spannend
Von Adriana Wehrens
Als die Spielerinnen nach der Halbzeitpause wieder den Platz am FC Bayern Campus betraten, war ihnen die Verwirrung anzusehen. Denn wo zuvor in der ersten Hälfte noch gute Sichtverhältnisse geherrscht hatten, erhob sich nun eine Nebelwand. Nach Wiederanpfiff war in einigen Momenten nicht einmal der Ball mit Blick von einer Spielfeldseite auf die andere zu erkennen. Etwas leichter wurde es, als das Spielgerät durch eine Variante in neon-orange ausgetauscht wurde.
Doch dies sollte an diesem Montagabend nicht die einzige Überraschung bleiben. Denn Eintracht Frankfurt gelang es wie schon in der vorigen Saison, einen Punkt aus München zu entführen. Obwohl der FCB über weite Strecken überlegen war, konnte die Mannschaft von Alexander Straus nur eine ihrer vielzähligen Chancen nutzen, während die Adlerträgerinnen effektiv vor dem Tor waren.
Doch noch einmal von vorne: Auch mit einem Blick auf die Startelf des FC Bayern München gab es zwei erste Überraschungen. Sowohl Torhüterin Ena Mahmutovic als auch Youngster Alara Sehitler gaben ihr Startelf-Debüt für den FCB. Hingegen vertraute Niko Arnautis abgesehen von dem Wechsel von Lara Prasnikar für Elisa Senß auf seine gewohnten Starter.
Es war nicht lange gespielt, da ereilte beide Mannschaften ein Deja-vu. Genau wie beim letzten Aufeinandertreffen im März 2024 im Halbfinale des DFB-Pokals bekamen die Bayern gleich in den ersten Spielminuten einen Handelfmeter zugesprochen. Und wieder war es Eintracht-Innenverteidigerin Sara Doorsoun, die den Strafstoß verursachte. Doch dieses Mal landete der Schuss von Georgia Stanway, die vom Punkt antrat, nicht im Tor, da Stina Johannes gut parierte. Den Nachschuss setzte die Engländerin aus kurzer Entfernung deutlich über das Tor.
Es ging intensiv weiter. Beide Teams entschieden sich für eine taktische Ausrichtung, bei der die gegnerischen Verteidigerinnen hoch angelaufen werden, um Spielzüge schon früh zu stören. Während der FC Bayern auf seine bewährte Methode des Ballbesitzfußballs setzte, nutzte die SGE ihre Spielanteile, um schnörkellos nach vorne zu finden. Das Chancenplus lag anschließend bei den Münchnerinnen. Die Adlerträgerinnen mühten sich in einigen Situationen bis zum Abschluss.
Es war Pernille Harder, die nach dem Elfmeter erstmals wieder richtig gefährlich wurde. Die Dänin kam vor dem Frankfurter Tor frei zum Kopfball (18.), verfehlte jedoch das Tor. Wenig später pflückte Linda Dallmann einen Pass in die Spitze bilderbuchreif herunter, fand sich dann jedoch mit dem Rücken zum Tor in schwieriger Position. Unterdessen fasste Mahmutovic auf der anderen Seite eine gefährlich werdende Flanke von Geraldine Reuteler rechtzeitig ab und ein Lührßen-Abschluss von der Strafraumgrenze wurde im letzten Moment geblockt.
Typisch für den FC Bayern, dass schließlich der Führungstreffer nach etwas Geduld durch eine Standardsituation entstand. Die Hereingabe von Klara Bühl fand Harder, die per Kopf zum 1:0-Halbzeitstand einnetzte (34.). Nach der Partie bestätigten die Bayern-Spielerinnen, dass es sich dabei um eine eingeübte Variante gehandelt hatte.
Mit viel Energie ging es auch in Hälfte zwei weiter, obwohl die Nebelwand mittlerweile die Sichtverhältnisse deutlich einschränkte. Kurz nach Wiederanpfiff kam Sehitler nach Querpass von Dallmann komplett frei zum Schuss, legte den Ball jedoch etwas überhastet über das Tor (48.). Fast im direkten Gegenzug kam die Eintracht, die mittlerweile besser ins Spiel gefunden hatte, zu ihrer bislang besten Chance über Laura Freigang. Die aktuell beste Torjägerin der Liga nutzte die Gelegenheit zur Krönung des Konters jedoch nicht aus, um den Ausgleich zu erzielen.
Doch auch die Bayern blieben weiter gefährlich. Klara Bühl setzte sich gekonnt im Eins-gegen-Eins mit Nationalmannschaftskollegin Sophia Kleinherne durch und schloss ins lange Toreck ab. Doch wieder war Johannes zur Stelle, die den Ball zur Seite abwehren konnte.
Die richtungsweisende Szene ereignete sich in der 68. Minute, als Frankfurt den eigenen Angriff mit einem langen Pass in die Spitze einleitete. Erst sah es ganz so aus, als ob Bayern-Verteidigerin Glodis Perla Viggosdottir die Situation im Griff habe. Doch da kam Nicole Anyomi mit ihrem Tempo im Rücken angelaufen, eroberte den Ball und setzte sich an der Auslinie entlang durch. Bei ihrem Abschluss aus kurzer Distanz blieb Mahmutovic machtlos und musste wenig später den Adlerträgerinnen beim Jubeln zusehen.
Trotz weiterer Bemühungen blieb es beim 1:1. In den letzten Minuten feierte Eintracht-Kapitänin Tanja Pawollek noch ihr Comeback nach einer Kreuzbandverletzung und half ihrer Mannschaft, den Sieg über die Zeit zu bekommen.
Durch das Unentschieden holt sich der FC Bayern die Tabellenführung zurück, ist aber nun punktgleich mit dem VfL Wolfsburg. Unterdessen folgen mit nur zwei Zählern Abstand Frankfurt und Bayer 04 Leverkusen. Dies macht den Kampf um die vorderen Tabellenplätze umso spannender und sollte den Attraktivitätswert der Frauen-Bundesliga weiter steigern.