Nagelsmann erklärt Plan mit Kimmich: "Was ist die kleinere, was ist die größere Baustelle?"
Von Simon Zimmermann

Die deutsche Nationalmannschaft kommt Ende März erstmals in diesem Jahr zusammen. Am 20. und 23. März stehen die beiden Duelle im Nations-League-Viertelfinale gegen Italien an. Bundestrainer Julian Nagelsmann wird in seinem Kader ein wenig umbauen müssen. Mit Florian Wirtz, Aleksandar Pavlovic und Kai Havertz werden drei wichtige Spieler definitiv fehlen.
Fest eingeplant ist dagegen Kapitän Joshua Kimmich. Nagelsmann erklärte im Interview mit der FAZ auch, auf welcher Position er den Mittelfeldchef der Bayern sieht. Beim Rekordmeister hat sich Kimmich unter Trainer Vincent Kompany wieder auf der Doppelsechs zur unverzichtbaren Größe gemacht. Im DFB-Team wird Kimmich aber vorerst weiter als Rechtsverteidiger eingeplant.
"Ich muss abwägen: Was ist die kleinere, was ist die größere Baustelle?", erklärte Nagelsmann. "Aktuell sehe ich noch keinen stabileren Rechtsverteidiger als Josh, erst recht nicht nach der Verletzung von Benny Henrichs", führte der Bundestrainer aus. Während Henrichs mit einem Achillessehnenriss noch lange ausfallen wird, drängen sich dahinter keine Rechtsverteidiger-Kandidaten für eine größere Rolle im DFB-Team auf.
Im zentralen Mittelfeld sieht das nach Meinung des Bundestrainers schon anders aus: "Auf der Sechs habe ich Pascal [Groß], Angelo [Stiller], Pavlo [Aleksandar Pavlović], wenn er fit ist, Rob [Andrich], Felix [Nmecha] und weitere Kandidaten. Das ist die kleinere Baustelle. Deswegen halte ich auch erst einmal daran fest."
Nagelsmann: "Bin über viele Leistungen nicht superglücklich"
Zwischen den Zeilen ist aber durchaus zu vernehmen, dass Nagelsmann Kimmich am liebsten auf seiner Parade-Position im Zentrum aufbieten würde - sollte er die nötigen Alternativen hinten rechts haben. "Wir haben ein paar Kandidaten, aber ich bin über viele Leistungen nicht superglücklich. Da würde ich mich freuen, wenn Spieler einfach mitdenken und schauen, welche Position vakant ist und wo sie sich relativ leicht reinspielen können", kritisierte der 37-Jährige.
So oder so, von den Qualitäten seines Kapitäns ist der Bundestrainer überzeugt. "Vor allem ist Josh ein gutes Beispiel für die Frage, welche Rolle die Emotionalität neben der Qualität spielt. Gegen Leverkusen hatten beide Mannschaften die ersten 30 Minuten den Ansatz, das Pressing des Gegners mit langen Bällen zu überspielen. Da hat Josh eigentlich jedes Kopfballduell gewonnen. Das war ein richtig gutes Zeichen an junge Spieler: Wenn es dir sehr wichtig ist, ein Spiel zu gewinnen, kannst du auch jedes Kopfballduell gewinnen, selbst wenn du nur 1,77 Meter groß bist. Wenn du nicht den unbedingten Willen hast, ein Kopfballduell zu gewinnen, bringt es auch nichts, wenn du 1,90 bist. Bei Josh sah man genau, wie bedeutend es ihm ist, in der Champions League weiterzukommen. Das zeigte er in jeder Aktion."
In dieser Saison zeigt Kimmich seine Klasse auch wieder konstant. Zweifel am 30-Jährigen gibt es dennoch hier und da. Nagelsmann hat dafür eine recht simple Erklärung: "Er ist ein Spieler, der polarisiert, durch seine Art, auch durch seinen Ehrgeiz. Ehrgeiz ist etwas, das nicht jeder super-sympathisch findet. Wenn du einer bist, der immer gewinnen will und das auch sehr verkörpert, deuten das viele als arrogant oder als zu ehrgeizig. Er ist einer, der aneckt, eine Meinung hat, diese auch kundtut. Ich finde, man muss auch nicht unbedingt über alle Zweifel erhaben sein. Man muss versuchen, immer sein Bestes zu geben, alles reinzuwerfen."