Nach krasser Elfmeter-Kritik: Atalanta-Star schießt gegen eigenen Trainer zurück
Von Simon Zimmermann

Atalanta Bergamo hat sich überraschend aus der Champions League verabschieden müssen. Der amtierende Europa-League-Sieger musste sich im eigenen Stadion dem FC Brügge mit 1:3 geschlagen geben. Schon das Hinspiel in Belgien hatte La Dea mit 1:2 verloren.
Im Rückspiel am Dienstagabend lag Atalanta nach 45 Minuten mit 0:3 zurück. Die Aussichten aufs Weiterkommen waren verschwindend gering. Direkt nach der Pause sorgte Ademola Lookman mit seinem Anschlusstreffer aber nochmal für ein klein wenig Hoffnung. Die der ehemalige Leipzig-Flop nach gut einer Stunde noch deutlich größer hätte werden lassen können. Doch Lookman scheiterte vom Punkt an Brügge-Keeper Simon Mignolet - es blieb beim 1:3 und dem Königsklassen-Aus von La Dea.
"Einer der schlechtesten Elfmeterschützen, die ich je gesehen habe"
Nach dem Spiel überraschte Atalantas Trainer-Ikone Gian Piero Gasperini mit seiner heftigen Kritik gegen den eigenen Stürmer. Der 67-jährige Italiener stellte Lookmans Elfmeter-Fähigkeiten infrage: "Lookman hätte den Elfmeter nicht schießen dürfen. Er ist einer der schlechtesten Elfmeterschützen, die ich je gesehen habe", so die knallharte Aussage des Atalanta-Trainers. "Er hat eine schreckliche Bilanz, sogar im Training, er verwandelt nur sehr wenige davon", legte Gasperini nach.
"[Mateo] Retegui und [Charles] De Ketelaere waren da, aber Lookman hat in einem Moment der Begeisterung nach dem Tor beschlossen, den Ball zu nehmen, und das war eine Geste, die ich überhaupt nicht gut fand", schimpfte der Italiener.
Am Tag nach dem Spiel reagierte Lookman öffentlich auf die Kritik seines Trainers. Über eine Story auf seinem Instagram-Kanal veröffentlichte der 27-Jährige ein Statement. "Es macht mich traurig, an einem Tag wie diesem dieses Statement schreiben zu müssen - vor allem wegen dem, was wir gemeinsam als Team und als Stadt erreicht haben", begann er.
Und weiter: "Die Art und Weise, wie ich herausgegriffen wurde, tut nicht nur weh, sondern fühlt sich auch zutiefst respektlos an, nicht zuletzt wegen der immensen harten Arbeit und des Engagements, das ich jeden Tag geleistet habe, um diesem Verein und den unglaublichen Fans von Bergamo zum Erfolg zu verhelfen."
"In Wahrheit habe ich während meiner Zeit hier viele schwierige Momente erlebt - über die meisten davon habe ich nie gesprochen, weil meiner Meinung nach die Mannschaft immer geschützt werden und an erster Stelle stehen muss. Umso mehr schmerzt das, was gestern Abend passiert ist. Neben unseren unglaublichen Fans schmerzt auch uns als Mannschaft das Ergebnis von gestern Abend. Während des Spiels wies mich der eigentliche Elfmeterschütze an, den Elfmeter zu übernehmen, und um die Mannschaft zu unterstützen, übernahm ich in diesem Moment die Verantwortung, dies zu tun. Im Leben geht es um Herausforderungen und darum, Schmerz in Kraft zu verwandeln, und das werde ich auch weiterhin tun."
Afrikas Fußballer des Jahres blüht in Bergamo eigentlich so richtig auf. Im Finale der Europa League schoß er Bayer Leverkusen 2024 mit einem Dreierpack ab, am Ende der Vorsaison standen für ihn 17 Tore und zehn Vorlagen in 45 Pflichtspielen. Auch deshalb wurde Lookman vor der Saison mit einigen europäischen Topklubs in Verbindung gebracht. Mit 15 Toren und sieben Vorlagen in 28 Partien der laufenden Spielzeit konnte er seine Ausbeute für Atalanta sogar noch steigern. Im kommenden Sommer soll der 27-Jährige deshalb erneut bei großen Klubs auf der Liste stehen - unter anderem Real Madrid und Manchester United werden gehandelt.
Die Aussagen seines Trainers am Dienstagabend dürften nun nicht unbedingt dazu beigetragen haben, dass Lookman Wechselangebote ablehnen wird. Bei Atalanta steht er noch bis 2026 unter Vertrag, der Verein soll aber eine Option auf eine einjährige Verlängerung besitzen. Lookmans Marktwert wird derzeit auf 55 Millionen Euro geschätzt.
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