Nach CL-Aus: Experten bei Kompany uneins - Kritik an Bayerns Transferpolitik

Der FC Bayern hat das Finale Dahoam verpasst. Die Experten ziehen ein erstes Resümee der ersten Saison von Vincent Kompany in München und der Transferpolitik des Rekordmeisters.
Vincent Kompany kann seine Debüt-Saison beim FC Bayern maximal mit dem Meistertitel beenden.
Vincent Kompany kann seine Debüt-Saison beim FC Bayern maximal mit dem Meistertitel beenden. / Nicolò Campo/GettyImages
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Die erste Saison von Vincent Kompany an der Seitenlinie des FC Bayern wird maximal mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft enden. Nach dem frühen aus im DFB-Pokal vergaben die Münchner mit dem Ausscheiden in der Champions League gegen Inter Mailand die nächste Titelchance. Die beiden deutschen TV-Experten Lothar Matthäus und Didi Hamann ziehen nun zwei völlig unterschiedliche Zwischenfazite.

Für Matthäus ist das Aus gegen den italienischen Meister für sich keine Schande. "Aufgrund vieler Dinge, die in den vergangenen Jahren passiert sind, kann man nicht erwarten, dass der FC Bayern die Champions League gewinnt oder das Triple holt", sagt der 64-Jährige gegenüber Sky. Matthäus betont, dass sich auch andere europäische Größen wie Real Madrid, Manchester City oder der FC Liverpool vorzeitig aus dem Wettbewerb verabschieden mussten.

Bei den Münchnern kam erschwerend hinzu, dass zahlreiche wichtige Stammspieler wie Jamal Musiala, Manuel Neuer, Alphonso Davies oder Dayot Upamecano fehlten. Laut Matthäus sei keine Mannschaft auf der Welt in der Lage, "so viele wichtige Spieler zu ersetzen". Dennoch habe der FC Bayern "gezeigt, dass man immer noch eine der Top-Mannschaften in Europa ist".

"Er hat mir das Gefühl gegeben, dass das Mia San Mia zurück ist."

Lothar Matthäus über Vincent Kompany

Vincent Kompany kommt in der Bewertung des früheren Weltfußballers sehr positiv weg. "Er hat mir das Gefühl gegeben, dass das Mia San Mia zurück ist", lobt Matthäus, der aber auch zugibt: "Er hat natürlich den einen oder anderen Fehler gemacht und hätte vielleicht Thomas Müller im Hinspiel gegen Inter von Anfang an spielen lassen müssen. Aber bei solchen Entscheidungen ist man nachher immer schlauer."

"In den Spielen gegen Inter war die Chancenverwertung das größte Manko. Daran muss man arbeiten. Man kann Kompany aber nicht vorwerfen, dass er die Mannschaft nicht im Griff hat oder keine Spielidee hat. Er hat eine tolle, eine geile Spielidee. Keiner hätte Kompany zu Beginn zugetraut, was er geschafft hat. Er hat die Mannschaft wieder vereint und er hat sie unterhaltsam spielen lassen. Die Spieler hatten wieder Freude im Spaß, im Gegensatz zu den eineinhalb bis zwei Jahren zuvor", so Matthäus weiter.

Hamann übt Kritik an Kompany: "Jede Position wird überdacht"

Didi Hamann sieht die erste Kompany-Saison deutlich kritischer. "Man wird jetzt schauen, dass man Meister wird, aber wenn man sich die ganze Saison ansieht, auch wie sie Fußball gespielt haben, muss man sagen, dass es einfach nicht genug war", bilanziert der TV-Experte (via Sport Bild).

Für Hamann sitzt daher auch Kompany nicht fest im Sattel: "Da wird man sich jetzt zusammensetzen und schauen, was das Beste ist. Jede Position wird überdacht und wenn man sich dazu entscheidet, dass man mit dem Trainer nicht weitermacht, dann brauchst du natürlich einen anderen."

Zwar müsse "erst mal schauen, wer verfügbar und auf dem Markt ist", doch eine Personalie bringt Hamann sofort mit den Münchnern in Verbindung: "Die Gerüchte um Xabi Alonso gehen auch nicht weg. Einen Florian Wirtz will man, das wäre wahrscheinlich noch mal eine Trumpfkarte, wenn man den Trainer bekommt. Ich glaube, da ist im Moment nichts ausgeschlossen. Das wird jetzt unheimlich spannend, was dort in den nächsten Tagen und Wochen passiert."

Matthäus kritisiert Transferpolitik - und Hoeneß' Alleingang bei Wirtz

Für Matthäus ist derweil eher die Transferpolitik das Problem. "In den vergangenen Jahren haben einige Transfers nicht gestimmt, aber dafür kann der Trainer nichts. Joao Palhinha war nicht sein Wunschspieler, sondern der von Thomas Tuchel", sagt die deutsche Fußballlegende und nimmt stattdessen Max Eberl in die Pflicht: "Man hätte von Max, abgesehen vom guten Einkauf Michael Olise, vielleicht andere Transfers erwartet, vor allem Verkäufe. Der FC Bayern hätte bei den Verhandlungen mit Jamal Musiala und Alphonso Davies zudem natürlich gerne Geld gespart. Geld, das der FC Bayern über die Jahre eingespielt und auf die hohe Kante gelegt hat. Dadurch ist Eberl in die Kritik geraten."

Dass derzeit wohl Uli Hoeneß alleine die Aufgabe übernimmt, sich um einen Transfer von Florian Wirtz zu bemühen, ist für Matthäus ein weiterer Kritikpunkt an Eberl: "Solche Dinge haben sich in den vergangenen Jahren eingebürgert und sind nicht gut für eine gesunde Energie im Verein. Auch wie die Personalie Müller abgelaufen ist, hat Eberl nicht gutgetan. Solche Fehler sind schlecht. Nicht nur in der internen Kommunikation, sondern auch für die Außendarstellung, die in den vergangenen Jahren in Schieflage geraten ist."


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