Nach Bayern-Aus: Was für Müller jetzt Sinn machen würde - Ein Kommentar

Die Spielerkarriere von Thomas Müller beim FC Bayern wird in absehbarer Zeit zu Ende gehen, aber das muss noch nicht das Ende seiner Karriere bedeuten - im Gegenteil. In meinen Augen gibt es für Müller nur ein passendes Ziel.
Thomas Müller
Thomas Müller / Stefan Matzke - sampics/GettyImages
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Nun ist es traurige Gewissheit: Thomas Müller wird den FC Bayern München zum Saisonende verlassen - zumindest als aktiver Fußballer. Das verkündete die Vereinslegende am Wochenende höchstpersönlich über seine Social-Media-Kanäle und löste damit eine bundesligaweite Welle von Ehrerbietungen und Spekulationen um seine Zukunft aus. Wie geht es für den 35-Jährigen weiter? Folgt das Karriereende oder wagt Müller ein neues Abenteuer - das erste außerhalb des hochdekorierten Bayern-Trikots? Nachdem Müller nach eigener Aussage gerne noch ein Jahr in München drangehängt hätte, scheint die Lust auf den aktiven Fußball noch immer in ihm zu brennen und deshalb wird seine Karriere im Sommer wohl noch nicht enden. Stattdessen scheint eine Fortsetzung - so schwer es auch vorstellbar scheint - in neuem Gewand durchaus möglich. Doch wohin passt Müller?

Müllers große Stärke und wohl auch sein großes Alleinstellungsmerkmal im modernen Fußball ist sein Näschen für besondere Räume. Müller ist immer dort, wo ihn niemand vermutet, und hat im Laufe seiner Karriere immer wieder bewiesen, dass genau diese Fähigkeit des fast hellseherischen Vorausdenkens für den deutschen Rekordmeister Gold wert ist. Warum? Weil es der FC Bayern aufgrund seiner stets hohen Dominanz regelmäßig mit eng besetzten Strafräumen zu tun hat und selten in den Genuss von Umschalt- oder Konterangriffen kommt. Gerade deshalb war Müllers Näschen tief in der gegnerischen Hälfte immer wieder erfolgreich und sorgte dafür, dass der Bayer in 743 Pflichtspielen für den FC Bayern an beeindruckenden 520 Toren direkt beteiligt war. 247 davon erzielte Müller selbst - auch dank seiner besonderen Fähigkeiten als Trüffelhund für besondere Strafraumszenen. Gerade im heutigen hochmodernen Fußball, wo jeder Laufweg per Videoanalyse planbar scheint, flog Müller für alle unter dem Radar.

Ebenso wichtig war Müllers großes Fußballverständnis auf dem Platz. Wie wichtig Radio Müller als Taktgeber und Strippenzieher auf dem Spielfeld war, zeigten die zuschauerlosen Spiele der Corona-Zeit, in denen die Bayern-Ikone permanent das Geschehen auf dem Platz dirigierte - fast wie ein spielender Trainer.

Müllers Stärken: Bei Bayern nicht mehr benötigt- woanders Gold wert

Doch wo passt Müller mit seinen großen Stärken am besten hin? Für mich ist die Antwort klar: Serie A! In Italien wird vor allem in der Defensive kleinteilig taktisch gearbeitet wie kaum anderswo. Verteidigen wurde in Italien nicht erst seit Paolo Maldini zur Kunst und es endete auch nicht mit Maldinis Karriereende. Der klassische Catenaccio ist zwar schon lange nicht mehr zeitgemäß, aber auch die aufgepeppte Version verlangt den Offensivspielern in der höchsten italienischen Spielklasse so einiges ab. Müllers Stärken könnten gerade hier zum großen Erfolgsfaktor für zahlreiche Vereine werden - zumal die Serie A ebenso dafür bekannt ist, auch in die Jahre gekommenen Fußballstars noch eine hohe Wertschätzung entgegenzubringen.

Thomas Müller könnte in der Serie A seine großen Stärken also hervorragend ausspielen und sich auch bei einem italienischen Traditionsverein unvergesslich machen. Mit Blick auf den kommenden Champions League-Gegner der Bayern würde Müller mit seiner freien Spielweise hervorragend in das System von Inzaghi bei Inter Mailand passen. Auch Inter ist oft drückend überlegen und durch Inzaghis taktischer Herangehensweise geradezu geschaffen für den Freigeist und Lückensucher Müller. Allerdings wohl ebenso als Teilzeitkraft wie das zuletzt beim FC Bayern der Fall war.

Aber auch bei Lazio Rom kann ich mir Thomas Müller sehr gut vorstellen. Müller könnte dort den 37-jährigen Spanier Pedro ersetzen, der neben den Flügelpositionen auch häufig hinter den Spitzen eingesetzt wird und dessen Vertrag ebenfalls im kommenden Sommer ausläuft. Nach Miroslav Klose wäre Müller dann der nächste deutsche WM-Held von 2014 der in der Offensive der Laziali aufliefe. In meinen Augen macht Müller zu Lazio ebenfalls Sinn. Wichtig wäre dafür aber wohl auch, dass die Römer das internationale Geschäft erreichen. Müller im Lazio-Trikot? Kann ich mir gut vorstellen!

Miroslav Klose
Ließ seine große Karriere bei Lazio Rom in der Serie A ausklingen: Miroslav Klose / Paolo Bruno/GettyImages

Auch beim Inter-Stadtrivalen AC Mailand könnte Müller zum neuen Leader werden und dem wankenden Giganten zu altem Glanz verhelfen. Allerdings wirkt das Transferverhalten der Rossoneri in letzter Zeit oft wenig durchdacht, so dass Milan derzeit kämpfen muss, um den Anschluss an die internationalen Plätze nicht zu verlieren. Mein Bauchgefühl sagt mir: Müller und Milan - das passt im Moment vielleicht nicht so gut.

MLS und Müller - passt das überhaupt?

Natürlich wäre auch die US-amerikanische MLS eine attraktive Adresse für Müller und aus marketingtechnischer Sicht auch für die Bayern, aber aus fußballromantischer Sicht kann ich mir die personifizierte Verknüpfung von Profifußballer, Vereinsliebe und Fannähe Thomas Müller in der noch recht künstlich wirkenden amerikanischen Fußballliga nur schwer vorstellen. Das fremdelt bei mir ähnlich wie Jürgen Klopp im RB-Kosmos. Zumal der Familienmensch wohl alleine und ohne Frau Lisa über den großen Teich müsste. Müller im goldenen Herbst seiner Fußballkarriere im fußballerischen Dolce Vita Italiens - das fände ich ehrlich gesagt unheimlich spannend und überaus passend. So wäre Müller auch nicht fern der bayerischen Heimat und den heimischen Pferden. Dass die lockere Art und das breite Spitzbubengrinsen des Ur-Münchners in Italien auf reichlich Gegenliebe stoßen würde versteht sich von selbst. Wer weiß - vielleicht sendet Radio Müller ja bald fetzigen Italo-Pop. Ci vediamo presto!


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